Shakespeares "König Lear" am Burgtheater war und ist ein Stück, das immer sehenswert ist.
Die Bühne ist zunächst pur gehalten, ein Stuhl, der als Thron fungiert, mehr braucht es nicht, der Mantel um Brandauers Schultern und seine erhabene Haltung und das Publikum weiß, es sieht einen König. Er ist das Zentrum eines Dreiecks, das von ihm in der Mitte, seinen zwei älteren Töchtern zu je einer Seite und seiner jüngsten Tochter zu seinen Füßen gebildet wird. So wie er durch den Mantel gekennzeichnet wird, so sind die Töchter in ihre eigenen Farben gekleidet. Die älteste Tochter, die später von Eifersucht geplagt wird, trägt grün, die Mittlere, die in Sachen Beziehung und Treue moralisch etwas locker ist, rot und die Jüngste, die am Ende zu ihrem Vater steht und für ihn in den Krieg zieht, weiß.
Begleitet wird das Stück und die Empfindungen, die die Figuren auf der Bühne erleben, von dunklerem und hellerem Licht, der Farbe nach den Schwestern angepasst. Die Musik geht von modern bis klassisch, auch wird auf der Bühne gesungen.
"Du hättest nicht alt werden sollen, eh du klug geworden wärst"
Die Handlung: Ein alter König will seine Macht und seine Besitztümer unter seinen Töchtern verteilen, doch zuvor möchte er von ihnen hören, wie sehr sie ihn lieben. Goneril und Regan sind nicht sparsam mit Worten und sind sofort bereit, ihrem Vater zu sagen, was er hören will. Cordelia jedoch kann ihm nichts sagen, außer dass sie ihn liebt und schätzt, in einfachen Worten, ungeschmückt und ehrlich. Während Lear seine zwei älteren Töchter beschenkt, muss Cordelia gehen und damit nimmt Lears Untergang seinen Lauf.
Brandauer spielt hervorragend den alternden König, der immer verwirrter und egoistischer wird, der am Ende fast an dem Machtverlust zerbricht und so jagt seine zittrige, brechende Stimme Schauer durch das Publikum, während um ihn sein Königreich untergeht.
Vier Stunden sind mit diesem Stück schnell zugebracht, doch ohne, dass man es bereuen würde. Mit Humor und kritischen Blick auf das Altern und die Liebe wird Shakespeares Drama in der Burg aufgeführt.
Fotos: Burgtheater
VG