Als der Altmeister und erste Sänger von Genesis ankündigungslos, locker und leger gekleidet die Bühne betrat, wirkte er ähnlich einem relaxten, erfolgreichen Chef beim Betreten seines Büros. Er kündigte zum Vorspiel vor fast voller Halle die Vorband an und zog sich wieder zurück. Diese, bestehend aus zwei talentierten jungen Backgroundsängerinnen des Chefs, hatte es verstanden, mittels Xylophon und Cello, aber vor allem mittels zweier großartiger Stimmen und stark mystisch anhaftendem Gesang, das Publikum zu verzaubern. Ein Gast meinte: ,,Wahnsinn, was man mit der Stimme alles kann".
Bis Peter Gabriel danach auftrat dauerte es noch einige Zeit, was unter manchen Herren die Vermutung aufkommen ließ, dass ,,das mit den beiden Damen zu tun haben könnte".
Bei seinem Auftritt erfüllte der Star der 70er Jahre dann aber alle Erwartungen seiner Fans. Er begann mit neuerer, experimentell anmutender Musik und ging fließend zu seinen SO-Hits über. Durch sympathische Erklärungen auf Deutsch zu seinen Songs sorgte er für eine vertraute Stimmung. Musikalisch und rhythmisch ragte der Schlagzeuger heraus. Während die männlichen Fans beim Konzert den Eindruck erweckten, sich in ihre Jugendzeit hineinzuträumen, schienen die Frauen sich in den Moment hineinzuleben und bewegten sich dementsprechend mit. Ob jede von ihnen sich auf einen Seitensprung mit Gabriel einlassen würde? Sicher! Dieser Mittsechziger hat, dass muss man neidlos anerkennen, einfach Charisma. Nach dem Konzert meinte ein Fan auf die Frage, ob er denn glaube, dass Peter Gabriel sexuell allround aktiv sei, dass er sich das bei dem Alter und Bäuchlein kaum vorstellen könne. Der Fan unterschätzte dabei, dass auch ein 2-Stunden-Konzert ähnlich anstrengend wie ein 90-Minuten-Fußballspiel ist.
Gabriel verabschiedete sich mit einem politisch mahnenden und zugleich auffordernden Satz: ,,Ihr habt es in der Hand"!*
Die markanten Songs waren:
- "Sledgehammer"
- "In Your Eyes"
- "Big Time"
- "Steven Piko"
- "Red Rain" und das im Duett gesungene Lied
- "Don't Give Up"
(StB)
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* Dies betrifft den Song "Steven Piko" und Gabriels Hinweis auf die Ermordung von 43 Studenten in Mexiko unter ähnlichem.