Peter Pan, Wendy und Michael fliegen in 3D Projektion über die Wolkenkratzer und Menschenmengen, Dialekt sprechende Tinkerbell, unverhältnismäßige Bühnendekorationen, ein Hund, der auf zwei Pfoten geht – das alles ist kein Trailer einer neuen Disney Channel Produktion, sondern eine Aufführung im Grazer Next Liberty. „Peter Pan“, ein Klassiker von James Matthew Barrie von 1902, trifft das 21. Jahrhundert.
Die Macke mit dem Erwachsenwerden
Das Erwachsenwerden trifft jedes Kind unvermittelt. Auch wenn für
viele „erwachsene Kinder“ das „Hotel Mama“ immer noch eine nette Alternative zum verantwortungsvollen Erwachsenenalltag ist, fühlen sich viele nach wie vor dazu gezwungen zu lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, und für das eigene Leben die entsprechende Verantwortung zu übernehmen. „Hotel Mama“ ist nämlich nicht aus Gummi und irgendeiner muss auch die Steuer zahlen, damit sie ihre bescheidene Pension bekommt. Und schon ist das Thema „Erwachsenwerden“ in aller Munde. Auch wenn es nicht so leicht fällt, müsste man, sollte man im Leben etwas erreichen wollen, sich damit auseinandersetzen, was es bedeutet, erwachsen zu sein. Vermittels Erziehung und Vorbildern wird wohl vielen Kindern die falsche Wahrnehmung vermittelt, Erwachsenwerden ist Hackeln ohne viel Spaß dabei zu haben. Aus der Überzeugung, man will den eigenen freien Geist nicht aufgeben und immer und bei allem, was man im Leben hat und macht, Spaß haben, ist der freie Geist Peter Pan geboren.
Vom Dialekt und kindgerechter Sprache
Die brillante Besetzung mit unter anderen Christoph Steiner (Peter Pan), Rebekka Reinholz (Wendy D
arling), Michael Grossschädl (Michael Darling), Sascia Ponzoni (Tinkerbell) und Helmut Pucher (Tootles), das gewaltige Bühnenbild von Mignon Ritter droht die kleine Grazer Next Liberty Bühne zu erdrücken. Entzückend ist Sascia Ponzoni in der Rolle von Tinkerbell mit ihrem Dialekt, den man trotz v
ieler Anstrengungen nicht immer versteht und es Gott sei Dank Peter Pan gibt, der uns dort eine Hilfestellung gibt.
Unserer modernen Welt nicht fremd jedoch für die Kinder womöglich noch schwer zu verdauen, war die Darstellung der Eifersucht, die sich zwischen Tinkerbell und Wendy abspielte, wobei beide um die Liebe und Zuneigung von Peter Pan kämpften, was unter anderem noch unter den Begriff „frauenfeindlich“ fällt.
Das Stück ist für Kinder ab 7 Jahren empfohlen, davon lässt sich vermutlich die Kompliziertheit der Sprache ableiten. Für die in Mehrheit anwesenden unter 7-jährigen jedoch kompliziert verständlich und entstammt wohl nicht der Feder des Peter Pan, sondern eines doch erwachsen gewordenen Akademikers.
Unterhaltsam und lebhaft bietet die Aufführung „Peter Pan“ im Grazer Next Liberty ein schönes Abendprogramm.
VS
Fotos: Lupi Spuma