Unter der musikalischen Leitung von Johannes Fritzsch, zeigt die Grazer Oper Verdis Stück über Eifersucht und sinnlose Tode. „Otello (Frank van Aken) ist ein großer Flottenkommandant und fällt auf Jagos (James Rutherford) Tricks herein. Da bin ich ja klüger!“. Kindermund tut Wahrheit kund, in diesem Fall geschehen durch meinen sechsjährigen Sohn.
Das ist doch wirklich zu blöd! Otello hat alles: Siege, Macht, Rang und eine treue, tugendhafte Frau (Gal James). Da kommt der ebenso listige wie neidische Jago daher und mit einer List, die an Einfachheit kaum zu übertreffen ist, bringt dieser Otello dazu, nicht nur an Desdemona zu zweifeln, sondern diese auch noch zu töten (Kommen gute Mädchen wirklich nur in den Himmel?).
„Die Zauberflöte war lustiger. Otello ist eine schwere Oper.“, meint mein Sohn. In Wahrheit ist Otello die logische Folge der Zauberflöte. Genauso wie auf „Sex and the City“ die „Desperate Housewives“ folgen müssen. Jeder Lebensabschnitt hat seine Probleme.
Otello löst die seinen auf besonders grausame Art und Weise, aber auch diese Vorgehensweise hat leider nichts an Aktualität verloren. Jago kommt in Gestalt eines Buffo auf die Bühne. Sein Äußeres, das allein durch die Kostümierung auf eine lustige Figur verweist, passt so überhaupt nicht zu seinen Taten. Es möchte einem das Lachen im Halse stecken bleiben. Andererseits weiß jeder, dass Lächeln die eleganteste Art ist, jemandem die Zähne zu zeigen.
Für Kinder ist Otello trotz der Schwere des Stoffes ein Erlebnis. Auf der Bühne tut sich etwas. Es wird gekämpft, da tauchen die Abgesandten des Dogen in ihren magentafarbenen Roben auf und als der Teufel erscheint, ist das das Highlight für meinen Sohn. Wer braucht da noch 3D Kinofilme, wenn es die Oper in 3D gibt! Kinder nehmen auch die Conclusio aus dieser tragischen Geschichte mit: Es ist Wahnsinn jemandem etwas ungeprüft zu glauben! Man soll nachfragen und nachdenken, bevor man sich zu etwas hinreißen lässt, das man später bereut. Kritisches Denken und Kommunikation können den größten Verführer bezwingen. Überlässt man die Kommunikation allerdings dem Verführer, ist man dem Untergang geweiht.
KWH
Fotos: Werner Kmetitsch