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Wenn Väter in Karenz gehen
23.07.2013
Bereits ab dem Jahr 1994 konnte man eine steigende Tendenz an Karenzgeldbeziehern seitens der Männer verzeichnen. Seit dem 1. Jänner 2000 haben Väter einen eigenen Anspruch auf Karenzzeit. Karenzurlaubsgeld wurde gegen Kinderbetreuungsgeld ausgetauscht, die Zuverdienstgrenze wurde ausgeweitet und statt 30 gibt es 36 bezahlte Monate für den Fall der wechselnden Betreuung. Bei minimal drei Monaten Karenzperiode ist es sogar erlaubt, zweimal die Betreuung zu wechseln.
 
Welche Motive bewegen einen Vater dazu, in Karenz zu gehen? Vorwiegend werden persönliche Vorlieben genannt. Meistens ist es das Interesse an der Entwicklung des Kindes, eine Möglichkeit, die eigene Zeit und Beschäftigung völlig selbständig steuern zu können, Probleme im eigenen Berufsleben bis hin zur Unzufriedenheit am Arbeitsplatz oder auch der Wunsch, die Partnerin bei ihrer Karriereentwicklung zu unterstützen. Doch nicht immer ist es so einfach für einen Mann, diesen Weg zu gehen. Vor allem stehen ökonomische und gesellschaftliche Gründe im Weg. Da der Mann immer noch als Versorger gilt und meistens auch mehr als eine Frau verdient, eine Teilzeitbeschäftigung weniger attraktiv findet und seine berufliche Karriere in den Vordergrund stellt, wird von vielen die Karenzzeit als Risikofaktor angesehen. Außerdem bringen viele Unternehmen kein Verständnis für die Männerkarenz auf. Dazu kommt, dass dem karenzierten Vater ein Kampf mit möglichen Vorurteilen und Vorwürfen bevorsteht.

Untersuchungen zeigen positive Auswirkungen auf das Familienleben: Senkung der Scheidungsfälle und Gewalt in den Familien, in denen den Kindern eine Mischbetreuung aus Vater und Mutter angeboten wurde. Für viele mag es ungewöhnlich und unerwartet klingen, aber man kann durch die Mithilfe im Haushalt und beim Leben in der Familie bestimmte Qualifikationen gewinnen. Es werden vor allem Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten, konflikt- sowie problemlösungsorientiertes Handeln, objektive Wahrnehmung, Flexibilität, Lern- und Lehrfähigkeiten, Initiative und Umgang mit Stress gesteigert. Wiedereinsteiger ins Berufsleben können sich ein Zertifikat ausstellen lassen, das nach ein paar Tests die Schlüsselkompetenzen im Bereich Haushalt und Familie bestätigt. Diese werden im Anschluss an ein Coachingprogramm des Bundesministeriums für soziale Sicherheit und Generationen nach Wunsch ausgegeben.

Trotzdem steht immer noch die Mutter-Kind Bindung, die in den ersten zwei Lebensjahren am ausgeprägtesten ist, für Psychologen im Vordergrund. Ihre Festigkeit ist wichtig, da sie spätere psychische und physische Krankheiten, sowie das Aufbau von sozialen Kontakten mitbeeinflusst. Ab der Befruchtung ist der Embryo an den Blutkreislauf der Mutter angeschlossen und erlebt somit alle Emotionen, alle Empfindungen der Mutter mit. Schwangere Frauen reden mit ihrem ungeborenen Kind, und so lernt der Sprössling die Stimme der Mutter von der anderer Menschen zu unterscheiden. Außerdem sind beide hormonell miteinander verknüpft. Dies sind Dinge, die der Vater nicht von Natur aus hat, doch kann er sich vieles aneignen. Nur die Mutter ganz ersetzen kann er nicht.

Die Statistik zeigt, dass zurzeit weniger als die Hälfte der Männer in Karenz gehen. Vor allem spricht sehr vieles dafür, dass sich eine Mischbetreuung positiv auf das Wohlbefinden des Kindes auswirkt und für die Mutter eine gute Möglichkeit ist, sich im Job weiterzuentwickeln.


(vs)

die-frau.at