Anorexia nervosa (Magersucht) kann man mit „psychisch bedingte Appetitlosigkeit“ übersetzen, beschreibt aber entgegen der Bezeichnung nicht Appetitlosigkeit, sondern ein gestörtes Essverhalten mit Bekämpfung des Hungergefühls. Meist sind Mädchen und Frauen im Alter von 12-25 Jahren betroffen, nur 5% der Betroffenen sind männlich. Trotz Untergewicht fühlt sich die/der Leidende zu dick.
Ursachen können sein: Angst vor dem Frau-sein/ Erwachsen werden, Konflikte innerhalb der Familie, Angst vor Übergewicht, Konkurrenzdenken (wenn ich dünner bin, bin ich besser). Ein besonderes Risiko haben Models, TänzerInnen, Sportakrobaten/innen, TurnerInnen. Von ihnen wird erwartet, dass sie schlank sind und der Erfolg hängt zum Teil von ihrem Körperbau ab.
Manchmal leiden Betroffene zusätzlich an Depressionen.
Anorexia nervosa beginnt mit strengen kalorienarmen Diäten bis hin zur totalen Verweigerung der Nahrung. Auffällig ist, dass die geringen Nahrungsmengen in kleine Stücke zerpflückt werden und selbst die kleinste Nahrungsaufnahme lange dauert.
Neben dem Fasten werden oft noch andere Methoden zur Gewichtsabnahme herangezogen, wie z.B. übermäßiger Sport und die Einnahme von Diuretika (harntreibende Mittel), Abführmittel und Appetitzüglern.
Ein Body-Mass-Index unter 17,5 kg/m2 mit dazupassendem Aussehen/Verhalten ist verdächtig für eine Anorexia nervosa. Oft wiegt die betroffene Person nur noch um die 30 kg, ab einem Gewichtsverlust von 75% des Normalgewichtes muss eine stationäre Aufnahme ins Krankenhaus erfolgen, da dieser Zustand lebensbedrohlich ist.
Die gesundheitlichen Folgen auf Grund der verminderten Aufnahme von wichtigen Nährstoffen sind vielfältig. Durch Hormonveränderungen kommt es zu Libidoverlust und Wachstumsstörungen, speziell bei Frauen zu Amenorrhö (Ausbleiben der Regelblutung) und bei Männern zum Verlust der Potenz. Unterzucker, Haarausfall, brüchige Nägel, Wassereinlagerungen, verringerte Fähigkeit des Körpers zur Immunabwehr, Wundheilungsstörungen und eine flaumartige Behaarung an Rücken und Gesicht können in weiterer Folge auftreten. Besonders gefährlich ist die Verwendung von Diuretika und Abführmittel, da es auf Grund von damit verbundenen Kaliumverlusten zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kommen kann.
Eine Therapie muss von Fachpersonen erfolgen. An erster Stelle steht die Gewichtszuname und das Erlernen, gesunde und ausreichende Kost zu sich zu nehmen. Weiters notwendig sind Psychotherapie und Familientherapie, um die Faktoren, die in diesem Bereich für die Essstörung auslösend waren, aufzuspüren und eliminieren zu können, damit die/der Betroffene nach Entlassung nicht in alte Muster verfällt.
Wenn Sie in Ihrem Freundeskreis eine betroffene Person haben, ist es besonders wichtig, professionelle Hilfe zu holen. Sie direkt auf das Problem anzusprechen bringt meist nichts, weil sich Betroffene oft mit ihrem Untergewicht wohlfühlen oder höchstens glauben, dass sie noch immer zu dick sind und dass Sie sie „mästen“ wollen oder eventuell eifersüchtig sind. Die häufige Konfrontation damit führt höchstens zu Abbruch des Kontakts bis hin zu Isolation der/des Betroffenen.
MirjamG