Das war er also. Der 15 Millionen Dollar teure neueste Woody Allen Film.
Inklusiver Melancholie hoch zehn (schön langsam wird es langweilig oder Woody Allen einfach nur älter und noch melancholischer). Inklusive obligatorischer Pferdekutsche (was auch immer die hier zu suchen hatte). Inklusive Judenwitze (denn ohne die geht’s anscheinend in keinem Filmfestival Eröffnungsfilm mehr).
Kern des Films: Eine Dreiecksgeschichte
Café Society spielt im Hollywood der 30er Jahre und in der Bronx, wo Bobbys (Jesse Eisenberg) jüdische Familie lebt. Nicht erpicht darauf, das Juwelengeschäft seiner Eltern zu übernehmen, versucht Bobby sein Glück im Filmbusiness bei seinem Onkel Phil (Steve Carell), einem erfolgreichen Filmagenten, in Los Angeles. Wirklich brauchen kann er ihn nicht. Phil Bobby. Und so vertraut er Bobby seiner Sekretärin und heimlichen Affäre Vonnie (Kristen Stewart) an.
Alles wegen eines Liebesbriefs einer Stummfilmlegende
Während sich nun im Hollywood der Schönen und Reichen Bobby und Vonnie ineinander verlieben und Phil hin- und hergerissen ist, seine Frau zu verlassen (soll er wirklich 25 Jahre Ehe für eine 25-Jährige aufgeben?), gießt am anderen Ende in New York Bobbys Mafioso-Bruder so ganz selbstverständlich und nebenbei Widersacher in den Beton. Und irgendwann fliegen sie dann alle auf. Die Geliebten und Liebenden. Wegen eines handgeschriebenen Liebesbriefs von Stummfilmlegende Rudolfo Valentino.
Immer diese Katholiken!
Ja, irgendwann fliegen sie dann alle auf. Auch Bobbys Bruder. Der dann in der Todeszelle noch konvertiert. Zum Christentum. Wegen dem Leben nach dem Tod. Jetzt ist er also nicht nur ein Mörder, sondern auch noch Katholik! Das Judentum hätte gewiss mehr Kundschaft, wenn diese Religion ein Leben nach dem Tode vorsehen würde, bemerkt Bobbys Mutter. Hat sie aber nicht. Und so heißt es an einer anderen Stelle: „
Lebe jeden Tag wie deinen letzten – eines Tages wirst du Recht damit behalten!“
Religion und Träume: Das Opium der Menschheit
Er träumt von ihr. Und sie von ihm. Bobby und Vonnie. Sie träumen. Ja, Träume sind Träume. Träume eben. Und die tatsächliche Liebe? Eine Sache von Timing. Und von Entscheidungen. Ja, selbst in der Liebe. Und Vonnie muss sich entscheiden. Für Bobby oder für Phil. Für eine vielleicht glückliche Liebe oder ein wahrscheinlich reiches Leben. „
Das Leben ist eine Komödie, die ein sadistischer Autor geschrieben hat.“ Und selbst Woody Allen muss darüber lachen.
Great Gatsby ohne Party
Als ich die Pressekonferenz verlasse, raus aus dem Festivalpalast, stürmt es draußen noch immer. Der innere Sturm aber ist ausgeblieben. Er hat mich nicht umgehauen. Dieser Film. Über Bobby und Vonnie. Zwei die vorgeben, besser zu sein, ohne es wirklich zu sein. Es war fast ein bisschen Great Gatsby Feeling. Aber auch nur fast. Denn die Mega-Party blieb aus. Das ganz große Drama auch. Und die ganz großen Gefühle auch. Nicht mal romantisch war das. Von wegen Woody Allen, der ganz große Romantiker. Nur weil man zu zweit am Strand oder im Central Park spaziert oder einmal eine Pferdekutsche einblendet, ist man noch lange kein Romantiker. Melancholisch war das – aber romantisch? Die Jazz Musik war echt schön. Und Balke Lively in der Nebenrolle im Film. Sie war einfach traumhaft schön anzusehen. Auch während der Pressekonferenz. Sie hat mich umgehauen. Aber nicht Woody Allens Neuer.
Text: Anna Ratt
Titelbild: Blake Lively und Woody Allen bei Pressekonferenz Café Society
Fotos im Text:
1. Woddy Allen Cast steht Journalisten Rede und Antwort
2. Jesse Eisenberg
3. Pressekonferenz Café Society
4. Blake Lively
5. Kristen Steward
6. links: Blake Lively mit Woody Allen
7. rechts: Kristen Steward mit Woody Allen