16.03.2010 |
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Im Zeichen der Kunst
Kunsttherapie als Kommunikationsmöglichkeit
Nicht jedem Menschen fällt es leicht, seine eigenen Gefühle und Empfindungen auszudrücken oder in Wut und Ärger auszubrechen, um mal Dampf abzulassen, insbesondere, da in unserer Zeit so viel Wert auf die gesellschaftliche Meinung gelegt wird.
Kunsttherapie bietet einen ganz neuen Ansatz, den eigenen Emotionen freien Lauf zu lassen. Als eigenständige Therapiemethode entwickelte sich die Kunsttherapie im englischsprachigen und europäischen Raum erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts und ist eng mit der Kunstwissenschaft, Pädagogik und Psychologie verbunden. Einsatzbereiche sind unter anderem klinische, psychosomatische, heilpädagogische, sowie sozialkulturelle Einrichtungen. Oft wird sie als Begleitung in der Palliativmedizin eingesetzt (schmerzlindernde Sterbebegleitung).
Die wichtigste Regel für den Erfolg der Kunsttherapie ist die Abwesenheit jeder Art von Regeln, denn diese hindern nur den freien Lauf des künstlerischen Prozesses. Familien- und Kunsttherapeutin Doktor Adriane Hagl befindet folgende Punkte als besonders wichtig: Jeder Teilnehmer soll sich während der kreativen Tätigkeit auf sein Bauchgefühl verlassen und womöglich den Kopf und Verstand abschalten. Jedes Kunstwerk ist ein Ausdruck der eigenen inneren Feinfühligkeit, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, daher sind Wertung und Erwartungshaltungen unangebracht. Das größte Ziel der Therapie ist es, die eigenen Gefühle und Emotionen möglichst wahr und real auszudrücken. In Stresssituationen oder scheinbaren ausgangslosen Situationen stößt man auf seine eigenen Grenzen, im Chaos der Gefühle und Verwirrung verliert man öfters den Boden unter den Füßen. Eine gewisse Übersicht und Integration des Gefühlschaos’ bietet daher die Kunsttherapie, die mit ihren Mitteln tief in die innere Welt greift. Wichtig ist auch die Analyse der Kunstwerke durch andere Personen, die nicht auf einer verständnisvollen Wahrnehmung basieren, sondern Ausdruck davon sein sollte, was man beim Blick auf das Bild erlebt, gefühlt und gespürt hat.
Kunsttherapeutin Friederike Strub geht bei ihren Therapieansätzen von der Tatsache aus, dass der Mensch seit seiner Geburt gewohnt ist, die Welt und die Umgebung mithilfe seiner Sinne zu erleben. Daher setzt sie in ihrer Praxis den Akzent auf unterschiedliche Materialien. Durch Malen und Präsentation bestimmter Formen kann man die Fähigkeiten oder auch die Schwächen der Menschen feststellen. Das Bauen von Skulpturen erfordert Körpereinsatz und Gemeinschaftsorientierung, die Arbeit mit Filz bewegt den Menschen dazu, sich auf den Stoff einzulassen, sich dem Material unterzuordnen, denn man kann ihn nicht komplett kontrollieren. Und durch Sticken kann man wiederum an Feinfühligkeit und Konzentration gewinnen.
Unsere Sinne sind unsere Informationsquelle, durch das haptische Umgehen mit verschiedenen Materialien schärfen wie sie, erfahren Neues und schaffen Kunstwerke, die Ausdruck unserer selbst sind.
(vs)
Headfoto: Margret Hofheinz-Döring Galerie Brigitte Mauch Göppingen
wikimedia
Foto: Gary Bridgman
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