Kindern sollte man die Freiheit dazu geben, zu spielen, zu lernen, die Welt zu entdecken. Denn diese Zeit sollten sie ausnutzen, um ihr Wissensschatz sammeln.
Wenn Kinder jüngere Geschwister bekommen, wird oft den älteren Geschwistern die Verantwortung über die jüngeren gegeben. Als Unterstützung für die mehrfache Mutter oder eine berufstätige Mutter werden Kinder zu Babysittern gemacht.
Die Frage ist, welches Recht haben die Mütter, einem Kind seine Kindheit zu rauben und ihm eine Verantwortung zu geben, die es noch nicht tragen kann?
Und als wie gefährlich kann es sich für das Baby bzw. ein Kleinkind erweisen, seinem größeren Bruder oder seiner Schwester überlassen zu sein? Können diese aufgrund ihrer Unerfahrenheit und noch Unfähigkeit Verantwortung zu übernehmen, ein guter Aufpasser für ihr kleines Geschwisterchen werden?
Kinder werden aktiv zu Ersatzmüttern gemacht
man wundert sich, was man auf dem Spielplatz alles beobachten kann. Mehrere muslimische Frauen sitzen auf einer langen Sitzbank am Spielplatz. Kinder laufen herum. Ein kleines Mädchen, so etwa zwei Jahre alt, das die ganze Zeit neben seiner Mutter gesessen ist, ist müde geworden und hat angefangen zu quengeln. Darauffolgend forderte die Mutter ein älteres Kind aus dem Spiel heraus (vermutlich die Schwester) und befahl ihm mit dem Kleinkind im Kinderwagen spazieren zu gehen, damit es einschläft. Das selbstverständliche Tun des Mädchens ist zu bewundern. Mit Ruhe nahm sie die Gegenstände aus dem voll beladenen Kinderwagen und hob locker seine unruhige Schwester hinein. Leise vor sich hin murmelnd und leicht schubsend rollte sie langsam wie eine erfahrene Babysitterin ihre Schwester über den Spielplatz.
Ein Zeichen dafür, dass sie es nicht zum ersten Mal machte. Diese zufällig beobachtete Situation weckte in mir den Gedanken, dass es eigentlich eine Realität ist, die sich oft in vielen Familien abspielt.
Haben Sie selbst auf Ihre kleine Schwester oder auf ihren kleinen Bruder aufpassen müssen? Wie viel Interesse hat man als ein Elf oder Zwölf –jähriger die Mutter oder den Vater zu spielen, wobei alle bekannten gleichaltrigen Kinder am Spielplatz herumtoben oder ins Kino oder Museum gehen?
Verspürt man in diesem Moment Hass auf die Mutter?
Eine Situation habe ich im Zug Graz-Wien erlebt. Eine junge Ausländerin, 14 Jahre, hielt ein Baby auf dem Arm und fütterte es aus dem Fläschchen. Geschickt machte sie es. Man würde in der Tat glauben, sie sei die Mutter vom Kleinen. Daher fragte ich die ältere Frau, die ihr gegenüber saß, ob die junge Frau die Mutter vom Baby sei. Wie es sich herausstellte, waren der kleine Bub und junge Frau Geschwister. Die Frau meinte, sie sei eigentlich zu alt für das zweite Kind. Mit 14 Jahren ist eine junge Frau geschlechtsreif und könnte selbst schon Mutter sein. Es ist auch eine andere Sache, wenn ein Kind oder eine junge Frau oder ein junger Mann sich gerne um seine Geschwister kümmert.
Kinder werden oft als Unterstützung im Haushalt, beim Pflegen von Geschwistern, im Garten etc. eingesetzt. Es geht dabei immer um das Ausmaß von solchen Aktivitäten. Denn Kinder mitleben lassen, ihnen einige Aufgaben anzuvertrauen ist immer eine gute Investition in ihre eigene Zukunft. Denn somit lernen sie anzupacken und Verantwortung zu übernehmen.
Man braucht sich nur daran erinnern, wie gerne zwei-drei-jährige Teller holen oder einem die Schuhe bringen, wenn sie schneller hinausgehen wollen. Ihr Tun hat einen Zweck: sie wollen ihr Ziel erreichen. Jede Aktivität braucht nur Motivation und Ansporn.
Es darf kein Kind dazu gezwungen werden, auf ein anderes Kind aufzupassen. Die Zeit sollte fürs Lernen, Entdecken und Spielen genutzt und dafür freigegeben werden. Darin sollte jedes Kind von seinen Eltern unterstützt werden.
(vs)