Wie bei Menschen, denen man täglich auf der Straße, im Beruf oder privat begegnet, kann man auch einen Schauspieler leiden... oder eben nicht.
Es gibt Schauspieler, die anscheinend die ganze Welt liebt, mit denen ich aber nicht so recht etwas anfangen kann. Ein Schauspieler kann der beste der Welt sein, dies macht aber keinen Unterschied - kann man jemanden nicht leiden, ist das Talent zweitrangig. Es gibt auch Schauspieler, bei denen sich die Geister scheiden, was das schauspielerische Talent betrifft. Zu diesen zählt ganz eindeutig Ben Affleck, der sich doch, auch wenn ich es nicht gerne zugebe Stück für Stück zu verbessern scheint. Die von Regisseur Kevin Smith angepriesene schauspielerische Leistung Afflecks in "
Jersey Girl" kann ich allerdings beim besten Willen nicht auffinden. Gerade eine Szene dieses Filmes, in der der Schauspieler "so überzeugend" in Tränen ausbricht, löste bei mir nur ein Kopfschütteln aus.
Joey (Jamie Bell, von hinten), Angie (Genesis Gonzalez), Concorde Film Verleih, © TMG. All rights reserved.
Und dann gibt es Schauspieler wie Sam Worthington ("
Avatar", "
Wrath of the Titans"), der mir einfach von Anfang an sympathisch war und dem ich immer gerne beim Schauspielen zusehe. Seitdem ich ihn in "
Terminator: Salvation" (Dt. Titel: "
Terminator: Die Erlösung", 2009) zum ersten Mal gesehen habe, kann ich es gar nicht erwarten, bis der nächste Film mit ihm erscheint. Ich scheine in der Hinsicht nicht die einzige zu sein, die so denkt, da doch ein Hit den nächsten jagt. Wer "Avatar" kennt, kennt auch Worthington, und wer Worthington kennt, möchte ihn nicht mehr missen. Ich war sogar ziemlich enttäuscht, als Marcus Wright (die Rolle Sam Worthingtons in
Terminator: Salvation) Christian Bale alias John Connor sein Herz gab, obwohl der ja der eigentliche Grund war, mir den Film überhaupt anzusehen.
Demensprechend hohe Erwartungen hatte ich an "
Man on a Ledge" (dt. Titel: „
Ein riskanter Plan“), trotz größtenteils negativer Bewertungen und Rezensionen, die man im Internet so findet. Kritisiert wurden unter anderem Mängel in der Ausführung einer sonst sehr guten Idee und ein Mangel an Spannung. Dem kann ich rein gar nicht zustimmen.
In puncto Spannung kann "
Man on a Ledge" locker mit anderen Filmen des Genres mithalten und bietet von der ersten bis zur letzten Sekunde sowohl erwartete als auch unerwartete Wendungen. Ein wenig Klischee muss in Hollywoodproduktionen einfach sein und stört in der richtigen Dosis auch nicht. Und außerdem: Wenn etwas funktioniert, wieso sollte man die Strategie dann aufgeben?
Der Spannung und Qualität der Szenen über dem "Abgrund" war außerdem zuträglich, dass die Darsteller für die wideshots auf einem echten Fenstersims standen, mit Seilen als Sicherheit versteht sich. Man kann von Schauspielern aus dem Action-Genre halten, was man will - das traut sich so schnell keiner und diesen Umstand sollte man zumindest anerkennen.
Nick Cassidy (S. Worthington, links), Lydia Mercer (E. Banks, rechts), Concorde Film Verleih, © TMG. All rights reserved.
"
Man on a Ledge" mag ein „routiniert erzählter, aber vorhersehbarer Thriller, "
auch wenn Handlung und Dramaturgie keinerlei Wert auf eine realistische Beglaubigung legen“ (Zitat aus dem Lexikon des Internationalen Films) sein, ist aber allemal unterhaltsam. Dass es der Handlung an Glaubwürdigkeit und Realismus mangelt, liegt doch aber auch auf der Hand, oder nicht? Wer sich Realismus wünscht, der kann sich eine Dokumentation oder auch ein Biopic (Siehe Worterklärung am Ende) ansehen. Ein Film über einen Mann, der am Fenstersims steht, hat logischerweise nicht allzu viel Spielraum im Bereich der realistischen Ebene.
Kritisieren könnte man wieder einmal die Übersetzung des Filmtitels. Ich frage mich manchmal, ob sich diejenigen, die für die Übersetzung eines Filmes zuständig sind, dafür interessieren, dass soviel wie möglich von Wortwitz und Originalität erhalten bleibt. Wenn ich mir eine Reihe dieser Übersetzungen ansehe, dann zweifle ich etwas daran. Synchronisationen sind okay, solange sie dem Werk nicht schaden (auch wenn es so gut wie unmöglich sein dürfte, dass gar kein "Schaden" passiert). Weniger ist hier einfach mehr.
Wie man von dem Originaltitel "Man on a Ledge" auf die „Übersetzung“ „Ein riskanter Plan“ kommt, erschließt sich mir zwar nicht, es ist aber zugegebenermaßen ein besonders schwerer Job, sich bei diesen Dingen richtig auszudrücken. „Ledge“ heißt übersetzt „Vorsprung“ oder „Sims“ und ist oft eingesetzter Teil von Wortspielen in mehreren Filmen, die ich bis jetzt gesehen habe, wie mir zuletzt auffiel. Davon abzukommen, den Titel zu belassen und einen neuen Titel zu basteln, zeugt zwar von Kreativität, stört aber den Zuschauer, der den Film schon auf Englisch kennt. Aber das ist ja schon ein alter Hut.
Concorde Film Verleih, © TMG. All rights reserved.
Die Auswahl der Schauspieler des Filmes, die Produktion und Regie für "Man on a Ledge" getroffen hat, ist für mich ebenfalls ein eindeutiger Pluspunkt - von einer für mich nervigen Kyra Sedgwick ("The Closer") einmal abgesehen. Ob Ed Harris ("The Truman Show", "Taschengeld") in einer eher ungewohnten Rolle, oder ein Kurzauftritt von William Sadler (bekannt aus diversen Filmen von Frank Darabont), hier galt: es passte einfach. Wenn der Cast für mich so stimmig ist und ich mich mit jedem der Charaktere "anfreunden" kann, muss das ja nur Gutes bedeuten.
David Englander (Ed Harris), Concorde Film Verleih, © TMG. All rights reserved.
Die Rolle der Lydia wurde mit der Schauspielerin Elizabeth Banks ("The Hunger Games", "Spider-Man", "Zack and Miri make a porno") ideal besetzt. Dass zuvor Amy Adams ("Verwünscht", "The Muppets") für die Rolle vorgesehen war, man sich dann aber doch noch umentschied, gereicht dem Film klar zum Vorteil. Banks vermittelt sowohl Einfühlungsvermögen als auch eine gewisse Verbissenheit, die beim Publikum wohl immer gut ankommt. Die Rolle mag zwar nicht typisch für die Mimin sein, ich erinnere mich da an diverse Kömodien, in denen sie schon zu sehen war, doch stellt sie die Polizistin so dar, dass man sie auf Anhieb sympathisch findet.
Ihr Counterpart, der Mercer nicht gerade zugetane Jack Dougherty (Edward Burns) hat zwar eine relativ kleine Rolle, bringt aber dennoch eine gute Dynamik in den Film, da die Szenen zwischen ihm und Banks zwischen den Versuchen Detective Mercers, Cassidy vom Sims weg zu bewegen, dem Ganzen noch zusätzliche Energie verleihen.
Jamie Bell ("Tim und Struppi", "Billy Elliot"), der die Rolle Nicks Bruders Joey Cassidy spielt, meinte ja unlängst, er wolle endlich nicht mehr mit seiner Paraderolle Billy Elliot assoziiert werden und wolle sich weiterentwickeln. Der 2011 erschienene Film "Tim und Struppi" (Originaltitel "The Adventures of TinTin") von Steven Spielberg war schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung, aber ob die Rolle nun kultig genug war? Eher nicht. Immerhin muss man das Gesicht vor Augen haben, wenn der Schauspieler einen bleibenden Eindruck hinterlassen will (nur auf Animationsfilme bezogen). So hilft es mir zwar immer, mir das Gesicht des Darstellers vor dem inneren Auge zu behalten, wenn ich mir einen Animationsfilm ansehe, aber typisch für diesen gewissen Schauspieler wird die Rolle in einem Animationsfilm sicher nie werden. Auch wenn die animierte Figur dem Schauspieler ähnlich genug sieht, wie es z.B. bei Tom Hanks in "Der Polarexpress" der Fall war, oder Jim Carrey als Scooge in "Eine Weihnachtsgeschichte". Tom Hanks wird immer Forrest Gump bleiben, und Jim Carrey... naja Jim Carrey in all seinen Facetten eben - ob es nun Ace Ventura, Lloyd Christmas, Truman aus der "Truman Show" oder Stanly Ipkiss in "Die Maske" ist. Bei Harrison Ford ist man sich auch nicht ganz einig, ob Han Solo oder Indiana Jones die Rolle Fords ist, mit der man ihn am meisten assoziiert.
"Man on a Ledge" ist jedenfalls ein kurzweiliger und spannender Thriller, der auch einige Lacher bringt. Wer Sam Worthington mag, sollte diesen Film auf keinen Fall missen. Ich habe, schon alleine dieses Jahr, bei weitem Schlechteres gesehen.
Mercer (Banks, links). Cassidy (Worthington, rechts) stürzt fast ab, Concorde Film Verleih, © TMG. All rights reserved.
Kurzinhalt:
Als Nick Cassidy unter falschem Namen in das New Yorker Roosevelt Hotel eincheckt, ahnt noch niemand, was er im Schilde führt. Doch schon kurze Zeit später, steigt der verzweifelte Ex-Cop auf den Sims seines Zimmerfensters und droht, in die Tiefe zu springen. Dabei ist er nicht lebensmüde, im Gegenteil: Er will mit dieser Aufsehen erregenden Aktion, die einem ebenso ausgeklügelten wie riskanten Plan folgt, seine Unschuld beweisen. Cassidy soll dem zwielichtigen Baulöwen David Englander einen dreißig Millionen Dollar teuren Diamanten gestohlen haben und wurde dafür zu 25 Jahren Knast verurteilt. Die Beerdigung seines Vaters, der er in Handschellen und in Begleitung zweier Wachmänner beiwohnen durfte, konnte er nur wenige Stunden, ehe er in Zimmer 2105 eincheckte, für eine spektakuläre Flucht nutzen.
Vor dem Hotel versammeln sich mittlerweile Schaulustige und Medienleute, Polizei und Feuerwehr treffen ein. Nick verlangt von Detective Dougherty ein Gespräch mit der Polizeipsychologin Lydia Mercer, die in buchstäblich allerletzter Sekunde eintrifft und die Verhandlungen aufnimmt. Unterdessen versuchen ihre Kollegen fieberhaft herauszufinden, wer der Mann ist. Was sie nicht wissen: Für Nick läuft alles wie am Schnürchen. Während er in schwindelerregender Höhe die Aufmerksamkeit auf sich zieht, dirigiert er über ein Headset seinen Bruder Joey und dessen Freundin Angie, die schräg gegenüber in den gut gesicherten Firmensitz von Englander International einbrechen sollen, um den vermeintlich gestohlenen Diamanten aus dem Tresor des Immobilienhais zu holen. Damit wäre Nicks Unschuld bewiesen...
Ein riskanter Plan
Originaltitel: Man On A Ledge
Land/Jahr: USA, 2012
Darsteller: Sam Worthington (Nick Cassidy), Elizabeth Banks (Lydia Mercer), Jamie Bell (Joey Cassidy), Ed Harris (David Englander), William Sadler (Valet), Anthony Mackie (Mike Ackerman), Edward Burns (Jack Dougherty), Genesis Gonzalez (Angie), Titus Welliver (Dante Marcus), Kyra Sedgwick (Suzie Morales)
Regie: Asger Leth
Worterklärungen:
Biopic:
Eine Filmbiografie, auch Biopic (vom engl. biographical und engl. picture), bezeichnet einen Film, der in fiktionalisierter Form das Leben einer geschichtlich belegbaren Figur erzählt. Das Biopic ist eines der ältesten Filmgenres. Der Begriff entstand 1951 und wurde zum ersten Mal im US-Fachblatt Variety verwendet.
(Quelle: de.wikipedia.org)
links: Joey (J. Bell, links) und Mercer (E. Banks, rechts); rechts: Ex-Kollege von Nick, Mike Ackerman (Anthony Mackie)
Text: Sabine Stenzenberger
Bildmaterial und Kurzinhalt: © Concorde Film Verleih
© TMG. All rights reserved. Originaltitel: „Man on a Ledge“, USA 2011.
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