Bereits beim Betreten der kleinen Probebühne der Grazer Oper hat man das Gefühl, man beträte ein kleines Theater vom Anfang des 20ten Jahrhunderts. Die Bühne ist weiß und schmal und steht im Kontrast zu den schwarzen schlichten Anzügen des 13-köpfigen Orchesters (erstaunlich, was so eine kleine Bühne aushält), passt perfekt zu den weißen Tischdecken auf den Tischen rund um die Bühne, an denen das Publikum seinen Platz gefunden hat. Der Hintergrund ist zusammengebastelt aus grauen Rollos mit einmal der Aufschrift „Privat“, einmal „Toiletten“ und einmal „Lager“, der stark aus dem eher klassischen restlichen Bild der Bühnengestaltung von Christina Steinböck mit ihrem modernen Bahnhofscharme hervorsticht. Getränke und kleine Snacks werden auf Wunsch serviert.
Die Handlung von „Susannens Geheimnis“ ist kurz und alltagstauglich. Graf Gil und seine Gemahlin Susanna sind frisch verheiratet, und schon züngeln bei dem Gemahl Eifersuchtsgedanken. Dass Susanna seine Fragen nicht direkt beantwortet, wühlt ihn noch mehr auf und bestärkt seinen Verdacht. Sie müsste etwas zu verheimlichen haben, denn ihr Auftreten zeugt davon, dass sie ihm gegenüber unehrlich ist. Dabei verehrt der Graf seine keusche Susanna so sehr.
In seiner Eifersucht agiert Graf Gil (brillant und sehr emotional von Ivan Orescanin gespielt und gesungen) durchaus männlich, auch wenn man ihm diese Fähigkeit an seinen roten Spitzensamtschuhen und rotem Hemd nicht unbedingt ablesen kann. Er will seiner Geliebten selbst ein Smoothie servieren, bringt ihr Blumen, um doch besser als sein vermeintlicher Rivale zu sein, auch wenn diese seine Bemühungen nur ein kleiner Tropfen im Meer sind.
Ziemlich enttäuschend endet die Handlung, als Graf Gil in Erfahrung bringt, dass seine Eifersucht einzig und alleine - bitte nicht lachen – einer Zigarette! galt.
„Susannens Geheimnis“ ist ein angenehmer Abend im Stil der Theaterhäuser des Beginns des 20ten Jahrhunderts, als das Schauspiel noch der Unterhaltung galt und sich das Publikum zum Essen, Trinken und sich Unterhalten getroffen hat, mit der wie immer entzückenden Stimme der gebürtigen Ukrainerin Tatjana Miyus als Gräfin Susanna. Berauschend wie der Zigarettenrauch war der selbstkomponierte Tanz „La cigarette“ von Challyce Brogdon.
VS
Fotos: Werner Kmetitsch