„Als ich dich mit Wehen gesehen habe, bin ich in meiner Entscheidung, niemals Kinder haben zu wollen, noch fester geworden“, meinte eine junge Frau, nachdem sie einen Teil der Geburt live miterlebt hatte.
Frauen versuchen bewusst oder unbewusst nicht an die mit den Wehen verbundenen Schmerzen zu denken, sondern sich auf die schönen Gefühle zu konzentrieren, die mit einer bevorstehenden Geburt einher gehen, die Freude auf diesen kleinen Menschen, der zur Welt gebracht wird und den die Mutter nun endlich, nach 40 Wochen im Bauch, sehen und kennen lernen darf.
Doch es ist eine Tatsache: Die Wehen tun weh, und am Ende verliert man komplett die Kraft und die Geduld, am liebsten würde man einfach nur sagen: „Mir reicht’s, ich gehe weg“. Doch das ändert nichts. Also macht man weiter und hält an dem einen Gedanken fest: Bald sehe ich meinen kleinen Sohn oder meine kleine Tochter. Deshalb ist es wichtig, dass jemand während der Zeit knapp vor der Geburt dabei ist, die Hand hält, einen aufmuntert oder einfach nur über irgendein belangloses Zeug spricht, um die Frau von den Schmerzen abzulenken.
Die Wehen unterteilen sich in unterschiedliche Arten, abhängig vom Zeitpunkt ihres Erscheinens, der Dauer und der Stärke. Die Gebärmutter ist ein Muskel, der sich zusammenzieht, um den Kopf des Babys in die richtige Position zu bringen. Bereits in der Mitte der Schwangerschaft dienen die Frühwehen dazu, dass das Baby auf den richtigen Platz rutscht. Sie fühlen sich wie starke Regelschmerzen an und der Bauch wird hart. Diese Symptome vergehen jedoch nach kurzer Zeit.
Ungefähr in der 36. Schwangerschaftswoche treten die Vorwehen ein, die sich ebenfalls ähnlich Regelschmerzen, oder auch Rückenschmerzen, durch ein heftiges Ziehen im Unterleib äußern. Mit den Senkwehen wird der Kopf des Kindes durch heftiges Zusammenziehen in den Becken gedrückt.
Die Geburtswehen dienen schließlich dem vollständigen, auf den Kopf des Kindes angepassten Öffnen des Muttermundes auf ca. 5 cm. Sie sind regelmäßig, dauern eine bis anderthalb Minuten und zeichnen sich durch einen Höhepunkt ab. Diese und die Presswehen stellen im Grunde erst die Entbindung dar, obwohl Hebammen und Ärzte nach wie vor ab der ersten Vorwehe die Zahl der Wehen bis zur Geburt protokollieren. Die Presswehen haben zum Zweck, dass das Köpfchen des Babys aus der Gebärmutter über den Geburtskanal in die Vagina rutscht. Ist der Kopf mal draußen, flutscht der restliche Körper regelrecht nach.
Das Anlegen des Babys an die Brust gleich nach der Geburt hat nicht nur für die Festigung der Mutter-Kind-Bindung und dem Beschenken des Babys mit Nähe und Körperwärme zu tun, sondern begünstigt auch das Zuziehen der Gebärmutter, so dass die Blutungen gestoppt und der Heilungsprozess beschleunigt werden, was wiederum vor möglichen Entzündungen schützt. Diese Auswirkungen hat das Stillen durch die Produktion von Östrogen.
Die Nachwehen schließen die Geburt ab: Die Plazenta, durch die das Baby die ganze Schwangerschaft hindurch versorgt wurde, wird abgestoßen.
Viele Faktoren beeinflussen, wie die Wehen und die Geburtsschmerzen wahrgenommen werden. Je wohler sich die werdende Mutter fühlt, als desto weniger schlimm wird die Situation empfunden. Die Anwesenheit vertrauter Personen, ihre Unterstützung, Händchen halten, den Rücken massieren, gut zureden und ablenken, eine angenehme, bestens bekannte Atmosphäre… all das unterstützt die Frau und bietet ihr die Möglichkeit, sich zu entspannen und sich fallen zu lassen.
Die Wehen gehören zur Geburt dazu, sie sind Teil des natürlichen Vorgangs, der dazu führt, dass ein neuer Erdenbürger das Licht der Welt erblickt, egal wie gut man sich darauf vorbereitet und vielleicht sogar während der Schwangerschaft Sport getrieben hat. Und das Ziel der Wehen entschädigt für alle Unannehmlichkeiten: Der freudige Abschluss mit der Geburt.
(vs)