Das Publikum war nach jeder Atempause gespannt, was weiter passiert. Außerdem sind die Texte, bestehend aus deutscher und französischer Fassung, ziemlich raffiniert geschrieben, und ebenso für Zuschauer, welche der französischen Sprache mächtig sind, wie für jene, die in unsicheren Gewässern schwimmen, größtenteils verständlich. Im Laufe des Stückes versteht auch jeder sprachlich ungebildete Zuschauer das Hauptthema. Das Publikum konnte schließlich nicht aufhören zu klatschen. Kurz gesagt hatte Heilwig Pfanzelter einen 90-minütigen Erfolg (solange dauert nämlich das Stück „Paris, Paris!“, gespielt im Orpheum). Die Hand wird man ihr nicht vor den Mund halten. Sie hat ihre eigene Wahrnehmung, die sie von Natur aus in sich trägt, von Dingen um sie herum: Sie öffnet sich, um ihrem Publikum ein Stück von sich zu schenken und erwartet sich eine Gegenleistung in Form eines großzügigen Applauses und begeisterter Fans. Die Sängerin, Schauspielerin und ehemalige ORF-Sprecherin ist auf dem Weg, aus ihrem kleinen „Baby“, Chansonier, einen „Erwachsenen“ zu machen. Zumindest einen Fan hat sie immerhin schon. Und dieser erwies sich als geduldiger und höflicher Fan ihres Talents, wartete über eine Stunde, während ich mit einer weiteren Journalistin ein Interview mit ihr führte.
Von dem Proletariat in den alltäglichen Sprachgebrauch eingebürgert, ist Französisch unbemerkt und „sehr“ magnifique in unserem Leben verwurzelt und ist als Zeichen des hohen Niveaus geblieben. „Keiner will aufs WC gehen. Man geht lieber auf die Toilette.“, bringt Heilwig Pfanzelter den relativ kleinen Saal, mit nur wenigen Zuschauern (jedoch ausverkauft) zum Lachen. Die „Chanson-nicht-gerne-hören“-Community hätte wie ich sich gerne ihrer Müdigkeit ergeben. „Mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit“, solche Strophen passen perfekt zu dem Stück „Paris, Paris“, so wirrten es in meinem Kopf. Das Einzige, das mich davon abhielt, mich meiner Müdigkeit hinzugeben, war der "brave-Soldat-Posten“, den ich auf Grund meiner fünfminütigen Verspätung, dem Platzmangel zum Opfer gefallen bin. Das Sprichwort; „Wer zu spät kommt, bekommt die Knochen“, habe ich nun auf eigener Haut gespürt. Jedoch fand ich die Rechenfähigkeiten der Organisatoren des Programms etwas bedenklich. Dabei kommen die runden Tische, bedeckt mit rotem Tischtuch im Zuschauersaal, mit den dazupassenden Stühlen, das dazu harmonierende Bühnenbild, in Form eines roten Sofas, ein Glasbeistelltisch mit Gläsern, zwei Kerzen und das schwarze Klavier, sehr gut an und erzeugen eine Kabarett-realitätsähnliche Atmosphäre.
Das Publikum schien tatsächlich an dem Geschehen auf der Bühne interessiert zu sein. Jedenfalls waren alle Blicke regungslos auf die Bühne gerichtet. Die Freunde gratulierten dann hinter den Kulissen Heilwig Pfanzelter zu ihrem l'entrée. Das anschließende Interview bat tiefere Einblicke in das Leben, dem Leben auf der Bühne und die Vorlieben der Sängerin.
Die richtigen Chanson-Liebhaber können Heilwig Pfanzelter demnächst in Wien, am 8. Dezember im Weihnachtsprogramm „Noch immer leuchten die Sterne“ erleben. Diesmal mit Klavierbegleitung (Otmar Binder), Harfe und Bass.
Varvara S
Fotos: Rafaela Pröll