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Eifersucht ist männlich
17.11.2013
Im „Amphitryon“ wird die Zeugungsgeschichte von Herakles von einem anderen Blickwinkel erzählt. Die Inszenierung unter der Regie von Walter Meierjohann stellt die männliche Eifersucht und Ehre eines Mannes in den Mittelpunkt. Ganz fremd unserem Zeitgeist stellte brillant Jan Thümer (Rolle von Amphitryon und Jupiter) die Gefühle und Emotionen eines betrogenen Mannes dar. Dabei ist männliche Eifersucht beinahe unter den Geschichten über die gekränkten Frauen, die ihrem Mann unsichtbare Handschellen verpassen und jede Bekannte und Arbeitskollegin aufhetzen, beinahe zum Hollywood-Standard geworden. Da wird man im großen und ganzen über die Zickereien von unzufriedenen Frauen aufgeklärt, wobei der Mann abseits bleibt und zum Schluss die weniger lästige Partie oder lieber gleich eine dritte Unbefangene aussucht.


„Wenn du ich bist, wer bin dann ich?“

Sosias (Thomas Frank) wird von seinem Herren, dem thebanischen Feldherren Amphitryon, zu seiner Ehefrau Alkmene (Katharina Klar) geschickt, um die Botschaft auszurichten, ihr Gatte sei am Rückweg von einer glorreichen Siegesschlacht. Dabei trifft er auf den Sosias (Simon Zagermann) selbst, der behauptet, er selbst zu sein und den wahren Sosias einen Lügner und Betrüger nennt. „Nenne mir, wer ich sein soll! Ich kann doch nicht meiner Haut entspringen“, so der wahre Sosias. Sosias begibt sich somit auf die philosophische Suche nach seinem eigenen „Ich“. Wer bin ich?, wo komme ich her? und die wichtigste Frage: wo will ich hin? Diese stellt er dem anderen Socias und will von ihm unbedingt die Antworten darauf bekommen. Doch diese kennt alleine Socias, auch wenn Socias Nummer zwei jedes kleinste Detail über sein „Original“ kennt. Entweder man findet sich selbst oder nicht, in dieser Angelegenheit bleibt jedoch jede Wunderlampe hilflos.


Everybody loves nobody

Amphitryon kehrt nach Hause und wird von seiner Ehefrau, die in der vergangenen Nacht einen Besuch von Zeus in Gestalt von Amphitryon erhalten hat, mit den Worten „So schnell zurück“ empfangen. In Kürze wird es Amphitryon klar, das seine Frau ihn betrogen hat.

Das Stück hat eine zweideutige Bedeutung. Denn einerseits wird die Geschichte eines Betruges und männliche Eifersucht gezeigt, andererseits werden zwei Arten männlicher Liebe zu einer Frau dargestellt. Jupiter (Jan Thümer) ist ein zärtlicher Liebhaber, Amphitryon ist hingegen machtsüchtig und behandelt seine Frau als sein Eigentum. Im Endeffekt geht es Amphitryon bei der Beziehung mit Alkmene nur um die Verstärkung seines eigenen Selbstwertgefühls. Werde ich begehrt, so habe ich Macht über diese Person.

Alkmene selbst steht vor der Wahl zwischen dem wahren Gatten, demgegenüber sie ihre „Pflicht“ auszuüben hat, und dem feurigen Liebhaber, der Gestalt, wie sie ihren Ehemann gerne haben würde. Auch wenn die Vernunft spricht, entscheidet schließlich das Gefühl.

 Das Bühnenbild samt den Kostümen wurde hoch modernisiert, wobei die Abfahrt Jupiters und Merkurs durch die Trommeln angekündigt wurde. Am Rand der Bühne wurde ein kleines Schwimmbecken eingerichtet, das sogleich die reinigende Kraft für diejenigen, die sich dort gewaschen haben, zeigt. Die Inszenierung zeichnet sich außerdem dadurch aus, dass der Zuschauersaal in diese einbezogen wurde und man konnte die Witze oft sogar hautnah erleben.


Fotos: Lupi Spuma

die-frau.at