Welche Gefühle weckt in jedem von uns so ein Bild? Woran denken wir in dem Moment, wenn wir einen kleinen Welpen, dieses kleine kuschelige Wollknäuel, der auf einer Ledertasche schläft, sehen?
José Chavez Y Chavez, ein kleiner Welpe mit einem seltsamen Namen, ist gerade 5 Monate alt und ist seiner Geburtsland Slowakei, seiner Mutter, seinen Geschwistern, da er sich in Graz befindet, relativ fern. Er wurde als "Testosteronsteigerer" in eine Familie aufgenommen, um eine achtjährige depressive Hundin auf Trab zu halten, was er mittlerweile locker und durch eine aufgeweckte und verspielte Art, wie sie nur junge Hunde haben, erfüllt.
Chavez, Itchy, Itchavez, wie er oft von den Kindern liebevoll genannt wird, zitterte am ganzen Körper vor Angst und Unsicherheit, als ihn ein Familienmitglied am Tag seiner Ankunft, wo alles also noch neu war, im Tragegurt für Kinder trug. Er gewöhnte sich rasch an die Familie und bald grüßte er jeden Unbekannten mit seinem lustigen hohen (Chihuahua-typischen) Bellen. Tagtäglich nervt er den großen Labrador beißt ihm in die Ohren, auch wenn er oft zurückschnappt. Wenn Chavez hinter dem großen "Bären" mit seinen kleinen schnellen Schritten wie eine kleine Ratte rennt, zaubert sich in viele Gesichter der Fußgänger, die vorbei gehen, ein Lächeln.
Katzen und Hunde vertragen sich nicht, auch ein alter fauler Hund fühlt sich eher genervt von einem kleinen, in dem das Leben und die Lebensfreude, Lust auf Abenteuer nur so vor sich hin sprudeln. Nichtsdestotrotz spürt man eine gewisse Verbundenheit, eine gewisse Geborgenheit und Wärme, wenn man die beiden anschaut. Welch ein mächtiges Wort, Geborgenheit. Diese fehlt uns in einer Gesellschaft, in der sich jeder vor Hektik und Stress nicht mehr für die Mitmenschen interessiert, genervt ist, sich selbst nicht mehr spürt und immer in Ruhe gelassen werden will.
Wer weiß denn, was das Wort bedeutet? Wer kann sich unter der Beschreibung, die man z.B. im Duden findet: Behütetheit, Abschirmung, Schutz, Sicherheit, Obhut, das Gefühl, das dieses Wort zu vermitteln hat, vorstellen? Wer fühlt sich heutzutage geborgen? Wer will sich geborgen fühlen?
Wenn man den großen Labrador und den kleinen Chihuahua nebeneinander liegen sieht - oder genauer beschrieben: der kleine Chavez sich auf einer großen Tasche des Labrador einkuschelnd, ein dunkelbrauner Fleck in einer hellbraunen Pfütze - fühlt man unfreiwillig dieses vergessene Gefühl der Geborgenheit in sich aufkommen. Gleich, wie wenn man Chavez geborgen und behütet auf einer Tasche schlafen sieht, streckt sich eine Hand unfreiwillig nach einer Umararmung, nach einer Hand, der Kopf fällt auf den Kopf eines Kindes.
Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sich geborgen fühlt. Auch wenn man Geborgenheit schenken kann. Und die Natur ist für diese Belangen der beste Lehrer.
Varvara Shcherbak