Weinen wird als eine zwiespältige Methode, eigene Emotionen zum Ausdruck zu bringen, gedeutet. Einerseits wird dadurch die Gefühlslawine ausgelassen, wodurch Gefühlsstau verhindert wird. Andererseits ist das Weinen der kindliche Aufruf nach Aufmerksamkeit. Weinen wird in der Erwachsenenwelt als kindisch und unseriös gedeutet - wer weint, verliert.
Der Erfolg liebt starke Menschen. Hilflose, weinerliche Wesen schließt er aus. Jedoch verbringt jeder Mensch durchschnittlich 16 Monate seines Lebens mit Weinen. Knapp eineinhalb Jahre, die man auch sinnvoller füllen könnte.
Frauen stellen sich als Opfer dar
Junge Frauen und Männer weinen bis zum 13. Lebensjahr ungefährt gleich oft und viel. Ab dann geht es gewaltig auseinander, wobei Männer ca. 6-17 mal pro Jahr jeweils 4 Minuten weinen, ergießen sich bei Frauen ungefähr 30-64 mal je 6 Minuten die Tränenflüsse. Warum reagieren Frauen auf schwierige Situationen, bei Stress, in der Verzweiflung mit Tränen?
Wissenschaftlich gesehen liegt der kleine Unterschied im Hirn. Nämlich ist die Verbindung zwischen den zwei Hirnhälften, auch Corpus callosum genannt, bei Frauen viel ausgeprägter ausgebildet als bei Männern. Dadurch werden Informationen aus dem zwischenmenschlichen Bereich schneller und in unterschiedlichen Hirnzentren gleichzeitig verarbeitet und anschließend in Handlungen umgesetzt. Im Grunde ein Vorsprung, den die Natur Frauen geschenkt hat. Frauen haben also alle Voraussetzungen, um aus jeder Situation, egal wie verstrickt diese ist, einen Ausweg zu finden. Warum weinen dann Frauen stattdessen?
Mädchen wird Weinen anerzogen
Der Grund dafür könnte der Unterschied in der Erziehung sein. Abhängig von dem kulturellen Umfeld, in dem das Mädchen oder der Junge aufgewachsen sind, wird einem Burschen anerzogen, knallhart zu sein und dass Weinen schwach macht. Mädchen dürfen hingegen weinen, denn dadurch verstärken sie den Eindruck eines hilf- und schutzlosen Wesens, das es zu retten gilt.
Denken wir doch einmal an die Märchen von den armen Prinzessinnen, die von bösen Drachen in einem Turm festgehalten werden und die durch einen tapferen Ritter befreit werden. Erst seit kürzester Zeit prägen die Leinwände Neuinterpretationen der Märchen, wie „Rapunzel, neu verföhnt“, über eine nie verzweifelnde junge Frau, oder „Mulan“, eine unumstritten mutige Frau, die sich von keinem Hindernis abhalten lässt.
Kinder folgen dem Beispiel der Erwachsenen. Mädchen ahmen die Mutter nach, Buben tendenziell den Vater. Frau verwenden das Weinen oft als Schutz. Statt sich ihre Fehler einzugestehen und so weiterzukommen, stellen sie sich als Opfer dar, um sich weitere Schelte und Kritik zu ersparen. Diesem Beispiel folgen dann auch die Kinder.
Somit werden Mädchen zu hilflosen jungen Frauen, die als einzige Lösung das Weinen und das Warten auf ihren Ritter in scheinender Rüstung sehen. Er soll die Drachen für sie töten und die Prinzessin von all ihren Sorgen befreien. Die eigene Problemlösungskompetenz passt nicht in dieses Schema und war auch in der Erziehung kein Thema. Doch inwieweit lässt sich diese Methode auf unser Leben übertragen?
Weinen wird in der Beziehung als Waffe eingesetzt
Das Weinen wird in der Beziehung als eine Waffe eingesetzt, erweist sich jedoch als Bumerang. Der Partner soll es fühlen, wie gemein er zu ihr ist und wie sehr er sie verletzt. Doch das Weinen bewirkt das Gegenteil. Weinende Frauen bringen Männer in Verlegenheit und regen Wut an. Der Partner fühlt sich unter Druck gesetzt, manipuliert und genervt. Ob der Partner sich lange terrorisieren lässt oder doch zu einer starken und zielstrebigen Frau wechselt, lässt sich schnell ausrechnen.
Weinen mag ein Ventil sein, um eigenen Emotionen freien Lauf zu lassen, jedoch sollte der Weinende schnell realisieren, dass diese Methode keine Lösung bringt. Eine Frau sollte lernen, sich schnell wieder zusammenzureißen, sich zu sammeln und weiterzugehen. Frauen müssen nach vorne schauen, sich nicht in eigene Verletzungen und Befindlichkeiten verstricken und sich selbst dadurch verletzen. Das Ziel ist es, lösungsorientiert und selbstbewusst durchs Leben zu gehen.
VS
Foto: Cieleke