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Warum ist ein Sohn besser als eine Tochter?
16.06.2010
Vielen Müttern ist es egal, ob sie ein Mädchen oder einen Buben zur Welt bringen - Hauptsache es ist gesund und glücklich. Und wenn eine Mutter ihr Neugeborenes auf dem Arm hält, ganz fest an sich drückt und die Wärme und Nähe des kleinen Körperchens spürt, verflüchtigen sich alle Wunschvorstellungen und Erwartungen. Nichtsdestotrotz hat es sich historisch so entwickelt, dass in viele Kulturen Jungen bevorzugt werden.

„Man sagt, Jungen sind besser als Mädchen. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, fragt man sofort, was es ist. Wenn es ein Junge ist, freuen sich alle“ (aus dem Film „Die Frauenkarawane“). Ein Mädchen wird als schwaches und zerbrechliches Wesen gesehen, das Schutz braucht, und sollte es doch einen starken, nach Freiheit und Unabhängigkeit rufenden Willen haben, so gilt es, diesen zu unterdrücken. In den islamischen und vielen Ostländern haben sich auch heute noch junge Mädchen zu fügen.

Aber auch in den westlichen Ländern beklagen sich viele Mütter über das schwierige, fast unkontrollierbare Verhalten der Mädchen in der Pubertät. Viele Mütter, die enttäuscht sind, dass ihr Baby kein Junge ist, behandeln das kleine Mädchen wie einen Jungen, oder sie befinden sich das ganze Leben lang in einer Auseinandersetzung mit dem Kind, weil es nicht mit dem „richtigen“ Geschlecht geboren wurde. Ist es aber überhaupt möglich, dass eine Mutter ein Mädchen weniger lieb hat als einen Buben? Es wird angenommen, das Geschlecht spielt in Bezug auf den Charakter eine Rolle. Doch was ist mit der Liebe, der Zuwendung und dem Körperkontakt, die einem die Mutter schenkt? Auch Prinzessinnen haben ihre Tage und Buben konkurrieren ständig untereinander, jedoch auch die Erwachsenen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Gäbe es keine Mädchen, gäbe es auch keine Buben, denn nur die Frauen bringen neues Leben zur Welt.

Die Annahme, dass ein Junge etwas Besseres ist als ein Mädchen, entstand aus sozialen und ethnischen Hintergründen. Nicht zuletzt stammt diese Schlussfolgerung aus dem Patriarchat, bei dem die Männer eine viel höhere Position einnahmen als die Frauen, als einzige das Erbe der Väter übernehmen konnten, Stammhalter waren. Nicht zuletzt wurde diese Haltung auch über Jahrhunderte von den christlichen Religionen verbreitet. Dies spiegelt sich noch heute darin, dass nach wie vor die meisten Frauen bei einer Heirat den Nachnamen des Mannes annehmen, also Teil der Familie des Mannes werden und ihre eigene Herkunft fallen lassen.

Doch im Volk herrschte auch lange Zeit der Glaube, dass die Natur ihre Finger im Spiel hätte: Kam eine Mutter aus armen Familienverhältnissen, so sorgte die Natur dafür, dass durch die Geburt eines Jungen ein Nachfolger für die Weiterentwicklung des Stammes hervorgebracht wird.

Den Jungen wird Stärke zugeschrieben, Mut, sie werden seltener getröstet, wenn sie sich verletzen. „Männer weinen nicht“ bekommen auch heute noch viele Jungen zu hören. Das Ausmaß an Liebe und Nähe, das jedes Kind braucht, ist jedoch vollkommen unabhängig vom Geschlecht. Jungen brauchen genauso viel Zuwendung wie Mädchen.

Auch wenn diese Wunschvorstellungen und Vorgaben in unserer heutigen Gesellschaft nach wie vor eine größere Rolle spielen, als man annehmen mag, ist es an der Zeit, sich davon zu lösen. Die Liebe zum eigenen Kind kommt aus dem Herzen, und das schaut nicht nach dem Geschlecht.

(vs)


die-frau.at