In diesem Jahr hat sich die-frau Redakteur Laurenz (7) dazu entschlossen seine Mutter und seine Tante zu den Salzburger Festspielen mitzunehmen.
Auf dem Plan standen an einem Tag (!) die Kinderoper „Die Entführung aus dem Serail“ (Salzburg ganz ohne Mozart wäre ohnehin kaum machbar.) und „Lumpazivagabundus“. Laurenz hat sich also ganz schön was vorgenommen und die Erwachsenen folgten ihm.
Das Mozart Stück ist ein Singspiel in drei Akten. Die Uraufführung fand am 16. Juli 1782 im Burgtheater in Wien unter der Leitung des Komponisten statt. Für die diesjährigen Festspiele wurde die Oper kindergerecht gestaltet.
In Salzburg wurde das Stück unter der Regie von Johannes Schmid auf 70 leicht verständliche Minuten gekürzt. Die große Universitätsaula verwandelt sich in den Ort des Geschehens und die Mitwirkenden bringen die schönsten Arien der Oper in Orchesterbegleitung dem jungen Publikum näher.
Nur allzu oft wird der Fokus zu sehr auf die Adabei Gäste der Festspiele gelenkt und dabei ganz darauf vergessen, dass auch die Festspiele von morgen ihre Besucher brauchen. Die-frau hat es sich zum Credo gemacht, die Kinder auch in die Oper, ins Theater, ins Konzert mitzunehmen und der Erfolg gibt uns Recht. Wer glaubt, Oper sei mitunter schwere Kost für die Kleinen, dem sei versichert, dass eine Oper mindestens genauso spannend für die Kinder ist, wie der neueste Walt Disney Film.
Die Kinderoper fand Laurenz ganz nett. Nur mit der Wahl der Konstanze war er nicht ganz zufrieden, nimmt sie doch denjenigen zum Mann, der gar nichts auf die Reihe bekommt. Vielleicht gilt auch das Motto: Unter den Blinden ist der Einäugige König, denn, so Laurenz, „irgendwie bekommt niemand in dem Stück etwas richtig hin.“
Das liederliche Kleeblatt
"Der böse Geist Lumpazivagabundus" oder „Das liederliche Kleeblatt“ ist eine Zauberposse des Alt-Wiener Volkstheaters von Johann Nepomuk Nestroy. Sie wurde am 11. April 1833 in Wien uraufgeführt. Die Musik stammt aus der Feder des Adolf Müller.
Es ist die ewige Geschichte des Kampfes zwischen Wollust, Völlerei, Habgier und dem wahren Glück, das man, folgt man Nestroy, nur über die Liebe finden kann. So Unrecht wird er da nicht haben…
Genauso wie der „Jedermann“ ist Lumpazivagabundus wohl als ur-österreichisch zu qualifizieren. Während sich rund um den Domplatz alles um Cornelius Obonya, den „neuen“ Jedermann dreht, wird das Nestroy Stück auf der Perner Insel in Hallein gespielt. „News“ gegenüber erklärte „Knieriem“ Nicholas Ofczarek sichtlich stolz, noch kein einziges Mal in diesem Jahr in Salzburg Stadt gewesen zu sein.
Am 1.8.2013 ging die Premiere unter großem Applaus über die Bühne. Mit Florian Teichtmeister ist Leim, der einzig Vernünftige im Junggesellen Trio. Zwirn, der Schneider, gegeben von Michael Maertens, Burgschauspieler und Lebensgefährte der Mavie (gleich in mehreren Rollen im Stück zu sehen) aus der großen Schauspieler-Dynastie der Hörbigers, will sich bessern, wird aber von seinen Freunden betrogen. Der Dritte im Bunde ist Knieriem, der Schuster, gespielt von einem wie immer genialen Nicholas Ofczarek. Knieriem neigt zum Suff und zur Gewalt und ist letztlich eine mehr als bemitleidenswerte Figur. Im ewigen Kampf mit dem Guten verliert sich der böse Geist Lumpazivagabundus (Max Mayer).
Kein geringerer als Matthias Hartman, seines Zeichens Herr des Burgtheaters, hat die Regie übernommen und die Aufführung mit zahlreichen Anspielungen auf die Gegenwart gespickt. Vor allem im Feenreich trifft man auf unerwartete Gestalten. Die Glücksfee Fortuna (Maria Happel) zum Beispiel hat ungemeine Ähnlichkeit mit Angela Merkel und auch der EU-Sternenkranz findet im Bühnenbild des Stephane Laimé seinen Platz.
Am Ende siegt zumindest für den Leim das vermeintlich Gute. In Anlehnung an Albert Camus ist man jedoch geneigt sich zu fragen, ob nicht doch die anderen, die Spießbürger nämlich, die Hölle sind…
Redakteur Laurenz meint am Ende der Aufführung, in der er viel gelacht hat, die aber gegen
Ende hin zusehends beklemmender wurde, dass wohl keiner der drei Gesellen das wahre Glück gefunden hat. Genauso wie das Puppenhaus, in welchem die drei Gesellen am Ende gefangen sind, besteht auch das Spießbürgertum eben nur aus Fassade.
Wer es nicht nach Salzburg schafft, kann die ur-österreichischen Gesellen ab 6.9.2013 am Wiener Burgtheater besuchen. Dort wird die Produktion ins Repertoire aufgenommen.
KWH
Ben Gernon (Gewinner des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award 2013), Musikalische Leitung
Johannes Schmid, Regie
Marie Holzer, Bühne
Anna Holter, Choreografie
Dorothea Nicolai, Kostüme
Anna Lina Mattar, Kostümassiste
nz
Alexander Krampe, Johannes Schmid, Textfassung
Alexander Krampe, Musikalisches Arrangement
BESETZUNG
Peter Kellner, Christoph Seidl, Osmin
Estelle Poscio, Theresa Dittmar, Blondchen
Aco Biscevic, Aaron Sheppard, Pedrillo
Iurii Samoilov, Iain MacNeil, Selim
Johannes Dunz, Gitai Fisher, Belmonte
Kiandra Howarth , Siobhan Stagg, Konstanze
Francesca Perrucci , Su Jin Kim , Maria – Pilmaiquen Jenny, Tänzer
salzburg orchester solisten
Fotos: Reinhard Werner