Kolumne > Ladies Lounge 13: Gerüchteküche - zum Kotzen! - Alles bestens auf der Venus
Oh mein Gott, hast du schon gehört? Jenny solls angeblich mit Marco getrieben haben! Und das auf der Geburtstagsfeier von Andrea! - Wer ist das? - Sie ist die Schwester von Marco, dessen bester Freund mit Lena zusammen ist. - Na und? - Die hat angeblich erst letzte Woche mit Marco Schluss gemacht, weil er angeblich mit Toms Schwester Iris geschlafen hat.
Kommt Ihnen diese Szene bekannt vor? Manchmal kommt mir das Leben vor wie eine dieser richtig schnulzigen Seifenopern. Liebe, Sex, Beziehungen, Trennungen, Herzschmerz und Gerüchteküche. Herzzerreißend traurig, ungeheuer romantisch, verstrickt bis zum geht nicht mehr und unrealistisch *räusper* unehrlich zum Kotzen.
Oft manövriert man sich selbst in eine dieser Situationen, in der man der leidende Zuhörende ist, eigentlich schon beim dritten unbekannten Namen ausgestiegen ist und sich nun die gesamte Geschichte anhören muss. Und wozu? Mal ehrlich, wen zum Teufel interessiert ein Marco, der es mit einer Jenny, einer Lena oder sonst wem getrieben hat? Was ändert es am eigenen Leben, wenn irgendein völlig unbekannter Mensch irgendwelche Liebesprobleme hat?
Ich für meinen Teil halte mich gern aus dem Tratschmarkt heraus. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf am Arsch an der Heide, wo die Gerüchteküche überbrodelt, egal was man sagt oder tut, habe ich schon früh gelernt, was es bedeutet, wenn andere alles über einen zu wissen glauben. Und heute frage ich mich noch immer, worin liegt der Sinn? Haben denn die Leute kein eigenes Leben, dem sie sich widmen können? Ist der anderen Freud, oder viel eher Leid, die einzige Existenzberechtigung für sie?
Viel schlimmer jedoch sind jene Leute, die dem Getratsche über sich Bedeutung zumessen und somit Feuerholz nachlegen. Warum sollte es jemandem wichtig sein, was andere, meist Unbekannte, über einen sagen oder denken? Sind andere Menschen und deren Meinung eine Daseinsberechtigung für Jedermann? Da muss ich doch direkt an den Ärzte-Song "Lasse reden" denken, besonders jedoch an die Zeile "Oder hast du etwa ein zu kurzes Kleid getragen, ohne vorher deinen Nachbarn um Erlaubnis zu fragen?"
Sich das Maul über andere zu zerreißen, vor allem auf, wie ich gerne sage, hinterfotzige Art, ist eigentlich keines schlechten Urteils Wert. Man sollte darüber stehen und sein Leben leben. Man muss sich selbst in seiner Haut fühlen und sein Leben für sich und nicht für jemand anderen leben.
Cheers,
K.