Bei der Vorstellung des Circus Ronaldo „Sono io?“ ist als Altersempfehlung 12 Jahre angegeben. Wir, zwei Redakteurinnen, kommen in Begleitung von vier Kindern im Alter von 2 bis 11 Jahren. Wir sind gewohnt, dass Kinder uns überall begleiten und an all dem teilnehmen, was uns bewegt. Da die Altersempfehlung immer eindringlicher wird, hegen wir langsam auch unsere Zweifel, ob es vielleicht doch eine schlechte Idee ist, doch so kleine Kinder mitzunehmen.
Beim Wort Zirkus denkt man doch spontan an Spaß, und mit Spaß verbindet man immer die Kindheit.
„Es wird kaum erklärt, die Geschichte entsteht im Kopf“, werden wir nochmals auf die Besonderheit des Stückes aufmerksam gemacht. Fantasie ist eigentlich eine Kindersache. Doch sind wir immer noch etwas stutzig, ob wir uns nicht doch an die Altersempfehlung halten sollen.
Auf dem Weg zum Zirkuszelt im Grazer Augarten erinnern wir den Jungredakteur Jordan, 11 Jahre alt, an die Vorstellung „Fidelis Fortibus“ vor zwei Jahren, in welcher Danny Ronaldo seine Zirkusfamilie begraben hat. Ganz aufgeregt erzählt der Jungredakteur Jordan, wie er sich daran erinnert, wie dieser sich durchgeschnitten hat und auf einmal die Füße von Ballerina bekam. Stimmt, an diesen Teil können wir uns jetzt auch erinnern, dank der Anregung des Jungredakteurs Jordan. Die Hoffnung lebt, dass wir uns doch richtig entschieden haben, Kinder jeden Alters mitzunehmen.
Die Vorstellung beginnt. Die Anspannung steigt. Einerseits ist es die Vorfreude auf das Stück, andererseits die Anspannung: wie es von den Kindern wahrgenommen wird. Die Stimmung wechselt wie das Geschehen auf der Bühne. Einmal ist man angespannt und wartet ab, was nun in der nächsten Minute passiert, einmal bricht man in freudiges Lachen aus.
Pepijn Ronaldo erfüllt sowohl das Sprichwort „Wie der Vater, so der Sohn“ wie auch „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“. Frisch, jugendlich, spontan, charmant ist der Sohn des Danny Ronaldo. Auch wenn es den Anschein hat, dass es dem Vater, Danny Ronaldo, schwerfällt, seine Talente anzuerkennen (oder war es nur gespielt?), weiß er diese zu schätzen und lässt ihn die erste Geige spielen. Beide verbinden perfekt Moderne mit dem Charme der 80er/90er Jahre.
Nicht zufällig ist Danny Ronaldo stolz und ein wenig eifersüchtig auf den so talentierten Nachwuchs. Denn für sein junges Alter ist Pepijn ein talentierter Performer mit vielseitigen Fähigkeiten. Er kann Akrobatik, spielt virtuos Klavier, eine Menge Blasmusikinstrumenten, ist ein charmanter Schauspieler und bringt jeden zum Lachen. Damit sind seine Talente bei weitem nicht abgezählt.
Nicht, dass wir schon allein wegen seiner Talente hingerissen waren, so hat er uns vollkommen in seinen Bann gezogen, als der Jungredakteur Johann sagte „Ich habe Angst!“ und Pepijn geduldig sich an ihn mit den Worten wandte „Geht schon?“. Das schenkte dem Jungredakteur Johann so viel Mut, dass er zuerst von der zweiten Reihe in die erste und sogar auf den Boden vor die erste Reihe wanderte und schließlich den Performern die heruntergefallene Brille brachte, während diese auf einem Klavier (!) akrobatische Tricks ausführten.
Erfrischend, mutig, originell ist das Programm „Sono io?“ des Zirkus Ronaldo aus Belgien.
Am Nachhauseweg erzählten alle drei Jungredakteure begeistert über ihre Eindrücke.
Und was war das Erste, was der Jungredakteur Johann am nächsten Tag fragte? „Wann gehen wir wieder in den Zirkus?“
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Foto: Tom Herbots