Ein Kinderbuch ? realitätsverwandt, aber ja nicht nachmachen!
"Emil und die Detektive" ist ein Roman von Erich Kästner, entstanden im Jahr 1929, der sich durch seinen Humor, Abenteuer sowie Milieuschilderungen von den üblichen bis dahin bekannten märchenhaften bzw. moralisierenden Geschichten abgrenzt. Viele Buchexemplare wurden bei der Bücherverbrennung 1933 verbrannt, wobei Kästner als einziger Schriftsteller bei der Verbrennung seines Buches anwesend war. Der Roman war während des Nationalsozialismus verboten.
Die Geschichte des Buches basiert auf einer wahren Geschichte, die Kästner selbst, der im Buch sich selbst, nämlich einen Journalisten, spielt, passiert ist. Er hat einmal eine Betrügerin, die seine Mutter, die als Friseurin ihr Brot verdiente, schwer betrogen hatte, ausgeforscht.
Die Popularität des Buches brachte es auf die Leinwände vieler Kinos in allen denkbaren Sprachen der Welt.
Das nach dem Buch aufgeführte Musical mit der Musik von Marc Schubring und dem Libretto von Wolfgang Adenberg hatte seine Premiere 2001 im Berliner Theater am Potsdamer Platz. Die meisten Rollen übernahmen Kinder. Im Ostschweizer Theater „Jetzt“ übernahmen Jugendliche sogar größtenteils selbst die Regie.
Bei der Premiere von „Emil und die Detektive“ von Next Liberty, das in der Grazer Oper gespielt wird, übernahmen sowohl Erwachsene als auch Kinder unter der musikalischen Leitung von Maurizio Nubili das Kommando.
Die Hauptrollen übernahmen Erwachsene. Emil Tischbein, sehr lebhaft und glaubwürdig von Christoph Steiner verkörpert, Pony Hütchen, gespielt von Alisca Baumann, die uns bereits im Vorjahr im Musical „GRIMM!“ als das moderne Rotkäppchen begeistert hat,
Gustav mit der Hupe (Florian Stanek) verwandelten sich für diese abenteuerlichen zwei Stunden in 12-jährige Buben und Mädchen, die noch Mut zum Träumen, Kampfgeist und eine unermüdliche Motivation haben. Die Singschul´ der Oper Graz füllte die Bühne mit weiteren abenteuerlustigen Detektiven.
Abenteuer und erste Liebe
Auch wenn es sich in der Handlung um 12-jährige pubertierende Buben und Mädchen handelt, so wurden diese von jungen Erwachsenen gespielt, was der Erwachsenenphantasie freien Lauf lässt. Pony Hütchen ist die Cousine von Emil und fällt sofort Gustav auf. Ganz lebhaft, witzig, klug, ist sie mit ihren frischen Ideen ein guter Geselle. Aber auch eine heranwachsende Frau. „Mann, du kannst mit Frauen umgehen“, stellt Gustav enttäuscht fest, als Emil Pony nach Hause begleiten will. Wenn Gustav und Pony alleine bleiben, gibt er ihr schüchtern einen Kuss auf die Wange. Man erwartet, es entwickelt sich zwischen den beiden die erste Liebe. Nur ist es nicht das Thema des Musicals. Der eigenen Phantasie kann man aber ruhig freien Lauf lassen.
Der Bösewicht als großer Star
Eleftherios-Vinzenz Chlad spielt brillant die Rolle des Diebes und Bankräubers Herr Grundeis oder Herr Müller. Der 41-jährige aus Athen stammende Schauspieler, der bereits einen erstaunlichen Lebenslauf aufweist, hat sowohl Erwachsene als auch Kinder mit seinem Bariton und seinem grimmigen Auftritt sowie einem Charlie-Chaplin-Outfit (ein Stock hat ihm noch gefehlt) überzeugt. Nach der Premiere standen die Kinder Schlange, um ein Autogramm von ihm zu bekommen. Der im Stück als Kinderhasser, der Angst und Abscheu vor Kindern hat, auftretende, erwies sich als ein wahres Weichherz, das jedem Kind ein Lächeln schenkte.
Comeback der goldenen 20er
Alexia Redl (Bühne und Kostüme) und Bernd Ertl (Illustrationen, Animationen) entwickelten eine perfekte Symbiose von Film und Bühne. Bunte, schlichte Dekorationen und bunte Kleidung wurden durch das Flair des Schwarzweißkinos, das die Atmosphäre von Berlin um 1920 wiedergab, ergänzt. Viele bewegliche Bilder, bunte Farben – das richtige für die Kinder, um deren Aufmerksamkeit für den ganzen Abend zu gewinnen!
Ein super Abend für Kinder und Erwachsene! Abenteuer, Witz, Spaß, nur nicht zu sehr in eine Phantasiewelt sich verlieren, sondern auf dem Boden bleiben. Und ja nicht nachmachen! Spaß kann man auch ohne sich einer Gefahr auszusetzen haben!
VS
Fotos: Next Liberty