Am 19.10.2013 fand die Premiere von Ralph Benatzkys Singspiel „Im weißen Rössl“ unter der schwungvollen Regie von Josef E. Köpplinger statt. Der Regisseur beschreibt den Zugang zum Stück folgendermaßen: „Als Grundlage für meine Inszenierung habe ich mich für die Originalfassung aus dem Uraufführungsjahr 1930 entschieden. Im Vergleich zu der nachkriegsromantisch geglätteten Version aus den 1950er Jahren ist sie vor allem musikalisch deutlich schmissiger, jazziger, frivoler – und ich möchte damit dem ‚Rössl‘ die Ungezähmtheit zurückgeben, die es im wilden Berlin Anfang der 1930er Jahre hatte und die seither leider ein wenig abhandengekommen ist.“
Das wurde auch über weite Strecken umgesetzt, wenngleich einige Szenen sicher lustig und frivol sein hätten können, hätte man sie ein wenig pointierter auf die Bühne gebracht. Die Sequenz in welcher Clairchen (Bettina Mönch) ihre stürmische Seite entdeckt und dem schönen Sigismund (Christoph Wagner-Trenkwitz) gehörig einheizt, war gut gemeint, aber in der Ausführung blieben die großen Lacher leider aus.
Nachdem der Abend aber offensichtlich unter dem Motto "Operettenseeligkeit" und "Hackel im Kreuz" stand und die österreichische Seele mitunter heftig aufs Korn genommen wurde (hervorragend transportiert im Bühnenbild von Rainer Sinell), passte die „Hätt’ i, war’i,“ Mentalität perfekt in den Rahmen.
Das weiße Rössl auf der Wirtshaustafel verrichtet sein großes Geschäft (was unser Nachwuchsredakteur Laurenz, 8, als erster bemerkte), der Kaiser Franz Josef I (herrlich wie immer Götz Zemann) wird von der Reiseleiterin (die großartige Uschi Plautz) als Frank Joe I ins Englische übersetzt, der Oberförster erschießt nach langer Jagd die junge Maid und überhaupt wird der Heimatfilm-Österreicher ganz schön durch den Kakao gezogen. Gleichzeitig lässt uns die Inszenierung aber die liebgewonnen Melodien, die einfach passen, wie die langjährig ausgewohnten Hausschuhe. Wenn die Titelmelodie erklingt, ist es um uns geschehen – Widerstand zwecklos.
Die Rössl Wirtin Josepha Vogelhuber (die wunderbare Sigrid Hauser) und der Ober Leopold Brandmeyer (der zu Recht meist umjubelte Darsteller des Abends Daniel Prohaska) entzünden ein Unterhaltungsfeuerwerk nach dem anderen. Perfekt besetzt ebenso die Ottilie (Sieglinde Feldhofer) und Dr. Siedler (Tilmann Unger).
Neben Fixgrößen der Grazer Oper wie Götz Zemann (der Kaiser), Sieglinde Feldhofer (Ottilie) oder Uschi Plautz (Reiseleiterin ua), finden wir bei dieser Inszenierung Darsteller, die uns zu selten beehren wie die großartige Sigrid Hauser (Josepha Vogelhuber) und sogar solche,die wir ansonsten nicht unbedingt mit dem Grazer Haus in Verbindung bringen würden: Christoph Wagner-Trenkwitz (diesmal ohne seine Opernball-bessere-Hälfte Karl Hohenlohe) gibt den Sigismund Sülzheimer und der Berg-Doktor Wolfgang Kraßnitzer haucht dem Prof. Dr. Hinzelmann Leben ein.
Einer der schönsten Momente war, als es in einer Szene relativ ruhig im Zuschauerraum war und das Kinderlachen unserer Jungredakteurin Elena (9) den Saal beherrschte. Wenn Kinderlachen erklingt, dann weiß man, dass bei einer solchen Produktion viel richtig gemacht wurde.
Die Kinder haben viel gelacht während der gesamten Aufführung und fanden auch die Musik „ganz schön“, wenngleich sie treffend bemerkten, dass „das wohl nicht in unserer Zeit spielt“.
Sogar unser Dreijähriger Chefredakteur sagte am Ende des Abends fast flehentlich: „Nicht schlafen! Musik hören!“ Ein größeres Lob kann eine Inszenierung nicht erhalten, als jenes der Opernbesucher von morgen, die schon heute lerne diese Musik zu lieben.
Unter die Premierengäste mischten sich die Dancing Stars Marjan Shaki und Nair Ramesh; Alt-Landeshauptmann Dr. Josef Krainer, das Ehepaar Dr. Panzenböck, Ehepaar Schwarz von Pelzmoden Schwarz sowie Krentschker Bank Vorstand Mag. Eberan und Gattin.
KWH
Fotos: Werner Kmetitsch