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Stop and go. It's a prison. That's the world of today
18.05.2013
Wiedergeburt bedeutender Werke der Filmgeschichte Teil 1

Die World Cinema Foundation ist eine non-profit Organisation, die vernachlässigte filmische Werke restauriert und schützt. Dieses Jahr durften Zuseher und Fans filmischer Kunstwerke und Cannes Classics u.a. zwei dieser restaurierten Werke bewundern: Borom Sarret ("The Wagoner") und Maynila: Sa mga Kuko ng Liwanag ("Manila: In the Claws of Light").


Borom Sarret zeigt den Alltag eines Wagenfahrers (ähnlich eines Taxis; ein von einem Pferd gezogener Wagen für finanziell Unterprivilegierte) in den Slums Dakars. 

Der Kurzfilm, immerhin schon über 50 Jahre alt, gilt als erster Film eines Schwarzafrikaners - überhaupt als erster "schwarzafikanischer Film". Der in Senegal geborene Ousmane Sembène ist der "Vater des afrikanischen Filmes" ("Father of African cinema") und in seiner Vielfältigkeit einzigartig. Eine kurze Ansprache seines Sohnes vor Beginn der Vorstellung auf den Filmfestspielen in Cannes 2013 beleuchtete das Leben des Senegalesen etwas und brachte die Intentionen des Filmemachers näher. Immigrant, Autodidakt und später Mitglied der Kommunistischen Partei in Frankreich ("...nobody's perfect" - der ganze Saal lacht) war der Vater des afrikanschen Filmes, und neben seiner Rolle als bedeutender Filmemacher auch Vater dreier Söhne aus zwei Ehen.

Der elfminütige Kurzfilm zeigt die Missstände Schwarzafrikas ab dessen Unabhängigkeit. Armut in Teilen Dakars stehen im Gegensatz zum Reichtum einiger Einwohner in den "besseren" Vierteln der Stadt - in denen die sogenannten Wagenfahrer nicht erlaubt sind. 

Wir können den Gedanken des Wagenfahrers in Form einer gesprochenen Ich-Erzählung (der sogenannten Stimme aus dem "off") lauschen. Die Stimme des Wagenfahrers (gesprochen von Ousmane Sembène selbst) gibt sowohl die tragischen Momente des armen Mannes wieder, als auch werden geradezu komödiantische Aspekte seines Lebens gezeigt - kleine, alltägliche Dinge und Gedanken eines einfachen Mannes. 

Am Ende des Tages muss der Wagenfahrer aufgrund eines unglücklichen Erlebnisses ohne Wagen, ohne Geld und ohne guter Nachricht für seine Frau und seiner drei Kinder nach Hause zurückkehren. Heute wieder nichts zu essen. Und morgen? Was wird morgen?

"Stop and go. It's a prison. That's the world of today."

Wir Erwachsene können zwar nicht anders, als über Aussage des Filmes nachzudenken, welche selbstverständlich nur gesellschaftskritisch ausgelegt werden kann, doch die Kleinen besinnen sich auf das Positive: "Schau mal, ein Pferd!" - erklingt die Stimme einer kleinen Zuseherin von links aus der Zuschauertribüne. Das einzig Wichtige ist doch, dass in dem Film ein Pferd vorkommt. 


Sandra Bakula
Bildmaterial: Cannes Film Festival


The World Cinema Foundation is a non-profit organization devoted to the preservation and restauration of neglected world cinema. It was founded in 2007, inspired by the work of The Film Foundation in the United States, a similar venture which Martin Scorsese founded with George Lucas, Stanley Kubrick, Steven Spielberg and Clint Eastwood in 1990. (Quelle: wikipedia) 

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