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Love me or leave me von Doris Guth und Heide Hammer (Hrsg.)
19.10.2011

„Cause even when I dream of you, The sweetest dream would never do, I still miss you baby, And I don´t want to miss a thing“ „And I just wanna be close to you, You make me feel so alive“. Wer kennt solche Liebesschwüre wie diese aus einem Aerosmith-Song nicht? Jeder, der schon mal verliebt war oder verlassen wurde, hat mit Sicherheit sehr ähnliche Gedanken gehabt oder sogar ausgesprochen.

Geht Liebe wirklich nur zwei Leute an? Wenn es so wäre, warum mischen sich dann immer noch so viele andere ein? Das geht so weit, dass man irgendwann nur mehr auf die fremden Meinungen hört und sich gar nicht mehr selber für einen möglichen Partner entscheidet. Zuerst wird auf jeden Fall die Freundin oder der Kumpel um Rat gefragt. Aber sind es die Freundin oder der Kumpel, die mit dem potentiellen Partner ausgehen, ihn küssen, mit ihm schlafen? Wohl kaum. Warum gibt man dann die Verantwortung bei der Partnerwahl so leichtsinnig in fremde Hände?

In „Love me or leave me“, erschienen bei Campus, versuchen die beiden Herausgeberinnen Doris Guth und Heide Hammer dieser Frage auf den Grund zu gehen, indem sie analysieren, auf welchen Ebenen das Phänomen Liebe in der gesellschaftlichen Meinung widergespiegelt und durch sie beeinflusst wird. In fast allen Zeitschriften, Filmen, Literatur und Philosophie wird versucht, den Menschen ein idyllisches Familienleben mit den „richtigen“ Verhaltensregeln vorzuschreiben. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wohin die Masse geht, bewegt sich auch der Einzelne. Unbemerkt hat „die Gesellschaft“ das Individuum zu einer Marionette degradiert. Wer sich weigert, mit dem Strom zu schwimmen, wird abgelehnt und zum Außenseiter gestempelt. Wer das nicht will, muss sich nach den Spielregeln verhalten.

Liebe aber ist intim und privat. Gerade in der amerikanischen Politik scheint dies shon länger ins Bewusstsein gerückt zu sein, und der eigenständigen Entfaltung des Familienlebens wird ein viel größerer Freiraum zugestanden, als das oft im „alten“ Europa der Fall ist. Zu „Ihr müsst Liebe leben“ wird hingegen in Israel aufgerufen. Ein Mensch ist kein Roboter und eine Frau keine Gebärmaschine. Geschlechtsverkehr ist eine Sache der Gefühle, bei der die Qulatät, und nicht die Quantität an erster Stelle stehen sollte.

Weiters machen die Autorinnen darauf aufmerksam, wie sehr auch in der Werbung ein einziges Bild des Menschen als Ideal propagiert wird: Parfum, Produkte zum Abnehmen, Versicherungswerbung, immer strahlen einen schöne, schlanke, verliebte Frauen entgegen. Hin und wieder findet man auch Paare, aber Männer alleine sind die Ausnahme. Lediglich in Männerzeitschriften dürfen sie beweisen, dass sie alleine die Sexualität beherrschen und damit umgehen können. Nach diesem Bild sind Männer für das eine, den Sex, Frauen für das andere, die Liebe, zuständig. Eine Überschneidung gibt es nicht, die alten Rollenbilder werden nach wie vor über Medien aller Art in die Welt hinausposaunt.

Liebe ist nicht käuflich, daher ist sie sehr unsicher und empfindlich. Liebe ohne gegenseitige Anerkennung ist zum Scheitern verdammt. Es sollte also vielmehr die Liebe, die liebenden Menschen und der Zusammenhang zwischen Liebe und Sexualität die Gesellscjhfat formen, statt umgekehrt. „Love me or leave me“, ein Buch, das in einer kalten Zeit alles andere als kalt lässt. Erschienen bei Campus.

(vs)

Bild: Campus


die-frau.at