"Der Hobbit - Smaugs Einöde" startete am Donnerstag, 12.12.2013, in den heimischen Kinos. Wie es mit den Zwergen, Elben, Hobbits und Orks weiter geht, erfahren Sie hier.
"Der Herr der Ringe" ist nach (oder neben, je nachdem wen man fragt) "Star Wars" das größte Fantasy Epos der jüngeren Geschichte. J.R.R. Tolkiens Geschichte in drei Bänden fasziniert Millionen Leser bis zum heutigen Tage und findet mit "Der Hobbit" einen interessanten Anschluss. Geschichte und Zweck der Entstehung des 'Hobbit' Romans ist bekannt, und so verwundert es doch im ersten Moment, dass Peter Jacksons Adaption des Stoffes ganze drei Teile umfasst. Denn nicht nur ist der Erzählton von "Der Hobbit" im Vergleich zur "Der Herr der Ringe" Trilogie ein ganz anderer, auch der Umfang kann sich nicht mit zweiterem messen.
Da "Der Hobbit" für ein jüngeres Publikum, genauer gesagt Tolkiens Kinder, gedacht war, sollte sich der Erzählton der Filmadaption dessen nicht angleichen? Spätestens bei "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" war klar, dass dem nicht so ist. Peter Jacksons Herangehensweise ist eine ganz andere. Die Bilder sind deutlich düsterer als erwartet und ähnelt der "Der Herr der Ringe" Trilogie zusehends. Ob dies nun funktioniert bzw. wünschenswert ist, ist Geschmackssache. Jacksons Augenmerk liegt offensichtlich darauf, die Geschehnisse, die noch folgen werden, also wie es zum Aufstieg Saurons kommt, zu schildern. Laut eigenen Angaben packte Jackson in then 'Hobbit' einiges an Material, das er in seiner früheren Trilogie nicht mehr verwenden konnte.
Wenn uns im ersten Tei noch eine gewisse Leichtigkeit begegnete, fehlt diese in Smaugs Einöde nahezu zur Gänze. Einige Lichtblicke gibt es natürlich und Humor wird uns nicht ganz verwehrt, dennoch ist der zweite Teil der neuen Trilogie doch beinahe unerträglich dunkel. Erinnern Sie sich noch an die herzerwärmende Szene am Ende der 'unerwarteten Reise', als Thorin (Richard Armitage) Bilbo (Martin Freeman) umarmt und zum ersten Mal richtig zu schätzen weiß? Dieses erst gewonnene Vertrauen in den Hobbit scheint vollkommen vergessen zu sein. Nichts ist mehr davon zu merken, dass Bilbo nun ein Teil der Gesellschaft ist. Immerhin heißen Buch und Film ja "Der Hobbit" - sollte sich die Geschichte da nicht um den Hobbit drehn? Hoffentlich entwickelt sich hier nicht das Sookie-Stackhouse-Syndrom...
Hommage oder Verstümmelung?
Mit Buchadaptionen muss man schon sehr aufpassen, vor allem, wenn es sich um so ein geschätztes Stück Literaturgeschichte handelt. Erwartungen werden unweigerlich enttäuscht werden. Doch wie weit sollte man sich von der Vorlage entfernen? Wir sind der Meinung, es sollte ein Entweder - Oder sein. Entweder, man hält sich an die Vorlage und versucht diese so gut es geht umzusetzten, oder man entfernt sich ganz davon. Bei Zweiterem wäre sicherlich mehr Wagemut und Kreativität gefragt, dennoch gibt es gute Umsetzungen, die Hommagen an altbekannte Stoffe sind. Ein Beispiel wäre die musikalische Komödie "O Brother, where art thou?", die zweifelsfrei einen der einfallsreichsten Tribute an Homers "Odyssee" darstellt. Hat mit dem Original relativ wenig zu tun, ist aber trotzdem unterhaltsam und durch ihre Ausgefallenheit geradezu ein Klassiker geworden.
In Peter Jacksons Adaption nimmt sich nun einige fan-favorites heraus und ermordet diese regelrecht. Beliebte und vor allem GE-liebte Vorkommnisse, die von Tolkien seitenweise beschrieben werden, wie beispielsweise der Aufenthalt der Company bei dem Gestaltenwandler Beorn (Mikael Persbrandt), werden auf 5-minütige Szenen reduziert. Character development? Nicht möglich.
Dafür werden wir mit einer unmöglichen, unnötigen, unrealistischen und lächerlichen Quasi-Liebesgeschichte zwangsbeglückt, die nur deshalb mehr Zeit am Bildschirm einnehmen kann, da andere Charaktere ihrer Weiterentwicklung beraubt werden und so mehr Zeit für diese Lächerlichkeit bleibt. Der Herrgott nimmts, der Herrgott gibts. Was sich unser Herrgott Peter Jackson wohl dabei gedacht hat? Oder entstammen diese literarischen Ausflüsse dem weiblichen Teil des writing-teams?
Das ist sehr schade, denn die Figur, vor der sich nahezu alle Fans der Tolkien-Welt gefürchtet haben,Tauriel (Evangeline Lilly) die Elbin, die von den Autoren erfunden wurde, um den Filmen eine starke weibliche Gestalt hinzuzufügen, ist eine gelungene Ergänzung geworden (sieht man mal über die Tauriel-Kili-Tiraden hinweg). Tauriel ist eine Zutat, die auch dazupasst. Man könnte sagen, sie ist keine völlig aus der Luft gegriffene Figur, die sich die Schreiber aus den Fingern saugen mussten, sondern vielmehr eine Ausarbeitung einer Figur wie es sie in Tolkiens Welt gegeben haben könnte (wenn man auch hier wieder ein Auge zudrückt, da es bei Tolkien keine starken Frauen in dem Sinn gibt). Tauriel ist ein General in Thranduils (Lee Pace) Armee, eine fähige Anführerin und Kämpferin, die sich nicht zu schade dafür ist, für das zu kämpfen, was ihr wichtig ist und sich, wenn es sein muss, auch mal gegen die Befehle ihrer Vorgesetzten stellt.
Diese, Jacksons, Herangehensweise an die Behandlung des Kinderbuches "Der Hobbit" ("There and Back Again"), nämlich eine düstere, andeutende Vorgeschichte zu "Der Herr der Ringe", muss nun so hingenommen werden und wir fragen uns unterdessen: Wie ist "Der Hobbit - Smaugs Einöde" nun für sich allein genommen zu "werten"?
"Smaugs Einöde" (was, nebenbei bemerkt, ein idiotischer Titel, da falsch übersetzt, ist) beginnt eher enttäuschend. Die '48 frames per second', mit denen wir hier gequält werden, sind erst einmal irritierend. Alles wirkt dadurch wie vorgespult, unecht, wie in einem Computerspiel, einfach irgendwie unwirklich.
Dann werden wir mitten in eine Verfolgungsjagd zwischen Orks und Zwergen hineingeworfen und können uns noch nicht so richtig in die Story und das Schritttempo hineinfühlen. Davor bekommen wir zwar eine kleine Rückblende und einen wieder einmal karottenkauenden Peter Jackson via Gastauftritt zu sehen, doch so richtig kann sich die richtige Stimmung nicht einstellen. Es dauert relativ lange, so das Empfinden der Redakteurin, bis man "hineinkommt". Besagte verstümmelte Szene in Beorns Haus ist da keine Hilfe.
Bitch, I'm fabulous
Erst als die Zwerge in die Fänge der Spinnen geraten und dann von Thranduils Waldelben "gerettet" werden, beginnt es so richtig spannend zu werden. Die Rolle des Thranduils ist Schauspieler Lee Pace wie auf den Leib geschneidert. Mit Eleganz und einer Aura der Weisheit stolziert er durch sein Reich und wir erfahren sogar ein wenig mehr über dessen Vergangenheit, so kurz Paces Auftritt im Film zu unserem Leidwesen auch war. Während dessen Zwiegespräch mit Thorin müssen wir die ganze Zeit an die geniale Kameraführung und Schnittechnik denken, die dazu führt, dass man denkt, Pace und Armitage wären in ihrer Körperhöhe so unterschiedlich wie eine Giraffe und ein Gepard. Tatsächlich sind die beiden Schauspieler nahezu gleich groß, doch im Fim glaubt man ihnen deren Elben-Zwerg-Höhenunterschied. Wir können Thranduil jedenfalls nun nicht mehr richtig böse sein, obwohl wir damals mit dem jungen Zwergenprinzen Thorin mitfühlten, als der von eben jenem betrogen wurde, als es darum ging, den Drachen Smaug zu bekämpfen. Und da wären wir beim eigentlichen Thema, das die nerds dieser Welt beschäftigt...
Smaug the Stupendous - the real King Under the Mountain
Mit Drachen verhält es sich wie mit Laserstrahlen - sie machen einfach alles besser. Schon seit "Dragonheart" (1996), einem Fantasyabenteuer, das an Herz (und Herzschmerz) kaum zu überbieten war und ist, haben es uns Drachen angetan. Sie sind überwältigend, wunderschön und ebenso tödlich.
Kaum eine Figur war so lang ersehnt wie der von Benedict Cumberbatch gesprochene Drache Smaug - und wir trauen uns zu sagen, dass diese Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen wurden. Nicht Gott, sondern 'motion capture' sei dank, haut uns Darstellung und Aussehen Smaugs von den Socken. So stielt der Drache dem gesamten Cast und der Szenerie die Show, auch wenn uns der die riesigen Hallen füllende Goldschatz erst einmal den Atem raubt. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, als der Drache den Mund öffnet und zu Bilbo spricht. Da uns für Cumberbatches Darbietung die Worte fehlen, wollen wir es hier auch dabei belassen. Sie können vom Sherlock Darsteller halten was Sie wollen, wenn Ihnen Smaug jedoch nicht zusagt, dann ist nicht mehr zu helfen.
Wir wollen nicht verraten, an welcher Stelle der Film genau aufhört, denn selbst für diejenigen, die den 'Hobbit' gelesen haben, bleibt dies bis zum spannenden Schluss offen. Dazu können wir wiederum sagen, dass der Zeitpunkt des Filmendes gut gewählt war. Wir wissen zwar, wie es weiter geht und enden wird, freuen uns aber trotzdem schon auf Dezember 2014. Ja, so lange dauert es noch, bis wir uns den dritten Teil, welcher "There and Back Again" heißen wird, ansehen können. Nämlich die 'Battle of the Five Armies' und viel Herzeleid!
Nun gibt es im Jänner nächsten Jahres (in knapp drei Wochen) schon die dritte Staffel "
Sherlock" und noch so weiter Schmankerl, die uns die Wartezeit noch etwas verkürzen...
Hier gehts zum deutschen Trailer
Sabine Stenzenberger
Bildmaterial: © 2013 Warner Bros. Ent.
Titelbild: Mark Pokorny. © 2013 Warner Bros. Ent. Inc. and MGM Pictures Inc.
Der Hobbit - Smaugs Einöde
Originaltitel: The Hobbit - The Desolation of Smaug
Regie: Peter Jackson
Buch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo Del Toro
Buchvorlage: J.R.R. Tolkien
Musik: Howard Shore
USA, Neuseeland 2013
161 Min.
Cast:
Ian McKellen (Gandalf)
Martin Freeman (Bilbo)
Richard Armitage (Thorin)
Ken Stott (Balin)
Graham McTavish (Dwalin)
William Kircher (Bifur)
James Nesbitt (Bofur)
Stephen Hunter (Bombur)
Dean O'Gorman (Fili)
Aidan Turner (Kili)
John Callen (Oin)
Peter Hambleton (Gloin)
Jed Brophy (Nori)
Mark Hadlow (Dori)
Adam Brown (Ori)
Orlando Bloom (Legolas)
Evangeline Lilly (Tauriel)
Lee Pace (Thranduil)
Sylvester McCoy (Radagast)
Cate Blanchett (Galadriel)
Benedict Cumberbatch (Smaug/The Necromancer)
Mikael Persbrandt (Beorn)
Luke Evans (Bard/Girion)
Stephen Fry (Master of Laketown)
Manu Bennett (Azog)
Lawrence Makoare (Bolg)