Am Donnerstag, dem 8. Juli 2010 eröffneten zahlreiche eingefleischte Slammer, so der ehrenwerte Tschif aus Graz, die wahlbeheimatete Wien-Josefstädterin Yasmin Hafelt (Ihres Zeichens Erfindern des TTS Wien), der Alltime-Favorit der Grazer Szene Paul Pizzera sowie zahlreiche weitere aus den verschiedensten Bundesländern angereiste, Konkurrenten das Hip-Hop und Rap-Festival Four Elements in Graz.
Zum Besten gegeben wurden eine Werbung für Selbstmord, Vorstellung einer Diplomarbeit über Poetry Slams, anregende Texte zum Thema Liebe, was nicht alles bio ist, Sticheleien zu verstorbenenen Landeshauptmännern, ein aufgeregtes Plädoyer zur Errettung von Knuts Klöten, eine Liebesbrief im Quellcode-Stil, sehnsuchtsvolle Lobeshymnen an die See und vieles mehr. Insgesamt 16 Texte standen zur Bewertung frei.
Aber jetzt habe ich so viel gesagt und noch immer nicht erklärt worum es eigentlich geht!
Haben Sie schon einmal ein Rap-Slam miterlebt? Zwei Individuen kämpfen einer Bühne mit Stift, Stimme und Papier als Waffe um die Gunst des Publikums. Gerappt wird ohne Regeln der Verbalität, mit „Disses“, Schimpftiraden und DJ im Hintergrund. Derjenige, der die Gunst des Publikums für sich gewinnen kann kommt eine Runde weiter.
Doch was sind nun Poetry Slams? Diese aufstrebende Welle der niveauvollen Unterhaltung sieht zunächst sehr stark nach einem Rap-Battle aus, zeichnet sich aber doch deutlich von seinem seelenverwandten ab. Gekämpft wird noch immer mit Stift, Stimme und Papier als Waffe, jedoch ohne musikalische Unterlegung, ohne verbale Angriffe gegenüber dem anderen und einzeln nach der Reihe. Wer sich auf die Bühne traut ist bereits ein Gewinner und wird herzlich willkommen geklatscht.
Die meisten Poetry Slams laufen über zwei bis drei Runden, in denen jeder Bewerber dem gespannten Publikum sein Bestes an Texten zu jeweils maximal fünf Minuten Redezeit zu Ohren stellt und sich danach von diesem bewerten lässt. Wie gewertet wird, von einer Hand voll Freiwilligen aus dem Publikum, von der ganzen Menge per Geklatsche, oder auf anderem Publikumseinbindenen Wege bleibt den Veranstaltern komplett selbst überlassen, wo jedoch allgemeiner Konsens herrscht ist beim Ursprung der Texte. Es muss aus der eigenen Feder stammen, einzige Ausnahme kurze Zitate.
Was erlaubt ist: Ablesen, schreien, springen, tanzen, das Publikum mit einbeziehen
Was nicht erlaubt ist: Jedwedes Hilfsmittel außer dem Blatt Papier oder dem Laptop zum ablesen, also keine Musik, kein Gesang, keine Verkleidungen, keine verbalen Angriffe (kann variieren, ist aber im Großen und Ganzen verpönt)
Was dabei herauskommt sind verbal und inhaltlich ansprechende zeitgemäß aufbereitete Wettbewerbe der Wortgewandten unter uns, die sich zur Bwertung stellen.
Zwar gibt es eine österreichische Poetry-Slam-Homepage (Link unten), jedoch sollte man sich nicht darauf verlassen, dass das alles ist, ist es nämlich nicht! Von Veranstaltungen hört man meist über Mundpropaganda oder die Plattformen der einzelnen Wettbewerbe, so hat das ganze jedoch noch ein bisschen einen Geschmack von Underground ;)
Wenn Ihr selbst Texte habt, die Ihr der Welt nicht verheimlichen wollt oder Interesse habt als begeisterter Zuschauer und Juror teilzunehmen, hier habe ich ein paar Links zusammengesucht, über die man durchaus fündig werden kann.
http://www.poetryslam.at
Minoritenslam Graz
http://www.miezemedusa.com/slam/minoritenkultur.php
Linzer Worte: http://linzerworte.blogspot.com/
Website der Miezemedusa: http://www.miezemedusa.com/slam/index.php
bsl