Spontane Ideen kommen immer wieder auf. Diesmal wurde die Ausstellung „Die Rückkehr der Götter“ in Leoben zu meinem Ziel. Sonntag, als wir losfahren ist es in Graz noch kalt und trüb, doch außerhalb scheint die Sonne. Ein herrlicher Tag für ein neues Abenteuer.
Gleich am Anfang der Ausstellung bekamen wir die Geburtsgeschichte aller römischen Götter und ihrer griechischen Verwandten von unserem Begleiter Simon, 8 Jahre, erzählt. Weitere Gäste versammelten sich um uns herum, um ja eine Einführung zu dem behandelten Thema der Ausstellung zu bekommen. „Was haben wir nur in der Schule gelernt?!“, fragte eine ältere Dame. Simon hat das von alleine, rein aus eigenem Interesse gelernt, nicht in der Schule.
Und weiter geht es, mit einem spannenden Entdeckungsspiel. Diese Ausstellung ist nämlich nicht nur für Erwachsene, sondern vor allem für die wissbegierigen Kids sehr interessant. Mit Entdeckerheft und Sticker bewaffnet, marschierten unsere zwei jungen Entdecker, Elena und Simon, durch die Säle und suchten nach den vorgegebenen Göttern.
Teile der Ausstellung waren in Nachkriegszeiten im Besitz von Russland. Heute wurden deren Teile der breiten Öffentlichkeit zur Schau gestellt.
Zu einer persönlichen Überraschung wurde die Ausstellung für mich, als ich im zweiten Raum die kleine Figur, einer Tänzerin mit Tympanon, aus dem ehemaligen Südrussland (die heutige Ukraine), entdeckte. Ein kleines Andenken an meine Heimat. Unerwartet, doch immerhin erfreulich.
Eine spannende „Kleinigkeit" habe ich bei fast allen Männerfiguren festgestellt. Und wirklich als Kleinigkeit, kann man es nicht bezeichnen. Geht es grundsätzlich um die Größe, ist es für jeden Mann ein wichtiges Thema… Die Rede ist natürlich vom Penis. Wenn man die Tafeln mit Beschreibung liest, findet man heraus, dass die Torsos beinahe jeder zweiten männlichen Figur, das Einzige aus der Antike übrig gebliebene sind. Diese wurden dann in der Moderne restauriert, jedoch nicht vollständig. Und was fehlt? Der Penis. Hat man an Stein gespart, war es schade um die Zeit oder gab es keine Spezialisten, die einen Penis nachahmen konnten. Der Grund ist nicht bekannt. Immerhin ist diese Tatsache ein Deut darauf, dass dem Menschen der Moderne, der Penis nicht so wichtig ist bzw. man Scham davor empfinden sollte. Wenn dem Menschen der Antike Sexualität wichtig war, ist der moderne Mensch auf Liebkosungen und Kuscheln umgestiegen.
Außerdem bieten die geschliffenen Figuren einen Einblick in die damaligen Vorstellungn von Schönheit, idealem Körperbau und Sexualität.
Über dem Ausstellungsgebäude befindet sich ein kleines Caféhaus, das einen weiten und schönen Ausblick auf die Stadt darbietet. Am Abend steht die allmählich sinkende Sonne zwischen den Gipfeln der Kirche von Leoben. Das erste, was auffällt - die Stadt steht still. Mit der Montanuniversität, einem einzigen Gasthaus, das am Wochenende geöffnet wird, den für die Autos geschlossenen Innenstraßen, mag dies auch so bleiben. Auf eine Änderung wird jedoch gehofft.
Zum Schluss gönnte sich Simon noch zwei Bücher; eines über die Römer, das Zweite über die Griechen. Seine Mutter hat dann festgestellt, dass diese auch für Erwachsene total spannend sind!
vs