Die auf einer Ranch in Wyoming aufgewachsene Werbetexterin Muffy Mead-Ferro erzählt, wie sie es geschafft hat, aus ihrer Tochter und ihrem Sohn zwei selbständige, kreative und höfliche Menschen zu machen.
Sollte das Buch „Aus dem Bauch raus. Bekenntnisse einer gelassenen Mutter“ von Muffy Mead-Ferro (beim Goldmann Verlag erschienen) als Elternratgeber gesehen werden? Nein, auf keinen Fall. Internet und Buchläden sind bereits überflutet von Ratgebern, die einem einreden, der Autor wisse alles bisser. Dabei fühlen sich Eltern in diesem Informationsmeer immer öfter verloren und vergessen beinahe die Existenz ihrer eigenen Instinkte, die einem sagen sollten, was den eigenen Kindern gut tut.
Als Faultier-Mutter gibt die Autorin ihren Kindern manchmal unfreiwillig, meistens jedoch beabsichtigt, die Freiheit, eigene Erfahrungen zu machen, und es ist diese Freiheit, die den Kindern die Möglichkeit gibt, die Welt und ihre Umgebung so anzunehmen, wie sie tatsächlich ist. Sie wachsen als eigenständige Menschen auf, die einen eigenen Sinn für Sicherheit und Weiterentwicklung gewinnen.
Warum nicht bereits im Kindesalter lernen, Verantwortung zu übernehmen? Muffy Mead-Ferro beschreibt, dass ihre Kinder Lob und den Wunsch, anderen zu gefallen, für das Erreichen dieses Zieles eingetauscht haben. Kein Mensch ist etwas Besonderes, meint die Autorin, nur weil er auf die Welt gekommen ist. Jeder macht seinen Weg aufgrund eigener Erfahrungen.
„ ,Danke, Mama’, höre ich sie schon, in nicht allzu ferner Zukunft sagen, ,dass du mir nie die Sachen gekauft hast, die ich immer haben wollte’ “ (aus „Aus dem Bauch raus“). Kinder, die mit Geschenken überflutet werden, wissen bald nicht mehr den Wert alter Sachen zu schätzen und meinen, neu ist besser. Für die Kinder von Muffy Mead-Ferro heißt Gerechtigkeit nicht, dass immer beide gleichzeitig etwas Neues bekommen, sondern dass man sich auch darüber freuen kann, wenn der andere was bekommt, denn die umgekehrte Situation ist genauso möglich.
Wenn alle Wasserhähne thermoreguliert und alle Steckdosen kindersicher sind, welcher Gefahr setzen sich dann Kinder bei der ersten Konfrontation mit der Außenwelt aus? Die Autorin stellt den Fokus auf die „natürliche Konsequenzen“, denn nicht immer sind es Worte, sondern vor allem Erfahrungen, die, wie das Immunsystem des Körpers, eine Schutzreaktion auslösen. Wenn man die eigene Sicherheit komplett in die Hände anderer Menschen gibt, ist die Gefahr groß, später zum „Opfer“ zu werden.
Obwohl für viele Muffy Mead-Ferro sicherlich als eine Faultier-Mutter angesehen wird, will sie nichts weiter, als die Unabhängigkeit ihrer Kindern zu fördern. Dabei vergisst sie nicht ihr eigenes Glück und investiert trotz ihrer Mutterrolle Zeit, Kraft und Kreativität in ihre Tätigkeit als Werbetexterin.
Muffy Mead-Ferro, eine gelassene Mutter, mit Kindern, die keine Angst vor der Zukunft haben müssen. „Aus dem Bauch raus“ (bei Goldmann).
Foto: Butch Adams