STELLUNGNAHME der Staatsanwaltschaft
zum Antrag auf Fortführung
gem.S 195Abs. 1 StPO (ON 6)
des Stefan BAUMGARTNER vom 2. November2011, eingelangt per Fax am 2. November 2011.
Die Staatsanwaltschaft Graz hat das aufgrund der ,,strafanzeige" des Stefan BAUMGARTNER vom 14. Oktober 2011, eingelangt am 17. Oktober 2011, eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Täter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen gemäß S 81 Abs. 1 StGB im Zusammenhang mit dem plötzlichen Ableben des Felix Caspar PRIMSCHITZ am 6. Oktober 2011 aus folgenden Erwägungen gemäß Paragraf 190 Z 1 SIPO am 19. Oktober 2011 eingestellt:
Laut Abschlussbericht des Landespolizeikommandos Steiermark - Landeskriminalamt vom 18. Oktober 2011, GZ: E1l553Ogl2O11, verstarb der im 23.Lebensjahr stehende Felix Caspar PRIMSCHITZ in der Nacht von 5. auf 6. Oktober 2011 auf der geschlossenen Abteilung der Landes-Sigmund-Freud-Klinik in Graz an einer akuten Linksherzerweiterung (Herzinsuffizienz). Aufgrund der durchgeführten Erhebungen, insbesondere nach Einsichtnahme in den Obduktionsbefund des LKH Graz-West, war Fremdverschulden auszuschließen. Hinweise für ein ärztliches Fehlverhalten ergaben sich nicht.
Die vom Anzeiger Stefan BAUMGARTNER aufgestellte Vermutung, medizinische Fehler der ab Sommer 2010 behandelnden Arzte oder ein aus dem Umfeld des Felix PRIMSCHITZ stammender psychischer Druck sei todeskausal gewesen, konnte nicht erhärtet werden.
lm nunmehrigen ,,Einspruch gegen die Einstellung des Verfahrens' des Stefan BAUMGARTNER ist ein Fortführungsantrag zu erblicken.
Gemäß gemäß S 195 StPO hat nur das Opfer, allenfalls der Rechtschutzbeauftragte das Recht, die Fortführung eines nach den SS 190 bis 192 SIPO beendeten Ermittlungsverfahrens zu beantragen. Da es dem Fortführungswerber an der Aktivlegitimation mangelt, wird seine Eingabe zurückzuweisen sein.
lm Übrigen werden im Fortführungsantrag die Gründe einzeln und bestimmt nicht bezeichnet, aus denen eine Verletzung oder unrichtige Anwendung des Gesetzes isd Z 1 oder erheblichen Bedenken iSd Z 2 abzuleiten sind. Da neue Tatsachen oder neue Beweismittel (Z 3) ebenfalls nicht beigebracht wurden, ist der Antrag nicht gesetzeskonform ausgeführt, weshalb er auch aus diesem Grunde zurückzuweisen sein wird. Die Fortführung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft Graz ist daher nicht beabsichtigt.
Staatsanwaltschaft Graz
Graz,03. November 2011
Hofrat Dr. lllanfred Kammerer, Erster Staatsanwalt
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Äußerung
Zur Stellungnahme der Staatsanwaltschaft
1) Privatbeteiligtenanschluss wegen eines vorläufigen Schadens von 50000 Euro.
2) Es mangelt nicht an meiner Aktivlegitimation, da ich Opfer bin. Aufgrund des völlig sinnlosen Ablebens des Herrn Primschitz entstand mir ein Trauerschaden wegen seelischer Schmerzen im Wert von 50.000 Euro.
Ich lernte Herrn Primschitz im November 2007 kennen. Er beauftragte mich als seinen Coach. Es ging ihm darum für eine Operation tauglich zu werden und sich gesellschaftliche Regeln anzueignen. Das Coaching war extrem anstrengend, da Herr Primschitz einen sehr starken Willen besaß. Wenn er etwas nicht machen wollte, zum Beispiel Berg auf Radfahren, war es mir nahezu unmöglich ihn dazu zu bringen es doch zu machen. Ich wusste aber, dass man Herrn Primschitz, einem schwer fresssüchtigen zu allem bringen kann, wenn man ihm Essen als Belohnung in Aussicht stellte. Trotz der Verlockung mir so das Leben leichter zu machen, tat ich das im Gegensatz zu vielen Menschen die mit Herrn Primschitz zu tun hatten, nie. Mir war von Anfang an klar, dass Herr Primschitz nur eine Chance auf das Abnehmen und damit auf die von ihm angestrebte und letztendlich erfolgreich durchgeführte Hodenoperation hatte, wenn er ohne Essensbelohnung seine von mir gestellten Aufgaben erfüllt. So war ja auch sein Auftrag an mich. Aufgrund seines Willens zur Gesundung und aufgrund meiner Konsequenz entstand ein Vertrauensverhältnis zwischen Herrn Primschitz und mir, und mündete nach Beendigung des Coachingvertrages in einer Freundschaft. Ab der Zeit des Coachings bis zu Herrn Primschitz Reise nach Thailand war er oft mit mir auf der Landwirtschaft meiner Mutter, Marlene Baumgartner, in Wetzawinkel in der Oststeiermark. Wir haben dort zu zweit oder zu dritt, mit einem gemeinsamen Freund, Roman Strahlhofer, der sich auch keine natürliche Todesursache vorstellen kann, landwirtschaftliche Tätigkeiten vollzogen, wie zum Beispiel Holzarbeiten im Winter, Gemüsegarten errichten, Wiesenmähen, Most und Fruchtsäfte erzeugen, kompletter Imkereibetrieb, Obstbäume schneiden und so weiter und so fort. Nach getaner Arbeit berieten wir immer gemeinsam wie wir effektiver vorgehen hätten können. Wir sprachen aber natürlich nicht hauptsächlich über die Arbeit sondern über das was man unter Freunden halt so redet, also über Frauen, über die Probleme in unseren Familien und allgemein über unsere Familien, über unsere gemeinsamen Bekannten, über unsere Zukunftspläne und so weiter. Meine Mutter, die sich auch keine natürliche Todesursache vorstellen kann, schloss Herrn Primschitz sofort ins Herz und diskutierte auch viel mit ihm unter vier Augen. Herr Primschitz durchschaute aber sofort, dass wenn er sie um Essen anbettelte sie ihm etwas aus mütterlichem Mitleid gibt. Das war für mich natürlich unerträglich und ich kam deshalb mehrmalig mit meiner Mutter in Konflikt, wobei sie letztendlich nicht mehr auf die Betteleien des Herrn Primschitz reinfiel. Herr Primschitz war auch beim Feiern mit meinen Freunden immer gern gesehener Gast. So waren zum Beispiel die Silvesterparty 2007/2008 und die spontanen Sommerpartys, welche alle erfolgreich waren, Beweise für die starke Integrationsfähigkeit des Herrn Primschitz. Alle Freunde die auf solchen Partys waren, waren schockiert über die Todesnachricht. Niemand kam auf die Idee an eine natürliche Todesursache zu denken. Selbstverständlich gab es auch Streitereien zwischen Herrn Primschitz und mir. So wollte ich ihn einmal von Wetzawinkel rausschmeißen weil er mir versicherte, dass er mir das Geld für einen Imkereianzug gleich zurückgeben werde, das ich ihm geborgt habe. Ich war von seinem falschen Versprechen extrem enttäuscht erkannte aber, dass ich ihn nicht schlimmer bestrafen könnte als mit einem Rausschmiss von Wetzawinkel und sah dann doch davon ab und ich ging beleidigt in ein anderes Zimmer. Am nächsten Tag hatte er das Geld für den Imkeranzug aufgetrieben. Herr Primschitz kassierte von mir einmal einen Tritt in den Hintern, weil er mich all zulange provozierte. Er wollte mich darauf sofort anzeigen. Ich erklärte ihm das ich zu viel Provokation nicht ertrage. Herr Primschitz war nie ein nachtragender Mensch und sah von der Anzeige ab. Mit einem Freund kann man eben streiten und sich danach wieder verstehen. Dass man seinen Standpunkt haben und diesen hartnäckig verteidigen soll, aber nicht stur auf einer falschen Meinung sitzen bleiben darf lernte ich von Herrn Primschitz. Ich konnte durch Herrn Primschitz auch dessen Vater, Herrn Mag. Anton Primschitz kennen lernen, der mit Caspar/Harnisch und Schubertkino zwei der renommiertesten Grazer Unternehmen führt. Auch zu diesem konnte ich ein Vertrauensverhältnis aufbauen, welches sich auch dadurch äußerte, dass er mir ohne lange nachzudenken kurzfristig sein Auto borgte, damit ich für 3 Tage mit einer Studienkollegin nach Kitzbühl zum Schifahren fahren konnte.
Der größte Wert für mich an dieser Freundschaft mit Felix Caspar Primschitz war aber, dass er hemmungslos ehrlich zu mir war. Er beschimpfte mich dafür, zu feig zu sein auf Frauen zuzugehen, zu rauchen, Alkohol zu trinken oder nicht fleißig genug zu studieren. Er sagte mir über gewisse meiner Freunde dass er diese nicht mag und für Arschlöcher hält, weil diese mir Alkohol und Zigaretten anbieten.
Herr Primschitz wurde für mich eine seelische Stütze, weil ich mit ihm, wie schon oben erwähnt, über die Probleme unserer Familien sprechen konnte und von ihm, im Gegensatz zu all meinen anderen Freunden verstanden wurde. Umgekehrt verstand ich auch die Probleme des Herrn Primschitz, so war jedenfalls mein Eindruck. Herr Primschitz hatte eine sehr ähnliche familiäre Ausgangssituation wie mein Vater, Alfred Baumgartner (einem Teilgesellschafter des Traditionsunternehmens „Schuhaus Baumgartner“). Die Verfehlungen beider Familien an beiden war, sie als hilfsbedürftige, die nicht für sich selbst sorgen können und nicht wissen können was für sie gut ist, zu behandeln. Durch dieses bemutternde Kümmern war es beiden fast nicht möglich sich zu Erwachsenen zu entwickeln. Herrn Primschitz Mutter lies einfach durchgehen, dass er wie ein Schwein fraß. Dadurch lernte er bis zu seinem 18ten Lebensjahr nicht ordentlich zu essen. Ich und wenige gemeinsame Bekannte ließen das nicht durchgehen, wodurch er auf einmal schön essen konnte. Mein Vater und Herr Primschitz konnten sich zwar leiden und arbeiteten durchaus zusammen im Weingarten, kamen aber nicht miteinander aus, da beide um meine Mutter rivalisierten. Übrigens ist es für meinen Vater ebenfalls mit Sicherheit ausgeschlossen, dass Herr Primschitz an einem natürlichen Tod starb. Herr Primschitz hatte ebenso wie mein Vater einen älteren Bruder und unter anderem eine ältere Schwester, welche die Bemutterung der Hilflosen als ihre Pflicht ansahen.
Ich verlor mit Herrn Primschitz einen wesentlichen Lebensmenschen, eine seelische Stütze und einen Wirtschaftspartner.
3) Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen, dass Herr Primschitz an einer natürlichen Todesursache starb. Für mich ist leider der Eindruck entstanden, dass die Todesursache des Herrn Primschitz nicht ordentlich untersucht wurde und nicht ordentlich untersucht werden sollte.
Im Abschlussbericht der Polizei vom 18.10.2011 steht, dass Herr Primschitz Herzvorschädigungen hatte. Am 5.10.2011 bekam er laut Dr.Czermak’s Bericht von 16:52, erstens eine Sedierung mit Nozian und zeigte sich anhaltend bettlägrig, und zweitens bekam er eine Thomboseprophylaxe mit Lovenox. Am nächsten Tag wurde er um 7:45 tot in seinem Krankenbett aufgefunden. JEDER GEISTIG GESUNDE Mensch würde sich zumindest die Frage stellen ob es einen Zusammenhang zwischen der medikamentösen Behandlung und dem Sterben über Nacht gibt. Im Falle des Herrn Primschitz wurde sofort die Obduktion für ein paar Tage später beschlossen (Tot am 6.10.2011 gefunden-----Anordnung im ärztlichen Decurs dass die Obduktion nicht vor 10. 10.2011 stattfindet). Um einen Zusammenhang festzustellen hätte das Blut des Herrn Primschitz untersucht werden müssen, was aus irgendeinem nicht verständlichen Grund unterlassen wurde. Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass die Obduktion erst viel zu spät und ohne Blutuntersuchung vorgenommen wurde, damit eventuelle Fehler in der Behandlung nicht festgestellt werden können. Herr Primschitz stammt mütterlicherseits aus einer in Graz hoch angesehenen und gut vernetzten Juristen – und Ärztefamilie. In den letzten Jahren wurde über die Medien immer wieder bekannt, dass Behörden bei Strafdelikten bezüglich solcher Familien nicht oder nur unzureichend tätig werden.
Für mich ist auch nicht klar warum von Seiten der Polizei und Staatsanwaltschaft die letzten Lebensmonate des Herrn Primschitz nicht untersucht wurden?
Wie konnte Herr Primschitz trotz ständiger medizinischer Behandlung an einer Herzschwäche erkranken?
Wie war es möglich, dass diese Herzerkrankung trotz der ständigen medizinischen Behandlung nicht entdeckt wurde?
Wie war es möglich, dass Herr Primschitz nicht auf eine Herzerkrankung untersucht wurde und trotzdem mit Medikamenten die das Herz belasten ruhig gestellt wurde?
Es ist nicht verständlich, warum diese Fragen nicht untersucht werden sollen, obwohl Polizei und Staatsanwaltschaft dem Amtswegigkeitsgrundsatz unterliegen!
Aus der Krankengeschichte ergibt sich, dass Herr Primschitz auf keinen Fall nach Hause wollte. Er wehrte sich massiv gegen seine Entlassung aus der dermatologischen Station des LKH Graz. Er selbst führte dazu aus: „ er sehe sich nicht aus, wieder heimzukehren. Er kenne sich daheim nicht mehr aus. Er brauche Sicherheit, im Besonderen im Krankenhaus.“ Heimkehren hatte für Herrn Primschitz bedeutet, zu seiner Mutter heimzukehren! Er wollte nicht heimkehren, weil er nicht zu seiner schwer psychisch kranken Mutter, gegen die er sich nicht durchsetzen konnte, wollte. Er zog es vor in einem Krankenhaus und dann sogar in der geschlossenen Abteilung des LSF Graz zu sein. Er versuchte dieses Anliegen verzweifelt mit Selbstverstümmelung durchzusetzen. Die komplette eingebundene Ärzteschaft erachtete aber die Meinung der Mutter des Herrn Primschitz, als wichtiger als die Patientenmeinung. So ergibt sich zum Beispiel aus den Vermerk des Dr. Czermak vom 27.9.2011 von 11Uhr30 , dass Dr. Reiter von der dermatologischen Station des LKH Graz per Telefon mitteilte, dass Herr Primschitz am ehesten auf die Mutter höre, woraus eine Hörigkeit gegenüber der Mutter abzuleiten ist. Aus dem Vermerk des Dr. Czermak vom 28.9.2011 von 13Uhr 9 ergibt sich, dass in einem Telefonat zwischen Dr. Czermak und der Mutter des Herrn Primschitz folgendes Procedere beschlossen wurde: „ Bei anhaltender Stabilität wird für morgen die Entlassung mit anschließendem Transfer an die Kieferchirugie projektiert“. Der Patient wurde von dieser gemeinsamen Entscheidung des Arztes und der Mutter lediglich informiert. „Angeblich zeigte er sich einverstanden“. Es kam am nächsten Tag zur Entlassung und nur ein paar Stunden später zur Wiederaufnahme!!!!
Warum wird von der Polizei und der Staatsanwaltschaft nicht untersucht, warum die Mutter in medizinische Angelegenheiten und sogar Entscheidungen eingebunden wurde, obwohl Herr Primschitz als volljähriger dafür einen Sachwalter hatte (Dieser wurde offenbar nicht einmal über die Ereignisse informiert-----Der Vertreter der Sachwalterin, RA Mag. Klein erfuhr vom Tod erst aus der Zeitung!) ??
Warum wurde von der Polizei und der Staatsanwaltschaft die Beziehung zwischen Herrn Primschitz und seiner Mutter nicht beleuchtet, obwohl es heutzutage zum notorischen Wissen von Staatsanwaltschaft und Polizei gehört, dass Hörige nicht in der Lage sind sich gegen ihre zu Machthaber zu wehren?
Kann der Grund für die Nichtuntersuchung all dieser Fragen sein, dass die Mutter des Herrn Primschitz, Frau Dr.jur.Doris Primschitz-Bielau heißt ?
Ich sah Herrn Primschitz ab seiner Reise nach Thailand bis zu seinem Tod nur zwei mal. Einmal im Herbst 2010 war er Zufällig in einem Auto neben mir. Wir vereinbarten uns zu treffen. Erst im Winter trafen wir uns nach telefonischer Abmachung am Hilmteich in Graz. Wir gingen dort lange spazieren und waren dann lange in einem Kaffeehaus, um dort lange zu diskutieren. Er sagte mir, dass er sich wegen seiner Mutter nicht mit mir treffen darf und wir uns deshalb heimlich treffen mussten. Wir vereinbarten uns bald wieder zu treffen, da es lustig war. Er sagte mir damals dass er sich bei mir melden werde und ich wegen der Mutter nicht anrufen solle. Herr Primschitz meldete sich dann lange nicht, weshalb ich mir Sorgen machte und nach ein bis zwei Monaten doch anrief. Die Mutter hob ab und verbot mir jeglichen Kontakt zu Herrn Primschitz sowie dort anzurufen. Als ein gemeinsamer Bekannter, Herr Konsul Wladimir Slechta, im 94sten Lebensjahr verstarb, fuhr ich zum Haus indem Herr Primschitz mit seiner Mutter lebte um ihm die Todesnachricht mitzuteilen. Die Mutter verriegelte zuerst alle Balken. Weil ich trotzdem dort blieb machte sie dann doch ein Fenster auf um mir wiederholt jeden Kontakt zu Herrn Primschitz zu verbieten. Das Haus am Dominikanergrund hatte durchaus den Anschein von einem Gefängnis. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil mir heute klar ist, dass ich damals sofort die Polizei verständigen beziehungsweise zur Nothilfe greifen hätte müssen.
Stefan Baumgartner
Graz am 27.11.2011
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Betreff: Anfrage
Von: "Erich Vogl" Erich.Vogl@kurier.at
Datum: Do, 8.12.2011, 14:19
An: dr.ruesch@ruesch.info
Cc: "Rainer Fleckl" Rainer.Fleckl@kurier.at
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Sehr geehrte Frau Dr. Rüsch,
wie telefonisch besprochen wende ich mich per Mail mit einigen Fragen an Sie. Es geht um den Fall Felix Primschitz. Der junge Mann war Prader-Willi-Patient und ist am 6. Oktober im Alter von 22 Jahren verstorben. Laut Obduktionsbericht lautet die Todesursache: Linksherzinsuffizienz.
Felix Primschitz war ein guter Bekannter von Walter Mayer, dem wegen Dopinghandels verurteilten ehemaligen Skibetreuer.
Im Oktober 2008 verbrachten Mayer und Primschitz viel Zeit miteinander, wobei Letzterer stets die unter Dopern so beliebten Substanzen Testosteron, Wachstumshormon und Epo mitführte. Diese Medikamente wurden durch Sie verschrieben, wie sie einmal bestätigten.
Nun meine Fragen:
1.) Der regelmäßige Konsum von Testosteron führt zu beeinträchtigter Pumpleistung der linken Herzkammer - drei Jahre, nachdem Felix Primschitz ein gesundes Herz attestiert wurde (September 2008), stirbt er an Linksherzinsuffizienz. Wann haben Sie Herrn Primschitz erstmals Testosteron verschrieben und gab es vorher eingehende Untersuchungen am Patienten bzw. wurde das Einverständnis von für Primschitz verantwortlichen Personen für die Testosterontherapie eingeholt? Wie viel und wie lange hat Felix Primschitz Testosteron eingenommen?
2.) Prader-Willi-Experten meinen, dass Wachstumshormon bei erwachsenen Prader-Willi-Patienten nicht angewendet werden darf. Nun war Herr Primschitz zum Zeitpunkt, als er mit Mayer (und den von Ihnen verschriebenen Medikamenten) unterwegs war, 19, also erwachsen. Wieso haben Sie Herrn Primschitz Wachstumshormon verschrieben. Wann haben Sie Herrn Primschitz erstmals Wachstumshormon verschrieben und wie lange hat er es bekommen?
3.) Epo: Prader-Willi-Experten meinen, dass eine Epo-Behandlung bei Prader-Willi-Patienten keinen Sinn ergibt. Im Dopingbereich jedoch spielt Epo eine gewaltige Rolle. Wieso haben Sie Primschitz Epo verschrieben?
4.) In welchem Umfang haben Sie Herrn Primschitz die o.a. Substanzen verschrieben? Und welche Substanzen haben Sie ihm sonst noch verschrieben?
5.) Laut unseren Informationen sind bzw. waren Sie gut mit Herrn Mayer bekannt, das heißt, Sie wussten auch von der engen Bekanntschaft zwischen Mayer und Primschitz. Haben Sie nie Bedenken gehegt, die verschriebenen Substanzen könnten durch Herrn Mayer an Sportler weiter gegeben werden?
6.) Könnten die Medikamente Schuld sein am frühen Tod des Herrn Primschitz bzw. könnte er als Versuchsobjekt missbraucht worden sein?
Ich bitte um Verzeihung für die umfangreiche Anfrage und bitte Sie dennoch um Antworten bis morgen nachmittags.
Mit besten Grüßen
Dr. Erich Vogl
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Fax: 0043/1/52100-2726
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Komplementär: Kurier Redaktionsgesellschaft mbH, FN87325w, HG Wien
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Betreff: Ihre Anfrage - Tod Felix Primschitz
Von: dr.ruesch@ruesch.info
Datum: Fr, 9.12.2011, 11:10
An: "Erich Vogl" Erich.Vogl@kurier.at
Cc: wolfgang.routil@aekstmk.or.at
dorner@aekwien.at
stagraz.leitung@bmj.gv.at
katja.hirtenfelder@bmj.gv.at
manfred.kammerer@bmj.gv.at
raimund.frei@bmj.gv.at
stawien.leitung@bmj.gv.at
frau@die-frau.com
stefan.baumgartner@edu.uni-graz.at
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Sehr geehrter Herr Dr. Vogl,
als Ärztin unterliege ich der ärztlichen Verschwiegenheit, ich darf Ihnen also ohne Zustimmung eines Patienten nicht einmal sagen, ob eine Person überhaupt Patient bei mir ist.
Da Herr Felix Caspar Primschitz aber immer für Wahrheit und Gerechtigkeit eingestanden ist, weiß ich, dass er mir zur Beantwortung Ihrer Fragen die Erlaubnis gegeben hätte.
Wäre er noch am Leben, würde er Ihnen sicher selber zu einem Interview zu Verfügung stehen, wie er das auch damals gemacht hat, als Walter Mayer zu Unrecht in Untersuchungshaft angehalten wurde.
Herr Walter Mayer war auch mein Patient und hat mich in diesem eingeschränkten Sinn von der Verschwiegenheitspflicht entbunden.
Zu Unrecht deshalb, da die einzige Begründung der Staatsanwaltschaft damals war, Walter Mayer habe einen jungen behinderten Mann gedopt, von dem sie noch nicht den Namen wusste.
Es war Herrn Primschitz wichtig, aufzuklären, zu sagen, wie es wirklich war, und damals ist er nicht nur bei der Pressekonferenz Journalisten Frage und Antwort gestanden, sondern hat auch dem ORF Sport ein Interview gegeben.
Außerdem gehe ich davon aus, dass Herr Primschitz seinen Tod aufgeklärt wissen wollte, und daher ist der genaue Blick auf die Behandlung und die Umstände seines Todes erforderlich.
Für mich ist es unbegreiflich, wie ein 22jähriger Mann in einer Krankenanstalt versterben kann und nicht sämtliche Untersuchungen und Nachforschungen gemacht werden, um die Ursache genauestens zu klären. Eine Vertuschung ist hier offensichtlich, da offenkundig seit August 2010, da war Herr Primschitz nicht mehr mein Patient, mehrere Kunstfehlerbehandlungen mit der letzten Kunstfehlerbehandlung im Landeskrankenhaus Siegmund Freud mit Todesfolgen vorliegen.
Da dies ein sehr brisantes Thema ist, vor allem auch aufgrund der Tatsache, dass mich Herr Primschitz nicht mehr aktiv von der
Verschwiegenheit entbinden kann, brauche ich von Ihnen und Ihren Medien – print, online etc. die verbindliche Zusicherung, dass nichts von meinen erteilten Informationen veröffentlicht wird, ohne dass es vorher von mir auf die richtige Wiedergabe kontrolliert und freigegeben wurde.
In den Medien wird oft Falsches gebracht, und man sieht bereits an Ihrer Fragestellung eine Wertung und ein Ausgehen von Behauptungen, die zum wesentlichen Teil mit der Realität nichts zu tun haben.
Es ist für mich notwendig, alles was von mir an die Öffentlichkeit geht, zu kontrollieren, sodass nichts Falsches über meinen Patienten, Krankheiten und Behandlungen in den Medien steht. Das Ansehen meines Patienten muss gewahrt bleiben, trotz aller Offenheit, die Herrn Primschitz immer auszeichnete.
Wenn Sie mir dies zusagen, antworte ich Ihnen noch heute detailliert auf Ihre Fragen.
Sollten Sie dem zustimmen und Sie bzw. die Medienunternehmen sich nicht an die Abmachung halten, werden juristischen Konsequenzen folgen.
Ich gehe jedoch davon aus, dass dies nicht erforderlich ist und auch Ihnen bewusst ist, dass es hier um das Ansehen und die Würde eines Menschen, noch dazu eines Toten, der sich nicht mehr selbst äußern kann, geht. Eine Falschmeldung alleine ist schon so gravierend, dass dies selbst durch eine Gegendarstellung nicht mehr gut zu machen wäre.
Aufgrund der zuvor geschilderten Situation übermittle ich alles, was ich Ihnen schicke und von Ihnen erhalte, auch an die Ärztekammern für Steiermark und Wien und die Staatsanwaltschaften Graz und Wien.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. med. Julia Rüsch
Titelbild: LSF Graz
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