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Es riecht nach Freiheit und Abenteuer
14.03.2022
Robin Hood ist in aller Munde. Von Klein bis Groß ist der mutige Held, der den Reichen wegnimmt und den Armen gibt, bekannt. Man könnte glauben, nichts kann einen mehr überraschen. Doch Robert Persché schafft es wieder mal, dass wir uns in den großen Helden Robin Hood aufs Neue verlieben. Kennen und lieben haben wir Robert Persché durch seine Neubearbeitungen der Musicals „Aladdin und die Wunderlampe“ mit Ramesh Nair, Marjan Shaki und dem „Russkaja“ Stimmgiganten Georgij Alexandrowitsch Makazaria (www.die-frau.com berichtete: „Was macht der Inder im Orient?“) sowie „Der Zauberlehrling“ (www.die-frau.com berichtete: „Learning By Doing“) gelernt. 
 
„Jetzt haben wir lauter Ohrwürmer“ sagte der 11-jährige Jungredakteur, welcher sich am Tag der Aufführung dafür entschieden hat, sein Fechttraining zu schwänzen, um sich das Musical anzuschauen. Vielfach hat es sich ausgezahlt. Nicht nur wegen der Ohrwürmer, sondern auch, weil der motivierte Geist von Robin Hood (Christoph Steiner) jedem Kind etwas von seiner Euphorie und unerschüttertem Geist abgab. 
 

 
Die Grazer Oper verwandelt sich für einige Monate in Sherwood Forest und erzählt von Klein bis Groß die Geschichte vom Freiheitskämpfer Robin Hood. Während der König Richard Löwenherz (Tobias Kerschbaumer) auf Kreuzfahrt ist, „übernimmt“ sein geld- und ruhmgieriger Bruder John (Michael Großschädl) die Oberhand im Land. Im Gegensatz zu seinem Bruder hat Prinz John allerdings nur das Eine im Kopf: sich, sich und nochmal sich. 

Was keiner weiß: Prinz John lebt wohl in einer Vorstellungswelt, in welcher er die Wahrnehmung hat, die anderen sind die Bösen und er macht alles richtig. Umso auffallender ist sein „Wutlied“, stimmgewaltig und emotional von Michael Großschädl gesungen. „Ich bin so allein“, „keiner versteht mich“ und „umgeben von unnützem Blech“ sind wenige Ausschnitte aus dem Lied, welche am besten seinen emotionalen Zustand und die Hintergründe seiner Handlungen preisgeben. 
 
Damit hat er nicht ganz Unrecht. Denn seine treuen Diener Smart und Clever (die Namen kann man sich selbst leider nicht aussuchen; Dietmar Hirzberger und Stefan Moser) erkennen nicht einmal ihren eigenen Prinzen und schenken damit dem begeisterten Publikum einige Minuten Lacher, indem sie den ausgeraubten Prinz John mit Wasser übergießen und dann noch mit Eifer davonjagen. „Mami!“ ist dann schließlich das Einzige, was Prinz John noch rausbekommt. Zumindest bleibt ihm seine Gummibadeente treu. 
 
Nicht einmal Marian (Lisa Rothhardt) kann ihm die Augen auf sein Fehlverhalten öffnen: „Du unterdrückst dein eigenes Volk?“, so Marian zu Prinz John. „Wenn solltest du bitte schön sonst unterdrücken?“ ist seine knappe Antwort. 

 
Der Sheriff ist eine Frau
 
Prinz John übernimmt die Herrschaft über das Land, während König Richard Löwenherz auf Kreuzzug ist. Sein Ziel – so viel Gold zu sammeln wie möglich, dies ohne Rücksicht auf Verluste, weckt natürlich Unmut im Volk. So sammelt er jeden letzten Groschen von der Bevölkerung, unterstützt vom Sheriff von Nottingham. 
 
„Irgendwie war etwas anders an dem Sheriff“, sagt der 6-jährige Jungredakteur. Und damit hat er recht. Denn der Sheriff ist eine Sheriffin von Nottingham! Tini Kainrath hat ihre Rolle perfekt gemeistert. Ihre starke emotionale Stimme werden wir noch lange in unseren Köpfen nachklingen hören. 
 
Das Bühnenbild (Alexia Redl), die Regie (Michael Schilhan), die Lieder, das Schauspiel, Kostüme, alles zieht uns in den Bann und lässt die Geschichte miterleben. 
 

 
Von 3 bis 11 Jahren sowie jedem Erwachsenen werden sowohl durch die Lieder („Frei wie der Wind“, „Robin Robin Robin Hood“ etc.) als auch durch das erfrischende, zum Lachen bringende Schauspiel begeistert. 
 
Ein perfekter Abend im Sherwood Forest in der Grazer Oper.

vs

Fotos: Stella

die-frau.at