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Die Jagd um den ersten Platz
12.12.2011

Bin ich die Erste? Bin ich die Beste? Wer ist dir eigentlich wichtiger? Der Hund, das Bier trinken mit deinen Freunden oder ich? Wenn du mich genug liebst, gehst du mit mir ins Theater statt dir die Fußballmeisterschaft im „Admiral“ anzuschauen!

Warum beschäftigen wir Frauen uns mit solchen unsinnigen Fragen? Wollen wir wirklich eine Antwort darauf? Und wenn die Antwort unseren Ansprüchen und Erwartungen nicht entspricht, quälen wir unseren „Schnucki“, bis er endlich den erwünschten Satz (unfreiwillig) ausspuckt. Der Sinn dahinter? Eigentlich keiner. Nur eine minutiöse Befriedigung einer minutiösen Schwäche oder einer minutiösen Befindlichkeit.


Man hört so oft in einem Kaffeehaus oder auf der Straße die Frauen laut über den Mann neben ihnen schimpfen: "Sie schaust du aber ganz anders an", "meiner Schwester hast aber zuerst die Jacke ausgezogen, etc.". Immer will Frau an erster Stelle sein. Wie viele hast du schon vor mir gehabt? Bin ich die Beste? Bin ich die Erste, mit der du Weihnachten mit ihrer Mutter feierst? Und und und…  Es wird dann sogar noch abstruser, indem sich Frauen darüber Gedanken machen, dass man als Frau im Bett eine Nummer abziehen soll, weil die Männer die ganze Zeit davon reden, dass eine die Sex-Göttin ist und die andere eher ein Flop beim Sex ist. Das geile Stöhnen kommt dann sehr unfreiwillig von alleine, nachdem man sich die Pornovideos als Beispiele nimmt.


Womit hängt das zusammen? Warum stecken wir in diesem Bewertungsmuster so fest? Was sind seine Wurzeln?


In der Schule wird jeder benotet. Jene die schlecht abschneiden sind die Nichtskönner und Nichtstuer und rücken daher auf die hintere Bank, werden automatisch zu den Außenseitern. Um beliebt und gefragt zu sein, sollte man haben: teure Klamotten, gute Noten, einflussreiche Eltern oder ein richtiger Säufer und Drogensüchtiger sein, um damit ein cooles Image in der eigenen Clique zu erlangen. Alleine die Suche nach diesem „Etwas“ und dann die Angst, man wäre eigentlich viel zu gewöhnlich und daher uninteressant, setzt einen ordentlich unter Druck. Man selbst zu sein und sein Ding durchzusetzen scheint in unserer Zeit nicht mehr auszureichen. Man sollte über dem Durchschnitt abschneiden. Sollte man tatsächlich. Nur darf man sich dabei nicht am falschen Vorbild orientieren. Bestenfalls erschafft man sich ein eigenes, bestehend aus eigenen Wünschen, Vorstellungen und Gefühlen. In jeder Clique, in jeder sozialen Gruppe gibt es wiederum eine Aufteilung, Bewertung nach Klasse, sozialem Status, Hautfarbe, Position in der Arbeit, Herkunft, etc. Den Druck eine höhere Position zu erlangen übersteht man kaum. Wenn man sie aber genau unter die Luppe nimmt, kann man leicht feststellen, dass alle Bewertungen, die sich einer erdenkt, nur die Geister seiner eigenen Fantasie sind. Unsere Unsicherheiten, die Bewertung unserer selbst, die wiederum von ersteren kommt, sind der Treibstoff für diese Fehleinschätzungen.


Indem wir uns selbst Gedanken darüber machen, was der oder die über uns denkt und anschließend unseren Verdikt bilden, urteilen wir schlussendlich über uns selbst. Es kan keiner ein Urteil über uns verhängen, das wir uns selbst nicht zuschreiben. Denn wir strahlen schließlich unsere Unsicherheit aus.


„Sie geht häufig einher mit der mehr oder minder ausdrücklichen Erwartung und/oder Anforderung an Dritte, dieselbe Wertung als hinreichend gerechtfertigte mitzuvollziehen.“ Diese Beschreibung vom Werturteil entstammt dem Wikipedia. Es ist leider so, dass die Gesellschaft uns viele Spielregeln vorschreibt. Wer mitspielt wird angenommen, die anderen gehen als Verlierer oder zumindest als Außenseiter heraus. „Eine Frau weiß nicht mehr, ob sie beim Sex so geil stöhnen soll, wie es in den Pornofilmen gezeigt wird“, teilte    eine Schauspielerin in einem Interview ihre Ansichten mit mir.


Einmal habe ich eine Phrase gesagt bekommen: „Für einen Mann hinterlässt eine Frau eine tiefe Spur in seinem Herzen, für eine Frau ist jeder Mann nur eine Sternschnuppen“. Große,  dünne, fesche und nicht fesche, mit blonden Haaren, kluge, interessierte, ausgebildete (und bei dem Wort höre ich auf, bevor sich die Liste ins Unendliche zieht), sie alle, haben sie genug Stolz, Selbstbewusstsein und verlieren gegenüber einem Mann ihr Gesicht nicht, sie sollten nur diese ihre Eigenschaften zuerst für sich selbst finden und selbst zu schätzen lernen, damit es die anderen merken.


Varvara S


 


die-frau.at