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Wo Beyonce und Michael Jackson sich noch perfektionieren können
01.01.2012

„Tanz Nite“. Die Gedanken jener an einen Abend der puren Klassik, so wie ich mich bereits auf die gewöhnlichen Bewegungen und etwas zurückhaltende Musik eingestellt habe, werden schnell verweht. Stattdessen erlebt man eine Art MTV Live-Show und darf selbst aktiv an allen Geschehnissen auf der Bühne bedingungslos teilnehmen. Sogar die Karten für die Premiere „Dido und Aeneas“, in der die Tanzgruppe sich wieder mal sichten lässt, wurden durch ein Quiz vergeben.


Für die hervorragende Musikeinlage sorgte die gebürtige Serbin Vesna Petkovich. Hätte ein richtiger Musikgourmet diesen Bericht geschrieben, so hätte er in folgenden Worten ihren Auftritt zusammengefasst: "Eine perfekte Performance einer reifen Frau mit einer nicht weniger reifen und geformten Stimme wie die von Whitney Houston. Bei der Auswahl der Stilrichtung ihres Gesanges sollte sie jedoch am besten den Richtungen Jazz und Soul viel Beachtung schenken, damit die unteren Töne nicht dauernd im Halse stecken bleiben“. Ich bin aber kein 100-prozentiger Musikkenner und drücke mal ein Auge oder besser gesagt ein Ohr zu, wenn ich schon eine wunderschöne, tiefe und volle Stimme klingen höre, ein Bild wahrer Eleganz vor mir schweben sehe und einfach nur einen Schickimicki-Abend genießen kann. Im Übrigen ist Vesna Petkovich ein unausgesprochen eindeutiger Beweis, dass die Muttersprache eine besondere Melodie wiedergibt, die viel an Emotionalität und Gefühl mitbringt. Somit war ihr letztes Lied im Rahmen ihrer Performance im „wilden Mann“, im Vergleich mit eher melancholischen, depressiven, wenn auch selbstgeschriebenen Liedern, ein Tropfen Wasser auf die verwüstete Seele.

Natürlich durfte auch der Tanz an dem Abend nicht fehlen. Der Ansatz sollte darauf hindeuten, dass Diversität und Vielfältigkeit eine wichtige Sache sind, die viele Zusatzpunkte mit sich bringen. Die Tanzgruppe bestand aus folgenden Darstellern: Michael Munoz, Challyce Brogdon, Jana Drgonova, Laura Fischer, Agnés Girard, Dianne Gray, Sarah Schoch, Daphne van Dooren, Jura Wanga, Norikazu Aoki, Serge Desroches, mit seiner atemberaubenden Darstellung dem etwas in den Hintergrund geratenen Stepp-Dance, Bostjan Ivanjsic, Ruo Chen Wang, Michael Zabavik. Da die Tänzer aus Ländern wie Australien, Frankreich, Schweiz, Holland, Japan, China und Slowakei stammen, ergab sich ein perfektes Multikulti-Feeling. 
 

Da die Frauen eine starke Konkurrenz zu Beyonce machten, performte der männliche Part der Tanzgruppe nach dem Rythmus von Michael Jackson. Die Tanzkünste brachten alle zum Staunen, sodass sogar am Ende der Vorstellung die Zuschauer eher spärlich mit dem Applaus und den Bravo-Rufen blieben. Wohl wegen der eher späteren Stunde? Mir ging eine gewisse Note an Vollkommenheit und Vollendung, die bei jeder Performance von Bedeutung ist, ab. So wie ein Bild, soll alles einfach komplett und perfekt sein. So fiel mir der Versuch des Heads der männlichen Tanzgruppe, seinen Gurt zu zügeln, auf, wie ebenfalls der Street-Look der männlichen Beteiligten. Womöglich war dieser in die Performance einnezogen Für  Liebhaber und Hobbykünstler eine Anmerkung am Rande, die zur Perfektion führen könnte, jedoch für einen Profi eher eine Beleidigung wäre.


„Tanz Nite“ ist eine Tanz- und Musikshow, die von der Oper Wien mehrmals pro Jahr angeboten wird. Neugierige dürfen sich bereits für den 18.10.2012  Karten für die Vorstellung im „wilden Mann“  besorgen.
 

Varvara Shcherbak
 

Foto: Stano Novak


die-frau.at