Eine Stadt hat viele Gesichter. Darauf deuten die zahlreichen Tafeln, die die Wand im Treppenhaus, das zur Ausstellung „Grazgeflüster“ im Stadtmuseum Graz führen, schmücken. Eigentlich ist es kein Geflüster, da zumindest die Zeichen der Gegenstände oder Figuren aus der Geschichte den Geist derer aufbewahren.
Jede kleinste Begegnung, jedes Zeichen und jeder Gegenstand, der einmal den Boden der steiermärkischen Hauptstadt berührte, wird in ihre Memoiren aufgenommen, wo deren Geheimnisse aufbewahrt werden.
Ich habe lange in Graz gelebt, ja aber nicht gewusst, dass es auch so lebensnahe den österreichischen Panther in Graz gibt (Unter den Ausstellungsstücken ist nämlich ein schwerer eiserner Deckel des unterirdischen Ganges. Oh Witzbold, dein Werk hat eine Idee). Die angebliche „Blindheit“ oder besser „Angewohnheit“ einer Stadt und ihrer Zeichen/Gegenstände fasziniert tatsächlich. Wie viel wird übersehen oder einfach als mittelmäßig abgestempelt? Hinterfragt wird dabei viel zu selten. Eine Stadt, in der man selbst wohnt, wird einfach nicht immer wieder aufs Neue entdeckt.
Mit seiner Serie über Köln, Basel, Berlin, ehrt einer der bedeutendsten internationalen Künstler Daniel Spoerri nun die Hauptstadt der Steiermark Graz, mit einer Aufdecker-Ausstellung, in der durch fremde Augen und viel zusätzlicher Recherche, die zweite Haut einer Stadt dargelegt wird. Diejenigen, die so wie ich mit einem kleinen Knirps unterwegs sind, werden sich über die kurzen Beschreibungen, die es erlauben die Ausstellung in einem Flug „durchzublättern“ und den Wechsel zum Video- und Audiomaterial, freuen. Außerdem hatte mein 11 Monate alter Sohn genug Spaß mit den eingebauten Vorhängen, die die Ausstellungsräume thematisch teilten.
Die Vielseitigkeit und Außergewöhnlichkeit der Ausstellung „Grazgeflüster“, bewegte die Besucher nicht zuletzt dazu, sich Gedanken über die im ersten Raum hinterlegten Schuhe meines Sohnes zu machten. Gleich im nächsten Raum wurde dann das zweite Puzzleteil, nämlich der Inhaber dieser Schuhe, von einer fröhlichen Besucherin entdeckt.
Außerdem bietet das Stadtmuseum Graz im Erdgeschoss eine Ausstellung über die Eurokrise an. Interessant ist der Raum mit dem Glasboden, wobei man das Gefühl bekommt, in der Luft zu marschieren. Die sich unter dem Glas befindenden Wände eines alten Gebäudes, krönen die Geschichte über Graz und seine Bewohner.
Varvara S