Franco Zeffirelli verfilmte 1967 mit Elizabeth Taylor als Katharina und Real-Life-Ehemann Richard Burton als Petruchio William Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“. Das Hollywood-Paar war die Idealbesetzung für das zankende Paar: Sie liebten und sie schlugen sich.
Cole Porter bringt mit seinem Stück im Stück den Klassiker als Musical auf die Bühne. Der Theaterproduzent und Schauspieler Fred Graham erarbeitet eine musikalische Version von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“, macht allerdings den Fehler, seine Ex-Frau Lilli Vanessi als Kate zu besetzen und gleichzeitig deren Schwester Bianca seiner aktuellen Partnerin Lois Lane anzuvertrauen. Lois’ Verlobter Bill Calhoun ist dem Spiel verfallen und unterschreibt einen Schuldschein als Fred Graham, was zwei Ganoven mit gezückten Pistolen auf den Plan ruft.
Irrungen und Wirrungen nehmen ihren Lauf und analog zur „Zähmung“ Kathreins findet eine „Zähmung“ der Schauspielerin Vanessi statt. Frau muss keine Emanze sein, um fast körperlichen Schmerz bei der Schlussnummer zu verspüren:
„I am ashamed the women a so simple
To offer war where they should kneel for peace,
Or seek to rule, supremacy, and sway
When they are bound to serve, love and obey.
Why are our bodies soft and weak and smooth,
Unapt to toil and trouble in the world,
But that our soft conditions and our hearts
Should well agree with our external parts?
So, wife, hold your temper and meekly put
Your hand 'neath the sole of your husband's foot,
In token of which duty, if he please,
My hand is ready,
Ready,
May it do him ease.”
Da wünscht man sich fast, nicht alles zu verstehen, das da in Englisch auf der Bühne gesprochen bzw. gesungen wird.
Abgesehen von den Zurück-An-Den-Herd-Anklängen ist die spritzige Inszenierung unter der musikalischen Leitung von Marcus Merkel einen Besuch der Oper wert.
Die Musik reißt das Publikum mit, die wirklich großartigen, detailverliebten Kostüme bringen Good-Old-Hollywood-Glamour nach Graz. Als würde Liz Taylor jeden Moment wutschnaubend als Katharina die Bühne entern. Aber nein. Graz hat Katja Berg. Ihr und ihrem kongenialen Partner Marc Lamberty als Mr. Graham kauft man das Divenpaar mit Machoalluren ab. Die Freude am Spiel grassiert in dieser Inszenierung. Die Spiellaune des starken Ensembles schwappt auf das Publikum über. Ein kurzweiliger Abend mit Fußwipp-Musik ist garantiert. Katja Bergs Interpretation von „I Hate Men“ ist grandios. „Wunderbar“ sozusagen, was uns zu einem anderen Song des Abends führt.
Ein großer Bonuspunkt ist, dass die Lieder durch die Bank im englischen Original gesungen werden, während die Sprechpassagen auf Deutsch sind.
Bettina Mönch als Bianca überzeugt ebenso in ihrer Rolle wie Martin Fournier als bühnenaffiner Gauner, Gerhard Balluch als Leider-Nein-Ehemann und Götz Zemann als leidgeprüfter Vater.
Ein Anschauungsbeispiel für die weibliche Selbstbestimmtheit wird dieses Stück niemals werden. Will es wohl auch nicht. Wenn man das ausblenden kann, was in Zeiten der Fifty Shades of Grey nicht so schwer sein sollte, dann wird jederfrau bestens bei diesem Stück unterhalten.
KWH