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Der Perfektionismus
27.03.2011
In einer Zeit, in der Models mit Barbie-Maßen die Vorstellung von Perfektion vorgeben, ist es für die meisten Frauen schwer, nicht vor lauter Selbstzweifel im Boden zu versinken oder vor lauter Selbstüberschätzung abzuheben. Immer mehr Menschen befinden sich in einer Identitätskrise, weil sie nicht wissen, ob sie das, was sie zu wollen glauben, tatsächlich wollen, oder ob sie selbst ein Produkt einer schönheits- und perfektionsbesessenen Gesellschaft sind. Wie findet man aus dieser Zwickmühle heraus und wie kann man leben, ohne sich den gesellschaftlichen Vorstellungen anzupassen?

Der Perfektionismus

Der Mensch hat in seiner Entwicklung schon so manche Epoche durchlebt. Kulturelle, wissenschaftliche und geschichtliche Errungenschaften ermöglichen uns unseren Lebensstandard, der, verglichen mit dem vieler anderer Länder, überdurchschnittlich ausfällt, für uns jedoch zum Alltag geworden ist. Doch an diesem Punkt hören wir nicht auf. Der Trend bewegt sich schon seit einigen Jahren in eine bestimmte Richtung und nun sind wir in einer neuen Epoche angelangt: Dem Perfektionismus.

Der Standard, den Models heute vorgeben, ist längst nicht an einer gesund schlanken Frau bemessen. Heute stolzieren beinahe Skelette über die Laufstege des Modehimmels und vermitteln Frauen weltweit ein krankhaftes Schönheitsbild. Junge Frauen, die eines Tages in den Kreationen von Oscar de la Renta, Calvin Klein oder Valentino zu glänzen träumen, schrecken längst nicht mehr davor zurück, dafür ihre Gesundheit zu opfern.

Doch nicht nur unser Äußeres wird von der Epoche des Perfektionismus gesteuert, auch unser Arbeitsverhalten hat sich geändert. Der Mensch wird, nein, er muss zu einer roboterähnlichen Gestalt werden, um sich den Ansprüchen des Marktes anzupassen. Höchste Präzision und fehlerfreie Abwicklung jeder Aufgabe sind gefragt. Angst vor Fehlern ist vorprogrammiert und jegliche Emotion nur ein Ablenkungsfaktor. Mitarbeiter mit eigener Meinung sind nicht erwünscht!

Wie in jeder Epoche hat sich auch unsere Gesellschaft bzw. unser gesellschaftliches Verhalten den hohen Ansprüchen angepasst. Jeder Ablauf muss bis ins kleinste Detail vorprogrammiert und perfekt angepasst sein. Dinge oder Menschen, die gegen den Strom schwimmen, werden entweder wie Falten eines Hemdes glatt gebügelt oder unter den Teppich gekehrt, um keinen massenhaften Ausbruch an Eigeninitiative und selbstständigem Denken zu riskieren. Jene wenigen, die dieses Verfahren überstehen, werden in den Schatten verdrängt.

Doch wie kann man diesem alles verschlingendem Strudel entkommen? Der einfachste Weg ist natürlich, mit dem Strom zu schwimmen. Wenn man jedoch ein Anhänger der Selbstdenker ist, dann kann man sich auf einen holprigen Weg einstellen, da einem die Gesellschaft jeden nur möglichen Stein in den Weg wirft. Mit dem richtigen Willen und der Überzeugung, man selbst sein zu wollen und nicht die tausendste Ausführung von Office-Barbie, Arzt-Barbie oder Shopping-Barbie, gibt es immer einen Weg seine Träume und Ziele zu verwirklichen. Eine Epoche mag zwar die Gesellschaft verändern, doch jedes Individuum kann selbst entscheiden, wie er oder sie sein Leben leben will.

(ks)

die-frau.at