15.07.2013 |
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Burn-out: Ein weibliches Problem?
Burn-out und Depressionen sind bei Frauen die häufigsten Gründe für eine Frühpensionierung.
Das Thema Burn-out wurde in den vergangenen Tagen heftig diskutiert. Vor allem die Zahlen sind erschreckend: 2,5 Millionen Krankenstandstage sind im vergangenen Jahr auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, so die Statistik des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger (HVST). Das sind fast drei Mal so viele wie noch vor 20 Jahren.
Frauen besonders gefährdet
Frauen sind besonders stark betroffen: Von 65.000 ArbeitnehmerInnen, die aufgrund psychischer Probleme krankgeschrieben wurden, waren zwei Drittel Frauen. Auch die Dauer der psychisch bedingten Krankenstände ist mit durchschnittlich 37 Tagen pro ArbeitnehmerIn drei Mal so lang wie bei somatischen Erkrankungen.
Doch warum sind Frauen so häufig von Burn-out betroffen? Der Psychologe Wolfgang Kallus von der Universität Graz erklärt im Ö1-Interview, dass Frauen psychische Erkrankungen eher zugeben und häufiger in psychisch belastenden Berufen, wie zum Beispiel im Dienstleistungsbereich, arbeiten würden. Hinzu komme die Doppelbelastung durch Haushaltsführung und Kinderbetreuung. Frauen haben also weniger Gelegenheit zur Regeneration als Männer.
Politik reagiert gespalten
Sogar parteiintern sind sich Österreichs PolitikerInnen über den Umgang mit dem Problem der steigenden Zahl psychischer Erkrankungen uneinig.
Während Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) eine Behandlung auf Krankenschein fordert, ist Gesundheitsminister Alois Stöger dagegen: Er setzt auf Präventivmaßnahmen in Betrieben. Dies löst natürlich nicht das Problem jener, die bereits erkrankt sind oder psychische Probleme haben, die nichts mit dem Arbeitsplatz zu tun haben.
Die Frage des Umgangs mit dem Problem ist auch eine Frage des Geldes: Laut Angaben der Österreichischen Ärztekammer werden jährlich grob geschätzt 250 bis 300 Millionen Euro für psychische Erkrankungen ausgegeben, bei Gesamtausgaben von 26 Milliarden Euro. Dieser drastische Verhältnisunterschied zeigt die Zwei-Klassen-Medizin auf, bei der seelische Erkrankungen scheinbar als „weniger wert“ angesehen werden.
Paradoxerweise fordert ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger die psychologische Behandlung auf Krankenschein, ist jedoch gegen die Psychotherapie auf Krankenschein. Besonders bei schwerwiegenden Krankheitsverläufen ist jedoch eine Psychotherapie erforderlich. Da es sich bei Burn-out häufig um einen kompletten psychischen Zusammenbruch handelt, bedarf es laut Österreichischem Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) erfahrungsgemäß mindestens sechs Monate bis zu einem Jahr psychotherapeutischer Behandlung, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Die Finanzierung eines Maßnahmebündels von kurzfristiger psychologischer Behandlung und längerfristiger Psychotherapie oder psychiatrischer Behandlung wünscht sich der Berufsverband österreichischer Psychologen (BÖP) von der Politik.
Schließlich seien im Endeffekt die volkswirtschaftlichen Kosten aufgrund der Krankenstandstage, stationären Aufenthalten und dem steigenden Konsum von Psychopharmaka höher als die Finanzierung von Psychotherapie auf Krankenschein, argumentiert Kurt Grünewald, Gesundheitssprecher der Grünen, in einer Aussendung.
Jede/r Fünfte Burn-out-gefährdet
Einer Umfrage von marketagent.com zufolge fühlt sich jede/r fünfte ÖsterreicherIn von Burn-out bedroht. An der Studie haben rund 500 berufstätige Personen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren teilgenommen. Die Umfrage hat auch ergeben, dass „Burn-out“ als Modewort out ist und vom Großteil der Befragten (74,6%) als echte und ernstzunehmende Krankheit verstanden und wahrgenommen wird.
Gründe und Maßnahmen
Die Begründung für die wachsende Zahl der Burn-out Betroffenen liegt laut marketagent.com-Geschäftsführer Thomas Schwabl im Stress. Dieser wird durch hohe Arbeitslast, Termindruck und interne Ungerechtigkeiten ausgelöst. Aber auch nach getaner Arbeit dauert bei drei von vier Berufstätigen die Belastung noch an: Nur jeder vierte kann nach Verlassen des Büros abschalten, 15% der Befragten sitzen auch nach Büroschluss geistig weiter am Schreibtisch.
Einen Stresshemmer sehen die ArbeitnehmerInnen im Austausch mit KollegInnen und der weit verbreiteten Kaffeepause. Bei ArbeitgeberInnen ist das Bewusstsein für Burn-out Prävention jedoch noch nicht so weit ausgeprägt, denn rund die Hälfte der Befragten gibt an, dass ihr Arbeitgeber keine Maßnahmen in diese Richtung setzt. Zum Beispiel werden in fast 75% der Unternehmen bestehende interne Ressourcen herangezogen, um den Ausfall eines Mitarbeiters/einer Mitarbeiterin abzufedern. Nur 15% holen sich zur Überbrückung Hilfe von außen.
(mf)