Gesundheit > Frauengesundheit
Der verkaufte Orgasmus
06.07.2010
Frauenhandel, Frauenunterdrückung, Zwangsehe, Zwangsprostitution und so weiter gehören bekämpft. Durch die Medien sollte die Gesellschaft über diese Phänomene und deren meist wirtschaftlichen Hintergründe bestens aufgeklärt sein. Politische Strukturen müssen ausgebaut, Opferschutzgesetze überdacht und angepasst werden, Menschenhändler bestraft, vor allem aber den Frauen bessere Ausstiegsmöglichkeiten geboten und die Frauenschutzorganisationen vom Staat unterstützt werden. Den Frauen, die sich ein besseres Leben in Europa erhoffen, müssen die Möglichkeiten aufgezeigt werden, die jenseits eines Lebens in Prostitution und Zwang liegen.

Zugleich muss aber auch darauf aufmerksam gemacht werden, wo die Hauptprobleme für Frauen in der Prostitution liegen. Die Schulmedizin stellt die Gefahr der Ansteckung mit dem HI-Virus und anschließender Erkrankung an Aids in den Vordergrund. Dies kehrt aber allzu oft die manigfaltigen anderen Probleme der Prostitution unter den Teppich. Eine englische Studie zeigt, dass nur 18% der befragten Frauen bei einem Geschlechtsverkehr einen Orgasmus erreichen. Dass dieses Verhältnis bei Prostituierten noch viel niedriger ist, liegt auf der Hand. Eine Prostituierte wird für die Befriedigung des Mannes gekauft und gleichzeitig verkauft sie die Möglichkeit, selber einen Orgasmus zu erleben. Auf die Frage durch die-frau.at, ob der Orgasmus einer Prostituierten in ihrer Dienstleistung inkludiert sei, antwortet Mary Kreutzer, Autorin des Buches „Ware Frau“ (siehe Interview „Für 3000 Euro pro Freier sind alle dabei“): „Natürlich nicht. Ich finde Ihre Frage seltsam.“

Weiters führt Kreutzer an: „Eine Frau, die für 3.000 Euro pro Abend einen Freier bedient, ohne Zuhälter im Hintergrund, und die sich das Geld behält, macht es auch freiwillig, das ist wohl keine Frage.“ Das Argument der Freiwilligkeit wird oft bei Prostituierten angeführt, sie sei nicht weniger eine Prostituierte als beispielsweise eine Verkäuferin im Supermarkt, die wesentlich weniger Geld bekommt. Doch ist der Verzicht auf den Orgasmus beim Geschlechtsverkehr, um einem Mann eben diesen zu ermöglichen, wirklich damit zu vergleichen, dass man Nahrungsmittel in Regale einräumt?

Ein weiterer Vergleich, der oft herangezogen wird, ist, dass auch Frauen in Beziehungen nicht immer zum Orgasmus kommen. Doch in einer Beziehung ist der Orgasmus im Normalfall nicht grundsätzlich ausgeschlossen, es liegt an der Frau, ihrem Partner zu vermitteln, wie er sie zum Orgasmus bringen kann. Kann alleine die Tatsache, dass eine Frau Geld dafür bekommt, ausreichend sein, komplett auf die eigene Befriedigung zu verzichten?

Die Folgen dieses Verzichtes, der der menschlichen Natur widerspricht, sind psychische und hormonelle Störungen, die das Immunsystem schwächen und alle Arten an Krankheiten zur Folge haben können. Prostitution wird als Dienstleistung gesehen, bei der Spaß und Befriedigung nur für einen der beiden „Geschäftspartner“ inkludiert ist, nämlich für den Mann.

Unter diesen Gesichtspunkten ist es essentiell wichtig, nicht nur die Umstände, unter denen Frauen zur Prostitution kommen, sondern auch deren direkte Folgen zu hinterfragen, um zu Lösungen zu kommen.

(vs)




die-frau.at