Es ist der 29. März 2014, strahlend blauer Himmel, irgendwo bei einem Marktstand/Kaiser-Burger. Eine Traube „schicker“ Menschen bei Getränken. Inmitten dieser illustren Schar N., mit ihrer Mutter Siegrid. Die Eltern sind geschieden, seitdem sie 13 oder 14 Jahre alt war. Der Vater heißt so wie seine Mutter, aufgrund der Ehe mit einem Mann, mit dem die Mutter weitere Kinder hat, der aber nicht der Vater von Stefan ist. Stefan ist Anwalt, und war und ist das, das man den Prototypen eines Bürgers mit seiner bürgerlichen Art mit großer zeichnerischer Begabung nennt. Siegrid, Tochter eines Apothekers, Onkel Professor der Medizin, Großvater früh verstorbener Arzt. Die Mutter Siegrid hat auch eine Schwester, die wiederum ist verheiratet mit einem Neurologen und Psychiater, die Tante selbst Ärztin, der zuvor zumindest einmal verheiratet war, ob mit Kindern, dies ist uns nicht bekannt.
An diesem strahlendem Tag - Lächeln und Plaudern - die Mutter streicht der Tochter über die Wange, man sieht das und denkt sich, welche Erfahrung hat man als 18-Jährige in sich: die geschiedene Mutter, eine Tante, verheiratet mit einem Mann in 2. oder 3. Ehe, und welche Entscheidungen trifft man selbst als 18-Jährige. Entscheidungen, wen man liebt, mit wem man Kinder zeugt, das sind alles emotionale Entscheidungen, die kann man nicht rational treffen, die kommen aus dem Bauch und welche Emotion kommt aus einer 18-Jährigen mit einer derartigen, durchaus heutzutage üblichen Familiengeschichte.
Wenn man den Vater fragte: „Wer ist der Loser, Siegrid oder Ihre jetzige Freundin?" Wenn man den Dr. W., den Mann der Schwester der Mutter, der Tante, fragte: „Wer ist der Loser, die ersten zwei Frauen oder die jetzige?", dann würden alle sagen: „Na ja, die jetzige Frau hat das bessere Los“.
Wenn man dann fragt, was soll so eine 18-Jährige machen, was wünscht man sich für sie, das Schicksal der 1., der 2. der 3. Frau, ist es so, dass ihre Erfahrung dazu führt, dass die Emotion die Entscheidung trifft, einen Partner, Kindesvater so zu wählen, dass wenn man im Alter der Mutter, ebenfalls geschieden ist, was auch Standard ist. Welche Entscheidungen trifft die Emotion deswegen falsch, weil man die Information, die man hat, verdrängt und diese daher nicht in das Entscheidungswissen einfließt, aus welchem die Emotion die Entscheidungen trifft.
Am selben Tag eine andere Stadt, Großstadt, Robertos, Mitternacht an der Bar, eine 23-jährige Masterstudentin einer Wiener Universität mit ihrer illyrischen Studienkollegin. Ein Gespräch über den Anhänger am Hals beginnt und über das Misshandelt-Werden durch eine Professorin, indem man sie hinten aus der Bank geholt hat und ihr dann befohlen wird, die Schuhe der Professorin zu putzen, die diese mit einer am Boden liegenden Tintenpatrone beschmutzt hatte. So führt das Gespräch zum Leben und zur familiären Situation, die natürlich auch mit Schulentscheidungen zusammenhängt.
Zwei Brüder übernehmen je einen Teil des väterlichen Unternehmens und sie wird früher oder später einen neu vom Vater geschaffenen Unternehmensteil fortführen, so ist der Plan. Im Gespräch stellt sich heraus, der eine Bruder ist ein Sohn von einer anderen Mutter und es gibt dann auch noch eine Schwester von derselben anderen Mutter, die allerdings mit dem Unternehmen nichts zu tun hat.
Dann stellt sich die Frage:
Wer ist am besseren Ende? Die erste oder die zweite Frau? Wer hat das bessere Leben? Und da sagt die 23-Jährige ohne nachzudenken: ihre Mutter. Und dann stellt die weitere Frage: Was wünschen sich jetzt ihr Vater oder ihre Mutter für sie? Das Schicksal oder den Lebensweg der ersten Frau, von dem sie gerade gesagt hat, das ist die schlechtere Position, oder das Schicksal der zweiten Frau. Welche Auswirkungen hat dies auf die eigene Entscheidung?
Diese 23-jährige junge Frau war insofern cool, als sie in dem Gespräch auch auf das Thema, welchen Mann sie sucht, sagte, sie sucht keinen Mann, sondern sie wird gefunden und auch da hatte sie sofort die Erkenntnis, wenn man Väter und Mütter zu diesem Thema befragt, diese ansatzlos mit einer emotionalen Explosion reagieren. Eine Antwort und was das für ihr Leben bedeutet, kam nicht; was auch logisch ist, da man im Leben emotional entscheidet und daher eine überlegte Handlungsweise nicht funktioniert.
Die Frage ist nur, ob dieses Wissen aus der eigenen Erfahrung, der Freunde, die Emotionen, sinnvoll fürs eigene Leben beeinflusst beziehungsweise nicht beeinflusst werden kann, weil man die Information schlicht ausblendet, verdrängt und sich dessen gar nicht bewusst ist. Wofür spricht, dass die Reaktion von Vätern und Müttern dazu immer zu einer emotionalen Explosion führt. Was wiederum die Vermutung nahe legt, dass sich dieses Wissen nicht im Bewusstsein befindet.
MS
Fotos: african fi
geloo
alesia17
Bei den im Artikel verwendeten Bildern handelt es sich um Symbolbilder. Diese zeigen nicht die tatsächlichen Personen.