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Fux. Opernfest
25.06.2018
J. J. Fux komponierte seine „Kammeroper“ für einen beschwingten Abend bei Hofe in Wien.

1708 wurde die älteste erhaltene Oper des Steirers Johann Joseph Fux anlässlich des Namenstages seiner Kaiserlichen Hoheit uraufgeführt. Alfredo Bernardini dirigiert dieses Barockjuwel, in dem sich fünf Sänger 15 Arien teilen.

Ein Ohrengenuss für die gestresste Städterseele.


Die Geschichte ist, da denkbar simpel, schnell erzählt: Krieg – Sieger Ascanio – Besiegte Emilia – Liebe, die von Rachegelüsten überlagert wird – unterlegener Bruder schenkt dem Sieger Emilia – Mutter befiehlt Emilia Ascanio zu lieben – Hochzeit – Happy End.

Klingt nicht sehr romantisch. Für Zeiten der arrangierten Ehen war das aber wohl genug der Romantik und großen Gefühle.

In der Inszenierung Wolfgang Atzenhofers werden der Braut prompt mit einer Riesenschleife die Hände gefesselt, um sie so ihrem Bräutigam zu übergeben.

So bezaubernd die Barockmusik gespielt vom Barockorchester Zefiro ist, so gewöhnungsbedürftig ist der große Eroberer und Liebhaber mit Kastratenstimme. Countertenor Kai Wessel beeindruckt durch sein Können, auch wenn die Singstimme anfänglich eher befremdlich wirkt.

Unterstützt wird dieser Eindruck von seinem Kostüm, dessen Glitzer und Pomp ihn aussehen lässt wie einen Botschafter des Tuntenballes.

Das Duett mit der Bassstimme des Euandro (Mauro Borgioni) versöhnte uns allerdings mit dem Falsett des Julo Ascanio. Das hatte schon sehr viel Schönes!

Einstimmung in den Barockabend wurde vom Meister selbst geliefert. J. J. Fux (Christoph Steiner) sprach mit Glückgarten zu seinen Gästen und die fidelen Hirtenfelder gaben einen Vorgeschmack auf die barocke Musik. Das rang sogar dem grauen Himmel über Graz ein Lächeln in Form eines Regenbogens ab.
 

Weniger spritzig war die Einleitung des J. J. Fux im Saal, als er fragte, ob denn „ die Herren Eggenberg schon da seien und die Herren Lothringen und die Herren von der Raiffeisenbank“. Der Dümmste hat mitbekommen, dass die Veranstaltung unter dem Giebelkreuz stattfindet. Werbung für den Sponsor sollte auf der Bühne keinen Platz haben. Schade.

Es war ein kurzweiliger Abend, der im Glücksgarten bei Bohneneintopf, Sterz und Musik sein Ende fand. Gerne wären wir länger dort geblieben, wäre der Wettergott der Styriarte ein wenig mehr gewogen gewesen.
 

Und trotz des schönen Abends bleibt zu sagen: Harnoncourt fehlt.
 
 

KWH

die-frau.at