12.03.2010 |
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Weltfrauentag 2010
Geschichte und Sinnhaftigkeit
Auf der Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen im Jahre 1910 reicht Clara Zetkin den Vorschlag zur Gründung des Internationalen Frauentages ein. Heute, genau 100 Jahre später, stellt sich die Frage, wie wichtig dieser Tag immer noch für uns ist bzw. sein sollte, und wer seine Bedeutung und Entstehung überhaupt noch kennt.
Ist es nicht grotesk, dass aus 365 Tagen im Jahr ein Tag herausgenommen wird (eigentlich zwei, wenn man noch den Muttertag bedenkt) an dem Frauen einerseits geehrt, verwöhnt, beschenkt, etc. werden, andererseits sich aber Frauen aller Welt aufbäumen, Ungleichheiten aufzeigen, protestieren, demonstrieren und gegen die andauernden Missstände ankämpfen? Und bereits am nächsten Tag wird alles wieder unter den Teppich gekehrt?
Vor 100 Jahren haben 100 Delegierte aus 17 Nationen vier Hauptpunkte festgelegt:
- Kampf für das Frauenwahlrecht
- Kampf gegen die Kriegsgefahr
- Kampf um Fürsorge für Mutter und Kind
- Kampf gegen Preissteigerungen
Der heute in vielen Ländern weltweit als gesetzlicher Feiertag anerkannte Frauenwelttag hat in seiner Geschichte so manche Wandlung durchgemacht. Ausgehend von der aktuellen politischen Situation standen jedes Jahr ein anderes Motto und andere Forderungen im Vordergrund.
Wichtige Geschehnisse:
- 1911: die ersten Länder, die den Frauentag durchführten, waren Dänemark, Deutschland, Österreich und die Schweiz.
- Nach dem ersten Weltkrieg standen soziale Probleme im Vordergrund.
- 1921 wurde der 8. März als Datum fixiert.
- Ab 1933 wurde der Frauentag verboten. Stattdessen wurde der Muttertag gefeiert, da er eher dem nationalsozialistischen Frauen- und Mutterbild entsprach.
- Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Frauentag ortsabhängig unter unterschiedlichen Vorsätzen gefeiert.
- In den 1980er Jahren kam es zur Umsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, in der allerdings in mancher Hinsicht zwischen Menschen- und Frauenrechten unterschieden wurde.
- 1977 wurde der Frauentag international anerkannt.
Der Weltfrauentag stand in den letzten Jahren unter folgenden theamtischen Überschriften:
2003: Bessere Bildung für Mädchen
2004: AIDS, Situation in Ländern südlich der Sahara
2006: Rolle der Frauen in der Politik
2007: Gegen Gewalt
2008: Chancengleichheit
2009: Männer und Frauen vereint, um Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beenden
2010: 100 Jahre Weltfrauentag, Treffen in Kopenhagen, Themen: Politik, Kunst und Körper
Wir wollen Brot und Rosen
1986: Der 75. Geburtstag des Weltfrauentages unter dem Motto „Wir wollen Brot und Rosen“. Brot stand unter anderem für gleiche Bildungs- und Ausbildungschancen. Rosen für die Möglichkeit, mit Kindern zu leben und berufstätig zu sein, sowie für familiengerechte Arbeitszeiten.
Im Laufe der Zeit haben sich die Forderungen von Wahlrecht über Frieden, gegen Gewalt, Familienschutz bis zur Gleichberechtigung gezogen. Vieles wurde geändert, viele Forderungen werden jedoch seit Jahren nicht verwirklicht. Die Frage ist: Woran liegt das? Sind die Forderungen so unrealistisch und undurchführbar? Sind die angewandten Methoden die falschen? Oder fehlt es einfach an Durchsetzungsvermögen? Werden weitere 100 Jahre vergehen, bis Missstände wie die Einkommensschere überwunden sind?
Zumindest wurde 1986 die Tradition erfunden, Frauen an diesem ganz besonderen Tag mit Rosen zu beschenken… Ist ja schon mal was.
(kh)
Foto: J. Howard Miller
wikipedia