Sollte der Missbrauch am eigenen Kind anhand des Unwissens strafbar sein?
Kann man - oder besser gesagt, ist es gerecht, - ein Gesetz zu erstellen, in dem alle Frauen die Mütter werden, dazu verpflichtet werden, ihre Kinder zu tragen und zwanghaft den Kinderwagen abstellen zu müssen? Darf man für schwere körperliche Verletzungen, wenn das Gehirn eines kleinen Kindes, des eigenen Sprösslings, sich durch das Fehlen des Körperkontaktes nicht richtig entwickelt, eine Haftstrafe verhängen? Weil die Hormone im Schweiß der Mutter durch die kleinen Schnuffel-Näschen eingeatmet werden? Wie viel besser ginge es unseren Kindern und den folgenden Generationen, physisch und psychisch, und wie viel Verlust würden dann die Kinderwagenhersteller tragen? Sind diese zwei Parallelen äquivalent und was ist wichtiger?
Die Menschen wundern sich, wenn sie das hören. Ist es wirklich wahr, soll man dem tatsächlich Glauben schenken oder ist es wieder einmal eine neue Erfindung der Besserwisser bzw. einer Vereinigung, wie jene die über Ufos und der Existenz von Leben auf dem Mars, eifrig berichtet. Die Menschen glauben im Ernst, die Natur verändern zu können, von dieser austreten zu können. Ist es möglich? Wenn sie bereits bei der Zeugung, welche schon selbst Natur ist, in uns vorprogrammiert wird?
„Hast du auch einen Kinderwagen?“, fragt mich ein Kindermädchen, bevor sie mit meinem kleinen Sohn spazieren geht. „Wozu soll er gut sein? Was ist denn deine Vorstellung darüber, was sein Nutzen ist?“, stelle ich ihr die Fragen, denn für mich gibt es nichts Selbstverständlicheres als mein Kind zu tragen. „Ich dachte nur, wenn es weint kann ich es ablegen, damit es im Liegen gemütlicher einschlafen kann.“ So sehr mich diese Aussage auch schockiert, muss ich gedanklich zu den gesellschaftlichen Vorstellungen zurückkehren, die eben diese Sichtweise ohne bösen Hintergedanken propagieren. Hätte ein Affe oder eine Löwin, wenn ihr Kind müde ist, daran gedacht, ob es ihm gemütlich genug ist? Geht es bei einem kleinen Baby, nicht weniger aber auch bei den größeren Kindern, nicht überwiegend darum, dass sie sich geborgen, geschützt und sicher fühlen? Und wer oder was kann diese drei, für die gesunde Entwicklung und den Aufbau des Vertrauens so wichtige Inhalte, an Stelle der Hände und des Körperkontakts, gewährleisten? Der Mensch scheint sich von seiner eigenen Natur und den Instinkten zu entfremden, in der großen Wirtschaftswelt, wo die Zeit einen erdrückt und so gezwungen und gnadenlos ist, dass ein kleiner Spross sich selbst nicht genug Körperwärme, -nähe und -kontakt erkämpfen kann.
„Der hat nicht mal den Schnuller“, staunt eine 17-jährige Hochschülerin, mit der ich ein Zugabteil auf meinem Weg zur Redaktionssitzung teile. Ich staune entgegen: „Wozu? Schnuller sind ja nur der Betrug am Kind. Ein Gummi, das die Brust ersetzen soll. Ich borge ihm gerne meine Brust aus, er kann sich darüber hinaus jederzeit und unbegrenzt daran anhängen“. Sie nickt einverstanden.
Eine Mutter, die ihrem Kind das Beste wünscht, sollte sich genug Informationen einholen, denn der Mangel dessen bildet ein Problem der Untätigkeit und des falschen Handelns. Soll es bewusst oder unbewusst passieren?
(vs)
Foto: shlomaster