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PORNORAMA. Ein Männermärchen
24.11.2010
PORNORAMA ist eine gesellschaftskritische Komödie von Karen Köhler, die ihren Standpunkt zur Pornographie aufzeigt. Eine Frau, die nicht nachvollziehen kann, dass es Männer tatsächlich antörnen kann, wenn sie Videos ansehen, bei denen Frauen rein als Objekt der Begierde dargestellt werden. Auf dieses Unverständnis baut sich der Monolog „PORNORAMA. Ein Männermächen“ im Wesentlichen auf. Wie der Titel schon verrät, hält Karen Köhler Pornos für reine Männermärchen, welche den Vorstellungen von Frauen in der Realität kaum entsprechen.

Im gemütlichen Ambiente nimmt das Publikum Platz, währenddessen klebt die Hauptdarstellerin, Karen Köhler, mit rotem Klebeband einen vereinfachten nackten Frauenkörper und einen Penis an die Wand. Weiters breitet sie vorab des Monologes zu den Füßen des Publikums Unmengen an mehr oder weniger sexuell angehauchten Gegenständen aus. Manche davon sehr eindeutig, andere etwas fragwürdig, um sie mit Pornographie in Verbindung zu bringen. Das Publikum bekommt somit eine vage Vorstellung davon, was in der folgenden Stunde auf sie zukommen wird.

Karen Köhler erzählt wie diese Inszenierung zustande kam. Zusammenfassend: zwei Anrufe plus ihre freche und kreative Art führten zum Thema Pornographie, ebenso impulsiv und planlos entstand der Titel „PORNORAMA. Ein Männermärchen“. Dann erst begann sie mit der Recherche zum Thema und zog sich einen pornographischen Film nach dem anderen rein.

Sie stieß auf unglaubliche Szenarien. Schockiert erzählt sie, wie banal doch die Dialoge in einem Pornofilm sind. Hier ein von ihr genanntes Beispiel: „(Ding Dong) Wer ist da? Hier ist der Klempner. Oh, kommen Sie doch rein! Hi. Hi. Warum liegt denn da ein Wirsing auf dem Tisch? Das weiß ich nicht, aber könnten Sie mich bitte mal durchbumsen? Na, dann wolln wir das Rohr mal verlegen...“

Spontan und unverschönert spricht sie ihre Gedanken aus und treibt dem ein oder anderen Zuschauer die Schamesröte ins Gesicht. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter, es bleibt nicht nur bei verbalen Beschreibungen, sondern sie stellt jene exzessiv mit der afrikanischen Gummipuppe Lulu dar.

Karen Köhler gibt die erschreckende Daten und Fakten zur tatsächlichen Lage der Pornographie dem Publikum preis. Alle 39 Minuten wird ein neuer Porno gedreht, immer härter, immer schmutziger, am liebsten unter Benutzung aller Öffnungen einer Frau gleichzeitig. Schlussfolgernd schlägt sie ihre Gummipuppe brutalst und drückt ihr die Luft aus, denn körperliche Gewalt ist jene Steigerung, welche sie als nächste und noch einzig mögliche Steigerung der pornographischen Filme sieht. Die Pornoindustrie wächst wie keine andere. Dies ist auch einer der wenigen Berufe, wo Frauen bis zu doppelt so viel wie Männer verdienen. Und genau aus jenen Gründen prostituieren sich Frauen für Pornos, des Ruhmes und des Geldes wegen, auch wenn sie gerne mal Spaß als Grund angeben. Aber welche Frau mag es denn, wenn zig unbekannte Penise sie gleichzeitig penetrieren? Kondome finden in der Pornoindustrie kaum mehr Verwendung, diese gelten ja als unerotischer Liebestöter.

Wie alt wird durchschnittlich wohl ein Pornodarsteller? Die Lebenserwartung liegt bei durchschnittlich schockierenden 38 Jahren. Bei diesem Thema wird die Inszenierung PORNORAMA etwas makaber. Während Karen Köhler sich ihr weiteres Make-Over zur Gossenschlampe vornimmt, läuft ein Video. Laute Musik dröhnt aus den Lautsprechern, Karen Köhler sitzt abrockend am Boden vor einem Spiegel und hinter ihr werden die verstorbenen Pornostars und deren Todesursache gezeigt. Der Zuseher ist in einem Zwiespalt, lustig oder doch komplett daneben, man weiß nicht ob es in dieser absurden Situation angebrachter ist zu lachen oder zu weinen. Provokation pur!

Karen Köhler gewinnt durch ihre herzallerliebste Art die Herzen der Zuseher. Sie redet über Pornographie, und auch wenn sie keineswegs beschämt dabei wirkt, so scheint vermittelt sie doch eine verspielte und neugierige Kindlichkeit. Ihre Charakterzüge stehen im krassen Kontrast zum Thema.

Die Aufführung ist witzig und zugleich provokant. Es lohnt sich, einen der Folgetermine, 25., 27. November sowie 9. und 10. Dezember im Garage X, dem Theater am Petersplatz in Wien, wahrzunehmen.

(ik)

Fotos: Liewehr

die-frau.at