Seit 20 Jahren bereisen junge Kabarettisten Kleinkustbühnen und Wirtshäuser in ganz Österreich im Rahmen der „Langen Nacht des Kabaretts“. Gute Laune und ein Potpourri aus Dialekten sind unverzichtbare Must-haves auf der künstlerischen Speisekarte.
Lisa Eckart, Daniel „Düsi“ Lenz, Berni Wagner und Maurer&Novovesky haben dem Grazer Publikum mindestens einen ganzen Marathonlauf erspart und über 2 Stunden die Lachmuskeln auf Trab gehalten. Im Zentrum des Casinos, wo Freudenrufe über den Gewinn sich mit den verzweifelten Ausrufen derjenigen, die alles verspielt haben, vermischen, wo bekanntlich die Süchte den perfekten fruchtbaren Boden haben, hat man sich im Casineum davon abgeschirmt gefühlt wie auf einer kleinen Insel, wo einem zum Lachen noch zumute ist. Und worüber lacht man am besten?
Allergien und Sexleben contra ökologische Fußabdrücke
Ist jeder Scherz einen Lacher wert? Und sind alle Themen zum Lachen geeignet, oder muss es auch im Kabarett gewisse Grenzen geben? Am besten kommen bekanntlich die politischen Themen an, über die man einerseits gut lachen kann, andererseits sich gleichzeitig Gedanken macht, ob das, so wie es von dem Kabarettisten gesagt wird, eigentlich stimmt und was da alles geändert werden kann/soll, damit Politik nicht andauernd zum Kasperltheater wird, wo es sich schlussendlich um weltverändernde Themen handelt. An diesen Themen, bis auf ein paar kleine Aussagen, hat es bei der „Langen Nacht des Kabaretts“ weitgehend gemangelt, was man sich zumindest von Maurer&Novovesky erwartet hat, da diese in der Radioansage mit dem Titel „Club Zwang“ angekündigt wurden.
Monologe über Urlaub und ökologische Fußabdrücke waren nicht so bejubelt wie der Monolog über Allergien, Sporttreiben und Sexleben von der einzig anwesenden weiblichen Kabarettistin Lisa Eckhart, wobei vermutlich jeder sich selbst oder seine Bekannten/Verwandten wiederentdeckt hat oder sich dabei gedacht hat: „Na Gott sei Dank ist es bei mir nicht so“. Als Lisa Eckhart den Burger mit dem Sex mit einem Mann verglich – beide schauen nicht besonders ansehnlich aus und beide muss man sich hineinstopfen, wobei im Endeffekt beide keine Befriedigung bringen –,graute es dem Mann neben mir wohl. Er rief ganz verzweifelt „Na, bitte“ und klatschte ab sofort nun noch mehr bei den anderen Kabarettisten. Seine neben ihm sitzende Frau blieb ganz wortlos.
Es mag auch sein, dass der Beruf eines Kabarettisten keine so einfache Aufgabe ist. Denn jeden Witz kann man schlussendlich nicht auf jeden Menschen maßschneidern. So schien es, sobald Daniel „Düzi“ Lenz sein neues Programm präsentierte, dass die Zuschauer die Versuchskaninchen waren, von denen er erfahren wollte, wie seine Witze ankommen, wobei er immer auf die Zuschauerreaktionen wartete.
Am Ende des Tages hat jeder Zuschauer einige neue Lachfalten bekommen, im Endeffekt blieb das Publikum trotzdem etwas unterernährt. War das zurückhaltende Klatschen des Publikums den Kabarettisten wohl zu wenig Anerkennung, so wurde die „Lange Nacht des Kabaretts“ trotz der Ankündigung „Wir spielen, so lange sie wollen“, bereits um 22 Uhr beendet.
vs
Fotos: troebinger