06.05.2010 |
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Die verglühte Leidenschaft
Gebrochene Egos im Theaterstück „Die Glut“
Ein verdunkeltes Zimmer, karge Wände, drei Sessel, Flaschen mit Rum und Likör, ein Mann, ein Monolog, dessen tiefere Bedeutung man erst begreift, wenn sich der Zuschauer durch die Anwesenheit eines zweiten Mannes auf der Bühne an das gesagte herangerückt fühlt. So eröffnet „Die Glut“ in der Inszenierung von Ingo Berk im Theater an der Josefstadt.
„Die Glut“ riskierte am Anfang zu verglühen, doch eine Pause, die bereits nach 30 Minuten Spielzeit begann, rettete die Situation. Die geladenen Gäste des Wiener Publikums gingen zum Buffet über, um sich über das Stück oder den Alltag zu unterhalten, und konnten sich danach erneut auf diese beiden Männer einlassen.
Erzählt wird die Geschichte des betrogenen Ehemannes Henrik (Helmuth Lohner), der versucht dem Objekt seines Hasses Konrad (Gerhard Balluch), der seiner Meinung nach ein treuer Freund ist, ein schlechtes Gewissen zu machen. Es wird über die Gefühle, die Wahl und die Entscheidung einer Frau in ihrer Abwesenheit geredet, da sie nicht mehr lebt. Die Vorwürfe, die die Frau dem Liebhaber machte, scheinen keinen der beiden zu beunruhigen. „Ein Feigling!“ sagte sie, als ihr Verehrer aus Angst aus der Stadt flüchtete. Kein positives, aber auch kein negatives Wort über den Ehemann gab sie ab, doch auch bei ihm ist sie nicht geblieben, obwohl er ihr den Betrug zu verzeihen versprach. Sie fällte eine Entscheidung, und die beiden zurückgelassenen Männer knabberten an ihren gebrochenen Egos.
Dass ihr Tagebuch, das sie ihrem Ehemann überlassen hatte, verbrannt wird, spricht dafür, dass die Männer einfach nicht wissen wollten, was die Frau fühlte, weshalb sie sich so entschieden hatte, wie sie es nunmal tat.
Das Stück wurde anlässlich der Premiere mit viel Applaus bedacht.
„Die Glut“ Premiere am 15. April im Theater in der Josefstadt. Weiter Vorstellungen am 1. und 2.Mai im Schauspielhaus Graz.
(vs)
Fotos: Peter Manninger