Mit seiner Produktion „Jugend ohne Gott“ beschäftigt sich das Vorstadttheater Graz mit einem schwerwiegenden Thema.
Die Handlung findet im Jahr 1937 statt, in den Zeiten des Nationalsozialismus unter Adolf Hitler, die durch Hass gegen ethnische, religiöse und anderen Minderheiten gekennzeichnet sind.
Im Mittelpunkt des Geschehens ist ein Lehrer, der beim Korrigieren von Hausarbeiten auf eine provokante Aussage eines Schülers stößt, der „Neger“ als menschlich unwürdige Kreaturen bezeichnet.
Einerseits spricht das Stück von der Gefährlichkeit einer Gegenpositionierung gegenüber dem herrschenden Regime. Vor allem, wenn man den Beruf eines Lehrers ausübt, von dem erwartet wird, dass er den Schülern die aktuellen politischen Vorstellungen eintrichtert.
Andererseits wird die Situation der Jugend, die planlos und ohne etwaige Zukunftsaussichten ins Erwachsenenleben einsteigt, dargestellt.
N wird von T, dem „Fischauge“, dem seelen- und gefühlslosen Typen, getötet, weil er einmal sehen wollte, wie ein Mensch stirbt. Eva wird von Z, der in sie verliebt ist, gedeckt, weil sie unter Mordverdacht steht. Dabei liebt ihn Eva gar nicht. Diese „super Sau“, wie sie von Z genannt wird, ist eine Diebin mit einer Menge von Verbesserungsanstaltsaufenthalten im Gepäck.
Ein schwarzes Schaf
Der Lehrer hat als Aufsichtsperson die Pflicht, jedem Kind gegenüber ehrlich und offen zu sein. Doch fühlt sich die Aufsichtsperson im Stück „Jugend ohne Gott“ wie ein Schaf von einem Wolfsrudel in eine Ecke gedrängt, verängstigt und unter Druck gesetzt. Außerdem ist dieses Schaf ein schwarzes Schaf, das daran glaubt, dass „Neger“ zur Spezies Mensch zählen und keine niederen Kreaturen sind.
Das Stück „Jugend ohne Gott“ zeigt in kurzen Momentaufnahmen, wie man sich unter einem politischen Regime fühlt, wie man sich dagegen und ob überhaupt wehren kann. Es zeigt, wie Menschen, die Außenseiter sind, im besten Fall in Angst leben müssen., oder im schlimmsten Fall getötet werden.
Matthias Ohner, der alleine bei der genannten Aufführung auf der Probebühne des Grazer Schauspielhauses steht, gab mittels Bildern, Schauspiel, Erzählung die Emotions- und Politikwelt von vor 76 Jahren wieder. Man fühlt sich bei der Vorführung etwas verwirrt, es macht einem jedoch Freude, dass einige unangenehme Details zumindest dem Auge verborgen bleiben.
Einige Stücke bringen uns zum Lachen, andere zum Überlegen. Wieder andere, so wie „Jugend ohne Gott“, lassen uns die grausame Geschichte eines Landes nicht vergessen.
Man könnte sich ewig lange über die Jugend von gestern, von heute beschweren. Sobald man sich Gedanken darüber macht, mit welchen Vorbildern diese Jugend aufwächst, wird man den Schlüssel zur Änderung finden: wir, die Erwachsenen.
VS
Fotos: Lupi Spuma