Seit 1919 dürfen Frauen wählen. Im Vergleich zum letzten Jahrhundert haben wir nun einen Wandel des Frauenbildes, denn Frauen sind emanzipierter, freier und mehr auf die Karriere fixiert. Während früher von einer Frau nichts weiteres als nur eine gute Hausfrau und Mutter sein verlangt wurde (obwohl „nur“ ist hier auch laut gesagt, denn Haushalt und Kinder unter einen Hut zu bringen ist ebenfalls eine Kunst), so wird im 21ten Jahrhundert von einer Frau viel mehr verlangt, als nur Wäsche zu waschen, für den Mann zu kochen und die Kinder ins Bett zu bringen. Die Rollenbilder haben sich immens verändert. Denn Frauen wie Michelle Obama sind ein positives Beispiel für Frauen, die sich nun vom Hintergrund an die Front stellen. Die Sicht, dass eine Frau für Männer geschaffen ist, um deren Rücken zu stärken, ist nun Schnee von gestern.
Martha (Birgit Stöger) ist eine alleinerziehende Mutter eines fünfjährigen Buben. Sie ist eine Schauspielerin, die sich durch die „Spesen“ des Noch-Ehemannes über Wasser hält und nach einer Entspannung in einer neuen Liebe sucht.
Bei der Premiere am 21.10.2012 von „Eine verheiratete Frau oder Wie weit kommt man letztlich mit der Liebe“ (Regie Ed. Hauswirth) zeigte Birgit Stöger in einem Monolog wie man als Frau zwischen die Hürden des Berufs-, Familien- und Privatlebens wie ein geschickter Jongleur hantieren kann. Inszeniert nach dem Spielfilm von Jean-Luc Godards „Eine unverheiratete Frau“ gibt das Theaterstück die Situation der Frauen in den 60er – Jahren wieder.
Die Inszenierung hat den Verlauf eines Monologs. Zuerst wird man skeptisch. Denn im Theater, oft wie im Kino erwartet man Aktion, brühende Gefühle, Brüllen und hohe Emotionen. Wie viel davon kann ein Monolog bieten? Doch Ed. Hauswirth, geschickt auf witzige und zugleich ernsthafte Weise durch Birgit Stöger gespielt, schafft es daraus eine bühnenreife Inszenierung zu machen. Fotoplakate, die den gesamten kleinen Raum von Ebene 3 des Schauspielhauses umwickeln, verschaffen eine Illusion einer beweglichen Szene. Martha erzählt nicht nur von ihrem Leben, sondern „betanzt“ es und „besingt“ es. Auch wenn sie nicht alle Töne trifft, hinterlässt ihr LIVE-Gesang einen süßen, menschlichen Eindruck. Es entsteht ein Gefühl eines HOME-Movies.
Natürlich wird auch die Sexualität einer unverheirateten Frau angesprochen: aus der Sicht einer Frau und aus der Sicht eines Mannes. Eine Frau ist dafür da, um die Bedürfnisse eines Mannes zu stillen, so glauben die Männer. Frauen dagegen sehnen sich nach Zärtlichkeit, Körperkontakt. Im Alter macht die ausgelebte Sexualität das Leben noch schöner.
Die Bühnengestaltung erinnert an einen Proberaum und passt ideal zur Komposition.
„Eine unverheiratete Frau oder Wie weit kommt man letztlich mit der Liebe“ ist ein Theaterabend á- la Kinoabend, der perfekt zu einem Abschluss des Wochenendes passt.
(vs)
Fotos: Lupi Spuma