Er nennt sich Pickup Artist (jemand, der Frauen aufreißt, in dem sie missbraucht) und kommt aus der Ecke der Date Doctors. Nicht mehr coachen darf er allerdings bereits in Japan, Brasilien und Australien. Julien Blanc gibt für die Firma Real Social Dynamics Seminare zum Thema Gewalt und Frauen.
Er ist alles andere als ein Frauenversteher, oder ist er es doch?
Der US-Amerikaner leitet andere Männer dazu an, sich in Gewalt gegenüber Frauen zu üben. Er propagiert Vergewaltigungsszenarien und lässt wissen, dass es toll ist, Frauen zu würgen. Mann könne leicht Japanerinnen die Hand in den Nacken legen und ihren Kopf sodann in Richtung Schwanz drücken. Mann brauche sich keine Gedanken zu machen, die japanischen Evas würden dann schon mitmachen. Derart radikale Ansagen führen zu Petitionen in diversen Ländern dieses Planeten, um die Regierungen zu zwingen, ein Einreiseverbot über den "Liebes-Coach" zu verhängen.
Andererseits aber sind die RSD - Seminare gut besucht und ratlose Männer zahlen bis zu 3.000,- US Dollar, um an ihnen teilnehmen zu dürfen.
Blanc bedient Unsicherheiten mit seinen extremen Ansichten. Von Frauenrechtlerinnen wird er verteufelt, Männer sehen in ihm eine Art Heilbringer.
Grey vs Blanc
Gerade am kommenden Valentinstag erscheint die viel erwartete Verfilmung des Peitschenromans "Fifty Shades of Grey". Es wird geschlagen, gefesselt, gefickt und kontrolliert. Christian Grey ist wohl einer der meist begehrten fiktiven Junggesellen dieses Planeten. Das Premieren Datum legt nahe, dass das ganze mit Liebe zu tun hat.
Kürzlich fand sich ein Ex-Polizist vor Gericht wieder, der von der Ex-Freundin wegen Vergewaltigung angezeigt worden war. Dass er wohl keine zart beseitete Natur ist und durchaus gewalttätig, steht außer Frage und wurde auch medial breit vertreten. Zurückhaltender war die Berichterstattung allerdings auf die offenkundigen Bestrafungsphantasien der Ex-Freundin. Sie soll ihm auch nach dem Liebes-Aus noch SMS geschickt haben, in welchen sie den Ordnungshüter ersucht, zu ihr zu kommen, um sie zu bestrafen, da sie unartig gewesen sei. Er tut wie ihm befohlen und steht vor dem Kadi.
Das passt auch zur Tatsache, dass die meisten Vergewaltigungsopfer die Täter kennen. Es handelt sich um Begegnungen auf Partys, die anschließend aus dem Ruder laufen, Drogen in Getränken etc.
Le Blancs Plädoyer für die so genannte Rape Culture (Vergewaltigungskultur) ist, wie seine These "Japanerinnen sind jederzeit zu Oralsex mit weißen Männern bereit", natürlich völliger Schwachsinn und hochgradig frauenverachtend. Genauso schwachsinnig und frauenverachtend ist es, wenn eine Frau einen Mann ersucht, sie zu bestrafen - hart zu bestrafen. Das hat auch nichts mit Liebe zu tun und schon gar nicht mit Selbstliebe.
Laufend werden in Fiktion und Realität doppeldeutige Signale gesendet. Das beginnt bereits bei Hot-Pants, die kaum den gesamten weiblichen Hintern bedecken. Die meist jungen Frauen haben kein Problem damit, Gott und der Welt einen Gutteil ihres entblößten Gesäßes zu präsentieren, heißen es aber ganz und gar nicht gut, wenn sich ein Mann ihnen mit sexuellen Ambitionen nähert - und da reden wir nicht von Gewalt, sondern von ganz normalem "Balzverhalten". Wie kommt es, dass Frauen ihre weiblichen Reize geradezu aufdringlich zur Schau stellen, dies aber in keinerlei Zusammenhang zu erweckten sexuellen Begierden der zwangsbeglückten männlichen Betrachter bringen?
Die Geister, die ich rief...
Einer der Auswüchse dieser allgemeinen Verwirrung sind Männer, die auf Grund ihrer Erziehung und von sozialer Prägung wissen, dass man sich einer Frau mit Respekt und Zurückhaltung nähert. Genau diese Herren bekommen aber auch mit, dass der Meister des Peitschenschlagsyndroms, Christian Grey, der Traummann der biedersten Frau ist. Das muss unweigerlich zu tiefgreifender Verwirrung und Unsicherheit führen. Diese wiederum spielt einem Julien Blanc in die Hände.
Es ist davon auszugehen, dass die wenigsten Frauen im wirklichen Leben geschlagen werden möchten. Der Gedanke daran sorgt für Morgentau im Höschen, weil "eine feste Hand" mit Männlichkeit gleich gesetzt wird. In Zeiten der Metro- und Homosexualität gibt es keine allgemeine Definition von "Männlichkeit" mehr. Das "Normale" im Sinne eines sozio-biologischen Verhaltens wird auf einmal zum Fremden. Wir oszillieren ständig zwischen den Extremen des Softies und des schlagenden Arschloches. Die Intensität dieses Schwingens zwischen diesen Polen variiert, aber niemals gelingt das Ankommen in der Mitte.
Julien Blanc schafft in seinen Seminaren Christian Greys für Arme. Die Teilnehmer wollen unterm Strich wohl nur Eines: Den Frauen gefallen. Die "Fifty Shades"-Romane werden von Frauen gekauft - millionenfach. Die Rape-Culture ist ein "Zauberlehrling"-Phänomen: "Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los."
KWH
Fotos: youtube