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Nichts ist ewig oder Der Tod kommt nicht zweimal
05.11.2016
„Für mich ist das Stück mehr vom Leben“, erwidert Roland Penzinger, der eine Rolle im Stück „Bis morgen“ spi
elt, unserer Redakteurin wenn sie ihn über den Inhalt des Stückes anspricht. Etwas verwirrend auf den ersten Blick, wenn man zurückspult und feststellt, dass das gesamte Stück aus einem Gespräch zwischen einem alten Mann im Altersheim und dem Tod besteht. Was haben die zwei also mit dem Leben zu tun?
 
Ganz einfach. Es handelt sich vom Sinn und der Sinnhaftigkeit des Lebens. Ein ganz primitives Beispiel und doch aus der nächsten Nähe: ein alter Mann, der im Altersheim ist. Sein Alltag richtet sich nach den Mahl- und Ruhezeiten. Seine Mitbewohner verbringen jeden Tag im Kampf um die Fernbedienung, beim Zusammenstellen eines Puzzles aus 10.000 Teilen und weiteren gleichen Beschäftigungen. Ist das lebenswert? Der Regisseur Jacob Banigan zeichnet somit neben dem lahmen nicht lebenswerten Alltag eines Altersheimbewohners, wo jeder Tag gleich ist, die Sehnsüchte und die Leidenschaft der Menschen nach ihrem Fünfziger nach (gehen wir hier doch dem Wusch einer humanen Gleichbehandlung nach). Eindeutig wird der Wunsch nach Sexualität, auch wenn diese sich zumeist im Kopf abspielt, groß gefeiert. „Oben fit und unten dicht, mehr wünscht man sich fürs Alter nicht.“ 

 
Im Alter geht auch eine Rückblende auf das eigene Leben viel leichter und fällt auch kritischer aus. Die fehlende Chemie zwischen dem Schüler und dem Lehrer ist wohl dem mangelnden Interesse an dem Fach zu verdanken. Die Zwickmühle richtet im Endeffekt Leid an. Der alte Mann, Franz, hat sein Leben nie genießen gelernt.  
 
Die Zukunftsperspektive, ein Thema, das eigentlich jeden schon früh genug beschäftigen sollte, beschäftigt einen intensiv erst im Alter. Der Tod geht ein Mädchen, das der alte Mann auf den Namen „Kugelfisch“ aufgrund ihrer Körperdimension getauft hat, holen. Es ist an zwei Cheeseburgern erstickt. Paradox. Der alte Mann versteht die Welt nicht mehr, denn ihm wird das Leben geschenkt und ein Kind muss sterben. Der Tod erklärt, dass das Mädchen keine Zukunftsperspektive hat: der Vater vom Kugelfisch ist im Moment mit einer anderen Frau auf Urlaub. Und von der Mutter lernt es, dass alle Männer Idioten sind. Der junge Zivildiener, der im Altersheim sein Zivildienst macht, hat außer Kiffen und Feiern nichts im Kopf. Welche Zukunftsperspektive hat er? 
 

 
Und warum schließlich passiert es, dass junge Leute keine Zukunftsperspektiven mehr haben? Sexualität, Beziehungsleben, alles hat sich geändert. Manches zum Guten, manches ist wiederum in eine verkehrte Richtung gegangen. 
 
Und schlussendlich eine wichtige Botschaft: der Tod sucht sich seine Opfer nicht aus. Er kommt, weil er kommen muss, weil sich der Mensch so entschieden hat, abgesehen von den Attentaten oder Unfällen, die von jeweils jemand anderem verursacht wurden. Zum Lachen und gleichzeitig zum Weinen sind die vermeintlichen Unfälle, die aufgrund der menschlichen Leichtsinnigkeit (freundlich ausgedrückt) passieren: Ein Mann will seine Frau im Dunkeln erschrecken, die mit einem Prügel in der Hand steht. Das Ergebnis: Doppelmord. 
 
„Bis morgen“ – ein super unterhaltsames Kabarett-Stück mit Robert Blöchl und Roland Penzinger, bei dem gelacht und geweint wird und wo man sich im Endeffekt selbst beim Verlassen des Veranstaltungsortes Gedanken über das eigene Leben macht. Somit ist das Stück im wahrsten Sinne des Wortes „vom Leben“. 

VS

Fotos: Otto Reiter


die-frau.at